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Fliegen: Fliegen trotz Klimawandel: Was tun die Airlines fürs Klima?

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Fliegen trotz Klimawandel: Was tun die Airlines fürs Klima?

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    Nach den Vorgaben der EU soll der Flugverkehr bis 2045 Klimaneutralität erreichen. Doch bis dahin ist es noch ein schwieriger Weg.
    Nach den Vorgaben der EU soll der Flugverkehr bis 2045 Klimaneutralität erreichen. Doch bis dahin ist es noch ein schwieriger Weg. Foto: Heiko Stolzke dpa

    Bahnfahren ist umweltfreundlich, aber langsam. Die Frage, ob Flugreisen angesichts der akuten Klimakrise notwendig sind, muss jeder für sich entscheiden. Es ist eine Abwägung zwischen Wunsch und Wirtschaft. Wem wollte man ferne Reisen verbieten? Und wer möchte Branchen wie den Tourismus und die Luftfahrt durch Flugaskese in die Pleite treiben? Gegenwärtig beträgt der Anteil des Luftverkehrs am weltweiten CO₂-Ausstoß 3,5 Prozent. Das klingt nach wenig, aber die Herausforderung besteht darin, diesen Anteil nicht zu vergrößern - trotz wachsendem Luftverkehr.

    Der Flugverkehr soll 2045 klimaneutral sein


    Im Rahmen des Green Deal will die EU bis 2045 Klimaneutralität im Flugverkehr erreichen. Bereits 2015 wurde im Pariser Klimaabkommen beschlossen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um das zu erreichen, müssten laut Greenpeace Europas Airlines die Zahl ihrer Flüge um zwei Prozent senken. Das wird sicher nicht geschehen. Stattdessen suchen die Airlines nach Wegen, um weniger klimaschädlich zu fliegen. Prinzipiell geht es dabei um die Senkung des Kerosinverbrauchs. Denn weniger fossile Brennstoffe bedeuten weniger CO₂-Emissionen.

    Eine Möglichkeit wäre die Optimierung der Flugrouten. So hat die britische Universität Reading in einer Studie errechnet, dass auf der Route London-New York, eine der meist beflogenen Strecken der Welt, erheblich Sprit und somit mehr CO₂ gespart werden könnte, wenn die Flugstrecken sich flexibel an den Jetströmen ausrichten würden. So könnten die Jets entlang dieser Höhenwinde quasi surfen. Die Idee scheint sich jedoch für Fluglinien nicht zu rechnen, andernfalls, so spekulieren die Forscher, hätte man sie längst aufgegriffen. Wie sehr erhöhter Sprit und längere Wege dem Klima und der Wirtschaftlichkeit schaden, bekommen westliche Airlines wegen des gesperrten russischen Luftraums zu spüren. Sie müssen weite Umwege fliegen. Damit erhöht sich nicht nur der Kraftstoffbedarf um bis zu 40 Prozent, sondern auch die Flugzeiten um bis zu drei Stunden.

    Weniger Gewicht bedeutet weniger Kraftstoffe

    Weniger Gewicht bedeutet weniger fossile Kraftstoffe. Schon lange tüfteln die Luftfahrtbranche und ihre Zulieferer an leichteren Flugzeugen. Innovative Materialien und optimierte Frachtladungen spielen eine wichtige Rolle. Einer Recherche des Fachmagazins Flug Revue zufolge bestehen heutzutage die Gewichtsanteile eines modernen Airbus 350 aus 53 Prozent Faserverbundwerkstoffe, 19 Prozent Aluminium, 14 Prozent Titan, sechs Prozent Stahl und acht Prozent sonstige Werkstoffe. Der Kerosinverbrauch lässt sich im Vergleich zu ähnlichen Maschinen um rund 25 Prozent senken. Zugleich könnten verbesserte Technik und technische Innovationen zu treibstoffeffizienteren Flugzeugen führen. Greenpeace warnt vor zu viel Optimismus und rechnet mit maximal 30 Prozent Effizienzsteigerung bis 2050.

    Noch ist das mit grün erzeugtem Wasserstoff betriebene Flugzeug mindestens eine Dekade entfernt. Flugzeughersteller Airbus plant bis 2035 eine solche Maschine zu entwickeln. Bis dahin träumt die Luftfahrt ähnlich wie die Autobranche vom sauberen Kraftstoff. Die Idee ist einfach, die Verfahren komplex: Sogenannte synthetische Kraftstoffe werden aus Pflanzen, Ölen, Biomasse oder regenerativen Energien gewonnen.

    Nachhaltige Kraftstoffe sind noch viel zu teuer

    Die Rede ist von Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF, die bereits mit Flugbenzin gemischt in homöopathischen Dosen eingesetzt werden. Homöopathisch deswegen, weil diese synthetischen Kraftstoffe noch nicht industriell hergestellt werden, sondern meist nur im Rahmen subventionierter Forschungsprojekte. Sie sind folglich viel zu teuer. Kerosin macht aber ein Drittel der Gesamtkosten einer Fluggesellschaft aus. Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO geht davon aus, dass SAF bis 2050 Kerosin nur mit einem hohen Kraftaufwand ersetzen könnte. Es müssten dafür weltweit 170 neue Produktionsanlagen gebaut werden. Bis dahin wären Investitionen von 15 bis 60 Milliarden Dollar fällig - pro Jahr.  Bleibt den Airlines und den Passagieren vorerst nur, sich von aller Klimaschuld reinzuwaschen. Airlines wie British Airways, Air France oder Lufthansa legen für ihre Gäste werbewirksam grüne Programme auf. Passagiere können Bonusmeilen spenden, um damit SAF zu finanzieren, oder ihre Flüge mit einem Extra-Obolus kompensieren. Aber egal, wofür man sich entscheidet, es handelt sich in vielen Fällen mehr um einen Umweltablass, nicht um die tatsächliche Neutralisation des eigenen CO₂-Fußabdrucks. So hat das Öko-Institut e.V. in einer Studie herausgefunden, dass nur zwei Prozent der Kompensationsprojekte mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer zusätzlichen Reduktion der Emissionen führen.

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