Endlich sind Besucher in China wieder willkommen. Nach der rigorosen Abschottung während der Pandemie und einer schrittweisen Öffnung seit Beginn des Jahres wagt das Reich der Mitte nun den großen Schritt: Anfang Dezember wurde die Visumspflicht für fünf Staaten abgeschafft, darunter auch Deutschland. Die Regelung ist vorerst auf einen Aufenthalt von 15 Tagen beschränkt und gilt bis Ende 2024.
Veranstalter wie Gebeco jubeln. "Nach vielen guten Gesprächen mit unseren chinesischen Partnern freuen wir uns sehr über diese Entscheidung. Das ist ein Meilenstein in der Entwicklung der touristischen Chancen für das Reiseland China", sagt Thomas Bohlander, COO des Kieler Unternehmens, das vor über 40 Jahren als Pionier mit China-Reisen begann. Aber auch Individualisten können nun ohne Aufwand ins Land reisen. Der Kaiserpalast in Peking, die Terrakotta-Armee in Xian und die Mega-Metropole Shanghai sind ab sofort nur noch einen Fernflug entfernt.
China: Der Staat bestimmt, was die Bürger lesen dürfen
Doch bei aller Freude über die neue Reisefreiheit ins Reich der Mitte, ganz so schnell sollte niemand aufbrechen. Wer einfach sein Handy mit dem deutschen Tarif einsteckt, bezahlt nicht nur horrende Gebühren, sondern wird zugleich nicht alle Websites und Social Media ansteuern können. Der Staat bestimmt, was die Bürger lesen und wissen dürfen. Die sogenannte Great Firewall sorgt dafür, dass Websites und Apps wie Facebook, Instagram, Google, YouTube, X und WhatsApp gesperrt sind.
Einfach nur günstig telefonieren ist noch die leichteste Übung. Statt ein Vermögen mit dem deutschen Tarif für Anrufe nach Hause auszugeben, lohnt der Kauf einer chinesischen SIM-Karte, die man gegen die eigene austauscht. Die gibt es in den Läden gleich am Flughafen und sie kann nach Bedarf aufgeladen werden. Damit kann man günstig Auslandsgespräche führen und ins Internet gehen – allerdings nur auf die Websites, die China erlaubt.
Überwachung: Worauf Touristen in China achten müssen
Danach wird's etwas komplizierter. Keine gute Idee ist es, sich auf das Gratis-WLAN im Hotel zu verlassen und mit der deutschen SIM zu surfen. In so einem Fall muss der Nutzer damit rechnen, dass nicht nur Big Brother mitsurft, sondern auch damit, dass wie in jedem kostenlosen Netz auf der ganzen Welt die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Online-Aktivitäten wie Geldüberweisungen sind daher riskant. Die preisgünstigste Möglichkeit zu telefonieren und unzensiert in China zu surfen, läuft über WhatsApp. An diese gesperrte App kommt man in China aber nur via VPN (Virtual Private Network). Die Einrichtung von VPNs ist schon lange keine Hexerei mehr, aber sie sollte vor der Abreise in Deutschland erledigt werden. In China sind VPNs nicht illegal. Es gibt sogar chinesische, die logischerweise gewissen Einschränkungen unterliegen und daher nicht zu empfehlen sind. Ausländische VPNs wiederum sind chinesischen Bürgern verboten. Aber bei Reisenden mit ausländischem Pass interessiert das keinen.
Smartphone im Asien-Urlaub: Einige Anbieter verkaufen internationale Datenpakete
Alle VPNs, die wirklich tauglich für China sind, verlangen Gebühren. Wer noch ein älteres Handy besitzt, das noch keine eSIM nimmt, vergleicht auf den einschlägigen Tech-Portalen wie Comparitech.com, welches VPN für China gut abschneidet. In der Regel muss man ein monatliches Abo für ein paar Euro pro Monat buchen. Zum Glück gibt es Probeabos, die sich nach einem Monat wieder kündigen lassen. Alle Smartphones neuerer Bauart akzeptieren inzwischen eSIMs, das heißt, die SIM-Karte wird nicht mehr analog eingesetzt. Das hat den Vorteil, dass der lästige Austausch der winzigen Kartenchips entfällt. Zudem kann man nun gleich mehrere Verträge mit unterschiedlichen Vertragspartnern abschließen und einfach von einem zum anderen Netzwerk per Wisch wechseln. Diese Entwicklung hat neue Serviceanbieter auf den Plan gerufen, die sich auf reisende Kurzzeitnutzer konzentrieren. Firmen wie Airalo, Holafly oder Truphone verkaufen internationale Datenpakete für bis zu 90 Tage entweder mit festgelegten oder unbegrenzten Datenvolumen zu einem festen Preis. Der Kunde legt lediglich das Land und die Dauer fest. Für China bieten diese Dienste automatisch VPN an, mit dem man via WhatsApp oder Skype telefonieren und chatten kann bzw. auf Facebook und Co. kommt.
In ganz China wird mittlerweile digital bezahlt
Wer angesichts all dieser Umstände beschließt, das Handy lieber daheim zu lassen, ist schlecht beraten. In ganz China wird mittlerweile digital bezahlt. Egal, ob Taxi oder Einkauf, Museumseintritt oder Zugfahrt – selbst Bettler haben ihre eigenen QR-Codes für pekuniäre Zuwendungen. Erst vor wenigen Monaten hat Pekings Regierung den Weg freigemacht, damit ausländische Besucher einfacher vor Ort bezahlen können. Die beiden größten Zahlungssysteme in der Volksrepublik, Alipay und WeChat, akzeptieren jetzt auch Diners Club, Mastercard, JCB und Visa von ausländischen Banken. Das bedeutet, dass auch die Kreditkarte von der heimischen Sparkasse funktioniert. Wer folglich die chinesischen Bezahl-Apps herunterlädt, kann bargeldlos im Reich der Mitte bezahlen. Doch Achtung: Der Verfassungsschutz warnt davor, dass beide Apps vor der Kontrollwut des Regimes nicht geschützt sind. Zu Hause sollten diese Apps sofort wieder deinstalliert werden.