Es ist ein wenig Schnee gefallen in den letzten Tagen. Das macht Kufstein noch ein wenig gemütlicher. „Die Perle Tirols“, wie sie im Kufstein-Lied besungen wird, hat sich hübsch gemacht. Die Gassen mit den typischen Tiroler Häusern sind weihnachtlich dekoriert. Auf den Weihnachtsmärkten glänzen nicht nur Christbaumkugeln in allen Farben um die Wette. Also schnell noch einmal Weihnachtsgefühl tanken. Bei einem Stadtbesuch mit einem der ungewöhnlichsten Weihnachtsmärkte weit und breit verbinden, mit Naturerlebnissen, feinem Essen und Musikveranstaltungen auf hohem Niveau. Das Städtchen am Inn, nur zwei, drei Zugstunden von Bayern entfernt, eignet sich für einen spontanen Ausflug. Dazu gleich ein Tipp: Wer dort oder in einem der kleinen Dörfer des Kufsteiner Landes übernachtet, kann Geld sparen.
Zum Weihnachtsmarkt auf die Kufsteiner Festung
Ein Höhepunkt für alle, die Christkindlmärkte lieben, ist der „Weihnachtszauber“ auf der mittelalterlichen Festung. Hinauf geht es über einen überdachten Treppengang oder (Achtung, Warteschlange!) mit dem gläsernen Aufzug. Oben in der Festungsarena, wo im Sommer Musicals wie „Sister Act“ aufgeführt werden, sowie in den geschichtsträchtigen Kasematten der Burg reihen sich die Stände aneinander. Während im Hof Speis und Trank locken und Musikgruppen spielen, findet sich der eigentliche Schatz, wie es sich im Märchen gehört, verborgen im Inneren.
Der Schwerpunkt in den Gewölbegängen, in denen es sich auch bei Kälte oder Schauern gemütlich bummeln lässt, liegt auf regionalem Handwerk und Kulinarik. An rund 100 Ständen gibt es ein kreatives Weihnachtsangebot: Kleidung und Accessoires, Schmuck, Schnitzereien, Christbaumschmuck, Kinderspielzeug, Dekorationsobjekte. Dazu Produkte von Biobauern, Manufakturen und Konditoren. Einigen Handwerkern und Handwerkerinnen kann man bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen oder in der Bastelwerkstatt sogar selber Hand anlegen.
Lokalkolorit hat die Treibholz-Kunst von Othmar Gstöttner. Sonst eher an Nord- oder Ostsee zu finden, verwendet der Tiroler Holz, das vom Inn glatt geschliffen wurde. Er setzt es um in Objekte mit einem rauen, fast meditativem Charme. Passend zur Jahreszeit finden sich moderne Adventskränze, Kerzenständer und Engel im Angebot, es gibt aber ebenso Bilderrahmen und Tierskulpturen, die der Fantasie Spielraum lassen.
„Weihnachtszauber“ in Kufstein: Der jüngste Lebzelter Österreichs
Auch Florian Kitzbichler ist vertreten. Er ist, wie er sagt „der jüngste Lebzelter Österreichs“, womöglich habe er als letzter seiner Zunft den Gesellenbrief erhalten. Lebzelten, die es früher das ganze Jahr über gab, will er als Kulturgut lebendig erhalten; 2020 hat er sich dazu selbstständig gemacht. Aus regionalen Zutaten produziert der junge Mann eine breite Palette von Lebkuchen, von den klassischen Elisen bis zu Himbeer-Stangerln und - typisch Österreich! - Kürbiskern-Lebkuchen. Ebenfalls sehr österreichisch und empfehlenswert: Mozart-Lebkuchen, die sehr an die leckeren Mozartkugeln erinnern.
Ein weiterer Weihnachtsmarkt findet sich, zurück in der Stadt, im Stadtpark. Hier verkaufen vor allem Vereine und regionale Handwerker ihre Waren. Es gibt keine Warteschlange, dafür garantiert selbstgemachte regionale Leckereien wie Zillertaler Krapfen und Tiroler Kiachl, das teilweise auch herzhaft mit Sauerkraut gefüllt sind. Wer vor einem Bummel lieber geschützt verschnaufen will, kann dies in einem der netten Cafés tun und sich dann auf die Suche nach Mitbringseln in den vielen Gassen - besonders malerisch: die Römerhofgasse - begeben.
Kufstein im Winter bedeutet aber weit mehr als ein Städtetrip. Eine, die dazu beiträgt, ist Maria Bachmann. Sie stammt aus Erl, einem der acht Dörfer, die gemeinsam mit der Stadt das Kufsteiner Land bilden. Im Sommer bietet sie Kräuterwanderungen, im Winter Workshops an. „Im Kufsteiner Land sind Stadt und Natur schon immer eng verbunden gewesen“, sagt die Phytotherapeutin. Das möge auch mit der Lage am Fuß des Kaisergebirges zusammenhängen. „Kräuterpower macht winterfit“ heißt ein Kurs für Salben und Tees, den sie jede Woche gibt. Für Maria Bachmann gehören Kräuter schon immer dazu, Schlüsselblumen sammelte sie bereits als Kind im Frühling mit der Mutter, um sie für die Herbst- und Winterzeit als Hustentee zu trocknen.
Heute aber hat sie zum Basteln mit Naturmaterialien geladen. Die Misteln, Hagebutten, Waldreben, Moos und Zapfen für die Kränze hat sie wenige Stunden zuvor auf einem Spaziergang gesammelt. „Im Winter tut es gut, sich zurückzuziehen und etwas Schönes zu gestalten“, findet sie. „Die Jahreszeit ist hier im Kufsteiner Land besonders mystisch.“
Winter im Kufsteiner Land: Essen, Wanderungen und Führungen
Auf die Spuren dieser Mystik können sich Gäste nicht nur mit Maria Bachmann begeben, sondern auch bei einem Räucher-Workshop. Im Ortsteil Hinterthiersee erklärt Christine Kichmair, welche Wirkungen Beifuß, Holunder und Fichtenharz entfalten. Räuchern ist hier nicht erst in den letzten Jahren modern geworden. Kufsteinerinnen wie Margret Winkler erinnern sich daran aus ihrer Kindheit. „Ich bin immer in den Raunächten mit meiner Oma durchs Haus gegangen zum Räuchern, um die bösen Geister zu vertreiben und die guten Geister einzulassen. Die Oma hat das übrigens mit einem alten gusseisernen Bügeleisen gemacht“, erzählt sie.
Auch viele andere Naturwanderungen, etwa ins abgeschiedene Kaisertal, und Workshops gehören neben den klassischen Stadtführungen zum Winterprogramm. Für all das benötigt man Zeit, damit all die Erholung sich nicht doch in Stress verwandelt. Eine Übernachtung lohnt nicht nur der Entschleunigung wegen. Gäste der gediegenen Gasthöfe - etwa dem alteingesessenen Hotel Dresch in Erl, das zudem ein bezahlbares Hauben-Restaurant beherbergt - erhalten die Kufsteinerland-Card. Mit dieser Gästekarte sind die Führungen, Wanderungen und Workshops kostenlos, ebenso Busfahrten. Für viele Eintritte gelten Ermäßigungen.
Neben Einkaufen, Gaumenfreuden, Natur und einem Hauch Mystik hat Kufstein echte Hochkultur zu bieten. Also raus aus der Winterjacke und rein ins kleine Schwarze! Denn zu den Tiroler Festpielen Erl erscheint das Publikum aufgebrezelt. Das futuristische Festspielhaus am Berghang vor Erl stammt aus dem Jahr 2012. Der Saal mit Wänden aus kanadischem Akazienholz hat über 700 Plätze und eine hervorragende Akustik; das Programm ist hochkarätig. Dafür bürgt der Starttenor Jonas Kaufmann, der in September die Intendanz übernommen hat. Festspiele finden hier mehrmals im Jahr statt. Die Wintersaison 2024/2025 dauert noch bis 6. Januar. Für einige der Aufführungen sind noch Karten zu haben. Und wenn Sie all das nicht mehr schaffen, lohnt sich die Reise auch ab Mai besonders. Dann nämlich beginnen die Erler Passionsspiele mit 400-jähriger Tradition.
Die Autorin recherchierte auf Einladung des Tourismusverbandes Kufsteinerland.
Winter-Highlights 2024/2025 im Kufsteiner Land
- Weihnachtsmarkt: Bis 22. Dezember im Stadtpark Kufstein, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 16 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 20 Uhr.
- Weihnachtszauber: Bis 22. Dezember auf der Festung Kufstein, Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.
- Vorweihnachteln mit den Officers: 23. Dezember, 20 Uhr, Kulturfabrik Kufstein.
- ORF-Live-Übertragung des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker: 1. Januar, Kulturquartier Kufstein.
- Fest der 1000 Lichter: Stimmungsvoller Lichterglanz in der Stadt, 3. bis 5. Januar, 16 bis 21 Uhr.
- Tiroler Festspiele Erl: Bis 6. Januar im Festspielhaus, Karten unter www.tiroler-festspiele.at
- Erlebnisprogramm: Wanderungem, Führungen, Workshops und mehr unter www.kufstein.com
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