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Entdecke Gargano: Zwischen Bergwandern und Strandurlaub

Apulien

Zwischen Himmel und Meer: Bergidylle und Strandvergnügen im Gargano

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    Die Bucht von Mattinata erstreckt sich zwischen zwei Höhenzügen.
    Die Bucht von Mattinata erstreckt sich zwischen zwei Höhenzügen. Foto: Ulf Lippmann

    Urlaub am Meer oder in den Bergen? Oft genug sorgt diese Frage für Diskussionen oder gar Streit bei der Reiseplanung. Dabei ist die Lösung manchmal so einfach: Beides! Im Nationalpark Gargano in Apulien scheinen die Berge direkt aus dem Mittelmeer aufzusteigen. Kein welliges Hügelland oder sanftes Vorgebirge, nein, schon die Steilküste am Strand ragt rund 100 Meter senkrecht in die Höhe und kurz dahinter fühlt es sich richtig alpin an.

    Felsen liegen auf den Wiesen, die im Frühling und Frühsommer voller bunter Blumen sind. Etwas höher am Monte Sacro beginnt ein fast mystischer Steineichenwald, bevor dann die Ruine der alten Abtei Santissima Trinita di Monte Sacro erreicht ist, die seit Jahrhunderten verlassen ist und aufs Schönste vor sich hin verfällt. Bögen, Kuppeln, Reste alter Fresken und überwucherte Mauern bilden tief im Wald eine fast märchenhafte Kulisse.

    Die Abtei Santissima Trinita di Monte Sacro ist seit Jahrhunderten verlassen.
    Die Abtei Santissima Trinita di Monte Sacro ist seit Jahrhunderten verlassen. Foto: Ulf Lippmann

    Erst der Blick vom Waldrand herunter nach Mattinata und aufs nahe türkisblaue Mittelmeer bringt die Orientierung zurück und der Gedanke daran, in einer runden halben Stunde die Bergerlebnisse dort unten in einer Strandbar Revue passieren zu lassen und schnell noch einmal die Füße ins Wasser zu stecken, zaubert ein breites Lächeln ins Gesicht.

    Man muss schon genau hinschauen, um die Schönheit der kleinen wilden Orchideen im Nationalpark Gargano zu entdecken.
    Man muss schon genau hinschauen, um die Schönheit der kleinen wilden Orchideen im Nationalpark Gargano zu entdecken. Foto: Ulf Lippmann

    Doch die Bergwiesen rund um Mattinata sind auch einen zweiten und dritten Blick wert. Nirgendwo in Europa blühen so viele wilde Orchideen, wie im Gargano. Rund 80 Sorten gibt es in Süditalien, mindestens 60 blühen im Frühling im Gargano. Wer allerdings tropisch üppige Blütenpracht erwartet, wird enttäuscht. Die botanischen Kostbarkeiten sind oft nur winzig und werden leicht übersehen.

    Dieses Knabenkraut wird auf Italienisch auch „kleiner nackter Mann“ genannt. Wer genau hinschaut, versteht, warum.
    Dieses Knabenkraut wird auf Italienisch auch „kleiner nackter Mann“ genannt. Wer genau hinschaut, versteht, warum. Foto: Ulf Lippmann

    Gut, dass Angela Rossini dabei ist, die sich ganz und gar den wilden Orchideen im Gargano verschrieben hat. Die ehemalige Lehrerin kam vor Jahrzehnten der Liebe wegen nach Mattinata, „aber irgendwie habe ich den Gargano mitgeheiratet“, sagt sie und lächelt. Ein ausführliches Buch über die heimischen Orchideen hat sie geschrieben und sogar eine ganz neue Orchidee entdeckt. Als es darum ging, der Pflanze einen Namen zu geben, hat sie die Blume nicht nach sich selbst benannt, wie es bei Forschern durchaus üblich ist, sondern sie ihrer Heimatstadt gewidmet: Ophrys Mattinatae gehört zur Familie der Ragwurzen und hat rosafarbene Blüten mit dunklen Details. Die Blüten imitieren ein Insekt, um damit vermeintliche Artgenossen zur Bestäubung anzulocken.

    Angela Rossini hat sich ganz den Orchideen ihrer Heimat verschrieben.
    Angela Rossini hat sich ganz den Orchideen ihrer Heimat verschrieben. Foto: Ulf Lippmann

    Nach einer Orchideenwanderung mit Angela Rossini ist der Blick geschult und plötzlich sind überall Orchideen. Knabenkräuter auf dem Weg zum Parkplatz am Strand, Hummelragwurz unter den Olivenbäumen am Straßenrand und selbst hinterm Restaurant am Stadtrand findet sich eine blühende Rarität.

    Traumhafte Buchten am Sporn des Stiefels

    Nach so viel Botanik kommt ein fast pflanzenfreier Strandtag gerade recht. Die Bucht von Mattinata spannt sich wie ein weiter Bogen zwischen zwei Bergrücken und am kilometerlangen Kiesstrand gibt es Bars, Liegen und Schirme fürs klassische Badevergnügen. Doch entlang der Küste finden sich noch viel mehr Badebuchten mit teils dramatischen Steilküsten oder fantastischen Felsformationen im und am Wasser. Am Ende schmaler Zufahrten, die von der Küstenstraße abgehen, liegen dann ein kleiner Parkplatz, ein Hotel oder eine Pension und die ganz persönliche Traumbucht.

    Die weißen Kreidefelsen der Baia Vignano erheben sich steil aus dem Meer.
    Die weißen Kreidefelsen der Baia Vignano erheben sich steil aus dem Meer. Foto: Ulf Lippmann

    Die Italiener lieben den Gargano als Urlaubsort, ausländische Gäste sind zwar nicht selten, aber ein kleiner Geheimtipp ist der Sporn am italienischen Stiefel durchaus noch.

    Das könnte auch daran liegen, dass die Anreise zum Beispiel aus Bayern etwas langwierig ist. Wer nicht mit dem Auto fahren mag, kann nach Bari fliegen, braucht dort aber einen Mietwagen, mit dem es dann rund zweieinhalb Stunden nach Norden geht.

    Um die Natur des Gargano zu erkunden, ist aber zum Glück kein Auto mehr nötig. Ob zu Fuß durch die Küstenwälder und zu den Steilküsten oder mit dem Mountainbike auf die Berge im Hinterland, die Möglichkeiten sind vielfältig. Auch für ernst zu nehmende Bergwanderungen bieten sich die Höhenzüge an.

    Kleine Agenturen vor Ort helfen bei der Organisation von Ausflügen in die Umgebung und bieten auch geführte Wanderungen und Radtouren an. Matteo Prencipe zum Beispiel erläutert am Strand, woher die dunklen Linien in den weißen Kreidefelsen kommen und beschreibt, dass die Bucht Baia Vignano mit ihren weißen Steilküsten vom Meer aus wie eine große Möwe aussieht.

    Mehrere Jahrtausende alt sind diese Vasen im Museum von Mattinata. Das Volk der Daunen hat einst in der Region gelebt und zahlreiche Spuren hinterlassen.
    Mehrere Jahrtausende alt sind diese Vasen im Museum von Mattinata. Das Volk der Daunen hat einst in der Region gelebt und zahlreiche Spuren hinterlassen. Foto: Ulf Lippmann

    Auch wer alten Kulturen nachspüren will, wird in und um Mattinata fündig. Es geht um Daunen, die nichts mit Federbetten zu tun haben, sondern ein Volk waren, das vor Jahrtausenden in Süditalien gelebt und spannende Spuren hinterlassen hat. Schon sehr früh von den Bewohnern des alten Daunien fasziniert war Matteo Sansone, der Apotheker von Mattinata, der deren Kultur erforscht und viele antike Artefakte gesammelt hat. Nach dem Krieg hat er den Bauern Vasen und Töpfe abgekauft, die sie bei der Arbeit auf ihren Feldern gefunden haben. So manches Medikament habe er damals auch gegen Altertümer getauscht, heißt es.

    Kultur der Daunen: Für die Sammlung des Apothekers wurde ein eigenes Museum gebaut.

    Mit der Zeit baute er so eine Sammlung auf, die ihresgleichen sucht und jetzt, 32 Jahre nach seinem Tod, das Kernstück eines neuen Museums in Mattinata bildet. Kunstvoll behauene Steinstelen und Keramiken mit faszinierenden Mustern sind dort zu sehen. Ihre Farbigkeit und der gute Zustand lassen vergessen, dass die Stücke Jahrtausende alt sind.

    Friedhof mit Aussicht: Auf dem Monte Saraceno haben die Daunen vor Jahrtausenden ihre Toten bestattet.
    Friedhof mit Aussicht: Auf dem Monte Saraceno haben die Daunen vor Jahrtausenden ihre Toten bestattet. Foto: Ulf Lippmann

    Für ihre Toten hatten sich die Daunen auch einen ganz besonderen Platz ausgesucht. Auf dem Monte Saraceno, der fast wie eine Halbinsel ins Meer ragt, wurden die Toten in Felsengräbern bestattet, die in den Boden gehauen wurden und noch heute gut sichtbar sind. Noch immer werden dort Grabbeigaben gefunden und die Forschung über die Daunen, die auch regen Handel übers Meer getrieben haben, ist noch lange nicht am Ende.

    Mattinata und Monte Sant Angelo waren früher eine einzige Gemeinde

    Seit Jahrhunderten eng mit Mattinata verbunden ist die Stadt Monte Sant‘Angelo. Bis vor einiger Zeit bildeten beide Städte eine Gemeinde, Mattinata unten nahe an der Küste und Monte Sant‘Angelo oben auf dem Berg.

    Wem es unten zu heiß ist, findet hier oben ein kühles Lüftchen, fantastische Aussichtspunkte aufs Meer und auch sonst in der verwinkelten Altstadt viel zu sehen. Anziehungspunkt für alle Besucher ist die Felsenkapelle, in der der Legende nach der Erzengel Michael zum ersten Mal erschienen ist.

    Die Kapelle von Monte Sant Angelo ist in den rohen Fels gehauen
    Die Kapelle von Monte Sant Angelo ist in den rohen Fels gehauen Foto: Ulf Lippmann

    Auf Straßenhöhe steht eine eher unspektakuläre Kirche, doch gleich hinter dem Eingang geht es 80 Stufen tiefer in den Berg hinein, wo nicht nur das Heiligtum im rohen Felsen zu sehen ist, sondern auch ein Museum, in dem die wertvollen Opfergaben ausgestellt sind, die Pilger hier seit Jahrhunderten gespendet haben. Hier unten wird schnell klar, warum die Kirche mit dem langweiligen Eingang Weltkulturerbe der Unesco ist.

    Die bunten Federn, die in Monte Sant Angelo angeboten werden, sind ein Pilgerzeichen.
    Die bunten Federn, die in Monte Sant Angelo angeboten werden, sind ein Pilgerzeichen. Foto: Ulf Lippmann

    Ins Auge fallen die bunten Federn, die überall in den Läden rund um die Kirche verkauft werden. Diese „Piume di Monte Sant‘Angelo“ sind ein Pilgerzeichen, das sich an den Rucksack heften konnte, wer den wichtigen Wallfahrtsort besucht und dort gebetet hat. Wer als Tourist heute aber nur ein farbenfrohes Andenken an den Ort will, darf sie natürlich auch kaufen und dann wieder mit hinunternehmen ans Meer, wo der Bergurlaub am Strand oder der Strandurlaub im Gebirge dann nahtlos weitergehen kann.

    Kurz informiert

    Anreise Der nächste Flughafen ist Bari. Von dort geht es am besten mit dem Mietwagen in rund 2,5 Stunden zum Nationalpark Gargano

    Mattinata und die Daunier Nähere Informationen über die Region mit und ihrer Sehenswürdigkeiten findet man im Netz unter https://www.doveandiamosulgargano.it/en/visit-mattinata/ oder https://www.viaggiareinpuglia.it/de/homepage.

    Orchideen im Nationalpark Die Hauptblütezeit der Orchideen liegt zwischen Mitte April und Anfang Mai. Mehr Info unter unter www.orchideedelgargano.it.

    Touren Organisierte Wanderungen an der Küste und in den Bergen bietet die Agentur Garganonatour. Info unter https://www.garganonatour.it/

    Hoteltipp Appartements mit spektakulärer Aussicht und ein sehr gutes Restaurant bietet das Hotel Resicence il Porto in Mattinata: www.hotelresidenceilporto.it

    Der Autor recherchierte auf Einladung von Regione Puglia.

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