Wie kommt die Mine in den Bleistift? Welches Holz wird dafür benutzt? Wie werden die Stifte in der Fabrik gespitzt? Wie viele Arbeitsschritte benötigt es eigentlich, bis ein holzgefasster Stift fertig für den Verkauf ist? Und warum ist kein Blei im Bleistift? Antworten auf diese Fragen und noch viele mehr erhält man bei einem Besuch bei Faber Castell in Stein bei Nürnberg bei dem eines sicher ist: Wer dort war, wird einen Bleistift nie mehr achtlos in die Hand nehmen.
Faber Castell zählt zu den ältesten Unternehmen
Das Unternehmen, das bereits im Jahre 1761 gegründet wurde und damit zu den ältesten in Deutschland zählt, öffnet seine Tore im Rahmen von Führungen, die vorab gebucht werden sollten. Sobald man am Besucherparkplatz ankommt, fällt sofort das geheimnisvoll anmutende „Graf von Faber-Castell’schen Schloss“ mit seinem eindrucksvollen Turm, Gauben und Erkern ins Auge. Kletterpflanzen an den Mauern machen den märchenhaften Eindruck perfekt. Umrahmt von einer stattlichen Parkanlage, in der sich ein Spaziergang lohnt, lässt sich kaum erahnen, dass das Schloss in zwei Bauphasen errichtet wurde und sich damit in „alt“ und „neu“ teilt. Besonders bei der spannenden Führung „Press Camp“ kommt zutage, dass das Schloss nicht nur für eine Bleistiftdynastie steht.
Während der Nürnberger Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Journalisten, vor allem US-amerikanische, untergebracht. Die Kollegen aus der Sowjetunion hausten in einem Gebäude unweit des Schlosses. Wer aber annimmt, dass hier verfeindete Lager Streitigkeiten austrugen, der täuscht. Die Presseleute nahmen ihre Mahlzeiten, über deren Geschmacklosigkeit lauthals geklagt wurde, gemeinsam in Sälen des Schlosses ein. Abends spielte man nicht nur Schach, sondern verkostete sich auch mit Wodka oder eben Whiskey, man verstand sich miteinander. Wenn man die Räume des Schlosses heute durchquert, meint man geradezu, noch die klirrenden Krüge zu hören und wünscht sich insgeheim, dass verfeindete Parteien auch heutzutage, wie damals im Castell’schen Schloss, zusammenarbeiten könnten. Nachdem die Presseangehörigen das Schloss wieder verließen, verfiel es in einen Märchenschlaf. Erst etwa 30 Jahre später in den 1980er Jahren wurde es wieder zum Leben erweckt und kann seither auch von Besuchern erkundet werden.
Drehort für den Kinderbuchklassiker „Hanni und Nanni“
In den verschachtelten Räumen des Museums „Alte Mine“ im denkmalgeschützten Gebäude erfährt man zudem Details über die Minenfertigung in den letzten 200 Jahren. Man steht vor der Qual der Wahl, welche der Führungen in Frage kommt. Für Fans der Verfilmungen des Buchklassikers „Hanni und Nanni“ ist der Besuch des Schlosses übrigens ein besonderes Schmankerl. Denn was im Film das Internat Lindenhof ist, ist in Wirklichkeit das „Bleistiftschloss“.
Weitere Info
Für Kinder: Die Führung in der Fertigung ist für Kinder am interessantesten.
Öffnungszeiten Besucherzentrum: Montag bis Freitag 10 Uhr bis 17 Uhr, Sonderöffnungszeiten nach Ankündigung auf der Homepage
Führungen: Es werden 4 Führungen angeboten: Schloss, Museum „Alte Mine“, Fertigung und „Press Camp“. Preis: ab 9 Euro, Ermäßigungen verfügbar.
Wichtig! Melden Sie sich für die Führungen vorab über die Homepage oder per Telefon an.
Zeit: Jede Führung dauert zwischen 90 Minuten und 120 Minuten.
Verpflegung: Sie können sich vorab für ein Essen in der Schlosscafeteria anmelden.
Weitere Informationen und Anmeldung: www.faber-castell.de oder über die Telefonnummer 0911/88199108
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