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England: Hereinspaziert: zu Gast in den Häusern von Ihrer Majestät, der Queen

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Hereinspaziert: zu Gast in den Häusern von Ihrer Majestät, der Queen

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    Das beeindruckende Windsor Castle vor den Toren Londons. Mit 1000 Zimmern ist es die größte Burg Großbritanniens. Die Queen hat mittlerweile ihren Lebensmittelpunkt hierhin verlegt.
    Das beeindruckende Windsor Castle vor den Toren Londons. Mit 1000 Zimmern ist es die größte Burg Großbritanniens. Die Queen hat mittlerweile ihren Lebensmittelpunkt hierhin verlegt. Foto: Adobe Stock

    Mit schweren Türmen, rund 1000 Zimmern und tausendjähriger Geschichte ist die größte bewohnte Burg Englands in jeder Hinsicht eindrucksvoll. 39 Monarchen haben Windsor Castle bewohnt; die heutige Königin nutzte es vor allem als Wochenendhaus, bis sie kürzlich ihren Lebensmittelpunkt hierher verlegte. Es liegt günstig in der Nähe Londons, zugleich besitzt es mit dem Great Park reichlich Luft und Grün – womöglich einer der Gründe, warum sie und Prinz Philip das gesamte erste Pandemie-Jahr hier verbrachten.

    Für Besucher und Besucherinnen ist hier jede Menge zu tun: Die Staatsgemächer mit dem Saal der Ritter des Hosenbandordens und zahlreichen repräsentativen, mit Gemälden alter Meister und kostbaren Kunstobjekten geschmückten Räumen können sie mit Audio-Guide besichtigen. Die zum Anwesen gehörende St. George’s Chapel, zuletzt als Trauungsort der Enkel Prinz Harry und Prinzessin Eugenie sowie als Schauplatz der Trauerfeier für Prinz Philip in den Wohnzimmern der Welt präsent, ist auch Grablege zahlreicher Monarchen. Der notorische Gattinnenverschleißer Heinrich VIII., der glücklose Stuart-Monarch Charles I., der im Bürgerkrieg enthauptet wurde, sowie einige Georges, unter ihnen auch der Vater der Königin, sind hier bestattet.

    Im Sommer zieht es die königliche Familie nach Balmoral

    Den Tag ihrer Thronbesteigung, für Elizabeth II. seit 70 Jahren ein Tag zwiespältiger Gefühle, verbringt die Monarchin aber stets in Sandringham House. Als sie am 6. Februar 1952 vom Baumhaus ihrer Lodge in Kenia hinabstieg, erreichte sie die Nachricht aus dem fernen England, dass ihr Vater im Alter von nur 56 Jahren gestorben und sie, die Fünfundzwanzigjährige, Königin war. Die Reise wurde abgebrochen, Elizabeth und Philip stellten sich den neuen Aufgaben. Die erste war gleich unerfreulich: das Begräbnis ihres Vaters König George VI. Gekrönt wurde die junge Königin dann lange sechzehn Monate später, am 2. Juni 1953. Seither hat Elizabeth II. den 6. Februar fast immer auf dem Landsitz

    Sandringham ist im Privatbesitz der königlichen Familie. Die Gärten können das ganze Jahr über besichtigt werden. Das Haus vom Frühjahr an bis in den Herbst hinein.
    Sandringham ist im Privatbesitz der königlichen Familie. Die Gärten können das ganze Jahr über besichtigt werden. Das Haus vom Frühjahr an bis in den Herbst hinein. Foto: Adobe Stock

    Immerhin war George VI. ein glücklicher letzter Tag beschieden, den er in Sandringham bei der Jagd verbrachte, bevor er den Abend in Gesellschaft seiner Frau Elizabeth und der jüngeren Tochter Margaret Rose genoss und in der Nacht entschlief. Zu Weihnachten versammelt die Königin in pandemiefreien Jahren stets ihre Familie hier, Fotos vom gemeinsamen Kirchgang am ersten Weihnachtstag gehen dann um die Welt. Im Anschluss ans Fest gönnt sich die dienstälteste Monarchin der Welt einen Winterurlaub, der bis in den Februar dauert.

    Buckingham Palace wurde erst durch Königin Victoria königliche Residenz. Das Privathaus des Duke of Buckingham wurde nach und nach in einen Palast verwandelt.
    Buckingham Palace wurde erst durch Königin Victoria königliche Residenz. Das Privathaus des Duke of Buckingham wurde nach und nach in einen Palast verwandelt. Foto: Adobe Stock

    Einzig Edwards Erstgeborener David, später Edward VIII., konnte sich nie recht für Sandringham erwärmen und kam in der kurzen Zeit zwischen Erbe der Krone und seiner Abdankung 1936 nur einmal hierher. Sein jüngerer Bruder Bertie, der ihm widerwillig als George VI. auf den Thron folgte, musste ihm Sandringham – ebenso wie das Urlaubsdomizil Balmoral in Schottland – abkaufen. Dann endlich verschwand der Ex-König mit seiner zweifach geschiedenen Amerikanerin nach Frankreich. Wie alle königlichen Residenzen ist auch Schloss Sandringham zu bestimmten Zeiten der Öffentlichkeit zugänglich. Hier ist das im Sommer der Fall, wenn die königliche Familie für gewöhnlich in Schottland weilt und kaum auf die Idee käme, spontan ein Wochenende in Norfolk zu verbringen. Für die Besucherinnen und Besucher hat das den Vorteil, dass die Gärten und der Park sich zu dieser Zeit in üppiger Blüte zeigen – anders als während der Weihnachtsferien Elizabeths. Auch eine Zimmerflucht des Landsitzes im Parterre kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden und gibt mit Bildern, gerahmten Fotos, Erinnerungs- und Möbelstücken mehrerer Monarchen Einblick in die Lebensgewohnheiten der Windsors.

    Die offizielle Londoner Residenz öffnete Elizabeth II. erst relativ spät fürs Publikum. Nachdem Windsor Castle im November 1992 durch einen Brand schwer beschädigt wurde, trugen die Führungen durch die State Apartments des Buckingham Palace dazu bei, das Geld für die Arbeiten an der Burg zu erwirtschaften. Der Palast wurde nicht als königliche Residenz, nicht einmal als Palast erbaut. 1703 ließ John Sheffield, Duke of Buckingham and Normanby,

    Der Buckingham Palace in London kann nun auch besichtigt werden

    Nach und nach ließ er den Herrensitz in einen Palast verwandeln. Sein Sohn George IV. setzte das Vorhaben fort, als er anstelle des an geistiger Verwirrung leidenden Vaters Prinzregent war. Doch erst Queen Victoria, die ihr Geburtshaus Kensington Palace verließ, sobald sie 1837 auf den Thron folgte, nutzte Buckingham Palace als offizielle Residenz. Sie ließ den Palast um einen weiteren Flügel ergänzen und gab ihm bis auf die erst später erneuerte Fassade sein heutiges Erscheinungsbild. Besucher und Bewohner Londons sehen zumeist nur die östliche Fassade der Immobilie mit 775 Zimmern, wenn sie den Wachwechsel oder bei besonderen Anlässen die Königsfamilie auf dem Balkon betrachten. Das royale Leben spielt sich aber vor allem im Westflügel ab, wo unter anderem der Music Room, der als womöglich opulentester der insgesamt neunzehn Staatsgemächer geltende White Drawing Room, der Ballsaal und der Thronsaal liegen. Diese Gemächer sind für Neugierige zugänglich, wenn Elizabeth II. sich in Balmoral aufhält.

    Queen Victoria, mit 63 Jahren auf dem Thron die Vorgängerin Elizabeths II. als am längsten amtierende Königin, verdankt sich die Sommerresidenz Balmoral Castle im schottischen Aberdeenshire. Sie und ihr Mann Prinz Albert kauften das Anwesen und bauten ab 1853 ein größeres Haus, das mehr Platz für die Familie mit neun Kindern und entsprechendem Dienstbotenvolumen bot. Für die heutige Königin ist Balmoral ein nicht verhandelbares Refugium – die Sommerwochen in Schottland sind ihr heilig. Wie in Sandringham House schart sie auch hier gerne ihre Familie um sich. Die Gärten des dekorativ an einem Fluss und vor einem Berghang gelegenen Schlösschens mit seinem hübschen Uhrenturm sind deshalb nur von April bis Anfang August zu besichtigen. Im Haus darf das Publikum nur einen Raum betrachten – den Ballsaal. Die übrigen Räume behalten alle Geheimnisse für sich.

    Buchtipp Von Stephanie Bisping ist Ende April der Band „Königliche Gärten: Grüne Paradiese Großbritanniens“ erschienen. Verlag Frederking & Thaler, 224 Seiten, 34,99 Euro

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