Wer beim nächsten Städte-Trip nach London auf den Flieger verzichten möchte, hat eine Alternative: Zugfahren. Der britische Zugbetreiber Eurostar verbindet seit Jahren die Metropolen London, Paris und Brüssel miteinander. Doch demnächst kommen neue Verbindungen hinzu: Dann müssen London-Reisende nicht mehr erst mit einem anderen Zug nach Brüssel oder Paris, sondern können sich direkt in einen Eurostar setzen. Welche Verbindungen es gibt, was die Fahrten kosten und wie es seit dem Brexit mit Grenzkontrollen aussieht, ist in diesem Überblicksartikel zusammengefasst.
Eurostar von Deutschland nach London: Verbindungen und Stationen
Es ist nicht selbstverständlich, dass man eine so große Insel auf Schienen erreichen kann: Die Hochgeschwindigkeitszüge durchqueren auf dem Weg nach Großbritannien den Ärmelkanal durch den Eurotunnel, den längsten Unterwassertunnel der Welt. Folgende Städte verbindet der Eurostar derzeit, manche davon aber nur saisonal:
- London
- Ebbsfleed
- Ashford
- Calais
- Lille
- Brüssel
- Rotterdam
- Amsterdam
- Paris
- Marne-la-Vallée (Disneyland)
- Lyon
- Avignon
- Moûtiers
- Aime la Plagne
- Marseille
Eurostar nach London: Neue Verbindungen von Deutschland aus
Hochgeschwindigkeitszüge mit dem Eurostar-Logo könnten demnächst auch auf Deutschlands Schienen zu sehen sein. Das hat damit zu tun, dass das Unternehmen Eurostar International mit dem belgischen Bahnbetreiber Thalys Group - beides Tochterfirmen der französischen Staatsbahn SNCF - fusioniert hat und dann zur Eurostar Group wurde.
Die Thalys-Züge verbinden seit Mitte der 1990er-Jahre Paris und Brüssel mit deutschen Städten im Ruhrgebiet und Rheinland. Dazu gehörten bislang:
- Dortmund
- Essen
- Duisburg
- Düsseldorf
- Düsseldorf Flughafen
- Köln
- Aachen
Noch dieses Jahr sollen diese Züge unter dem Namen Eurostar fahren. Das klingt zunächst schlicht nach einer Umetikettierung der Züge. Allerdings ergibt sich für Bahnreisende ein Vorteil aus dem Zusammenschluss: Fahrgäste buchen die Fahrt nach London in einem einheitlichen Buchungssystem. Das spart Zeit und Stress. Denn vorher musste der Weg nach Brüssel oder Paris, um zum Eurostar nach London zu gelangen, über einen anderen Anbieter gebucht werden. Dennoch müssen die Reisenden weiterhin in Frankreich oder Belgien umsteigen, eine Direktverbindung wird es nicht geben.
Dass die Reise von Deutschland nach Großbritannien künftig über einen Zugbetreiber läuft, hat einen weiteren Vorteil: Falls es zu Verspätungen kommt und Passagiere ihren Anschluss verpassen sollten, sind diese besser abgesichert. Auch Reklamationen und Umbuchungen sollten mit dem gemeinsamen Buchungssystem einfacher ablaufen.
Eurostar von Deutschland nach London: Preise und Buchungen
Die Preise für eine Fahrt schwanken je nachdem, wann die Reise ansteht, von wo aus man in den Hochgeschwindigkeitszug steigt, und wie früh im Voraus man die Fahrt bucht. Wer etwa einen Monat vor dem Reisedatum eine Fahrt von Köln nach Brüssel (derzeit noch mit Thalys) und mit dem Eurostar weiter nach London möchte, zahlt je nach Reiseklasse zwischen 137 und 410 Euro. Mit einer noch früheren Buchung - oder kombiniert mit Angeboten - kann die Fahrt allerdings günstiger ausfallen.
Wie viel eine Reise genau kostet, lässt sich im Buchungssystem von Eurostar ermitteln. Doch auch über andere Anbieter kann man Eurostar-Fahrten buchen, wie etwa über das Portal Trainline. Dabei muss man aber oft die Fahrt zum Umstiegsbahnhof gesondert buchen.
Eurostar von Deutschland nach London: Grenzkontrollen
Der Brexit, also der Ausstieg Großbritanniens aus der EU - ging auch am Eurostar nicht spurlos vorüber. Denn seitdem müssen die Fahrgäste des Hochgeschwindigkeitszugs mit Grenzkontrollen rechnen. Das gilt für Briten wie auch für Festland-Europäer gleichermaßen: Britische Reisende müssen ihre Dokumente bei der Ein- und Ausreise aus der EU abstempeln lassen, EU-Bürger müssen ihren Pass zeigen und so nachweisen, dass sie die britischen Einwanderungsbestimmungen einhalten.
Die Passkontrollen, die vor der Grenzüberschreitung an den französischen, belgischen und niederländischen Bahnhöfen stattfinden, verlangsamen den Eurostar-Betrieb enorm. Im Januar 2023 erklärte das Unternehmen, dass manche Züge wegen der langwierigen Kontrollen zu fast einem Drittel weniger ausgelastet werden könnten. "Wir waren nicht in der Lage, das Serviceniveau von 2019 wieder zu erreichen, weil die Grenzkontrollen zu langsam sind", erklärte Gwendoline Cazenave, Vorstandsvorsitzende von Eurostar.
Wer also in Paris oder Brüssel in den Eurostar zusteigt, sollte früh genug am Gleis sein. "Früher haben wir unsere Kunden gebeten, eine halbe Stunde vor dem Zug anzukommen, jetzt ist es eine Stunde", so Cazenave.
In Deutschland gibt es noch keine Grenzkontrollen für Eurostar-Reisende. Dafür wäre nämlich ein besonderer Bahnsteig mit Gepäck- und Passkontrollen notwendig, wie es ihn bisher in Deutschland nicht gibt. Allerdings gibt es Medienberichten zufolge bereits Überlegungen, ein solches Terminal in Köln einzurichten. Dann wäre etwa eine direkte Fahrt von Köln nach London denkbar.