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Corona und Reisen: Bibbern bis zum Abflug: Wenn das Reiseglück vom PCR-Test abhängt

Corona und Reisen

Bibbern bis zum Abflug: Wenn das Reiseglück vom PCR-Test abhängt

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    In den vergangenen zwei Pandemie-Jahren verzichteten viele Menschen auf Fernreisen. Die Reiselust ist nun umso größer – wäre da nicht der PCR–Test.
    In den vergangenen zwei Pandemie-Jahren verzichteten viele Menschen auf Fernreisen. Die Reiselust ist nun umso größer – wäre da nicht der PCR–Test. Foto: Adobe Stock, Duarte

    Der Urlaub ist nicht mehr weit. Bald geht es ins Warme, ans Meer, weg von Problemen und Routinen. Bald liegt der Alltag in weiter Ferne, während man mit einem Buch am Strand liegt, auf Berge wandert oder eine Dschungel-Expedition macht. Bereits Wochen bevor es losgeht, steigt die Vorfreude auf eine Reise von Tag zu Tag – wäre da nicht der PCR-Test. Das unplanbare Ergebnis entscheidet darüber, ob es in die Karibik, nach Südostasien oder nach Afrika geht oder nicht. Gefühlt steht die Fernreise auf der Kippe, das Reiseglück hängt an einem seidenen Faden. Verdirbt uns die Pandemie nun auch noch die Vorfreude auf Reisen?

    In genau dieser Situation waren zwei Studenten aus Augsburg: Planen, packen und isolieren hieß es für einen David und seine Freundin Leonie zwei Wochen vor ihrer Reise nach Südafrika im Januar. Weihnachten mit der Familie fiel ins Wasser, Party an Silvester ebenso. Die Vorfreude wurde überschattet von Corona und der Angst, dass das Virus der Reise im Weg steht. Hinzu kamen Ende November beängstigende Nachrichten der möglicherweise ansteckenderen Omikron-Variante in

    Der Schock: Kaum getestet wurde der Flug verschoben

    Als das Paar den Test hinter sich hatte und mit dem negativen Ergebnis die Anspannung von den beiden abfiel, kam der Schock: Der Flug wurde um zwei Tage verschoben. Das negative Ergebnis, das nur 48 Stunden gültig ist, war somit hinfällig. Also, noch ein Test für die beiden 26-Jährigen mit der Ungewissheit, ob das Ergebnis rechtzeitig kommt und ein weiteres Mal negativ ist. Stress pur.

    Auch eine Paula aus dem Ostallgäu buchte trotz der steigenden Corona-Zahlen eine Reise nach Costa Rica. „Ich war schon letztes Jahr in Italien und auf Island. Deshalb habe ich gesagt, dass es auch diesmal geht“, sagt die 31-Jährige. Doch auch sie isolierte sich vor der Reise und machte sich Sorgen, dass am PCR-Test alles scheitert. Die Ungewissheit reist immer mit. Man ist eben nicht so frei wie sonst, sagt sie. Doch realistisch betrachtet berge jede Reise ein Risiko. Keime im Wasser, Malaria, Dengue-Fieber oder sonstige Tropenkrankheiten. „Das war vor Corona so und wird auch so bleiben.“ Aber auch Gedanken an die Rückreise lösen oft schon bereits zu Beginn der Reise ein ungutes Gefühl aus. Schließlich ändern sich die Regeln ständig und man wisse nicht sicher, was noch alles auf einen zukommen könnte.

    Die PCR-Test gibt es kostenlos nur noch für ausgewählte Personen

    Kurz: Der Blick auf Einreisebestimmungen und die ständige Ungewissheit lässt die Reiselust schwinden. Hinzu kommen weitere Faktoren, die eine Fernreise erschweren: Die Omikron-Welle mit extrem hohen Infektionszahlen sorgt für Engpässe in Testlaboren. Die Priorisierung von Testpersonen in Deutschland könnte zudem den Urlaubsstart gefährden. Denn künftig sind kostenlose PCR-Tests nur noch für ausgewählte Gruppen – etwa Personal in Kliniken und Pflege sowie für Risikopatienten – vorgesehen. Zum Nachteil der Reisenden. Ein kostenpflichtiger Test, dessen Preis zwischen 30 und 120 Euro liegt, verteuert die Fernreise. Auch die Zeit, in der das Ergebnis vorliegen soll, kann aufgrund der Knappheit manchmal nicht eingehalten werden.

    Die Sorge, dass der PCR-Test vor dem Flug positiv ausfällt, ist für Manfred Häupl, Geschäftsführer des Reiseveranstalters Hauser Exkursionen, durchaus verständlich – aber unbegründet. In den vergangenen zwei Pandemie-Jahren sei es bei Kunden von Hauser Exkursionen nicht einmal vorgekommen, dass ein Test vor der Reise positiv war. „Die Wahrscheinlichkeit ist aus meiner Sicht eher gering.“ Auch dass eine Corona-Infektion die Rückreise verhindert und Reisende auf eigene Kosten in Quarantäne mussten, sei nicht passiert. „Das Risiko, sich in anderen Ländern zu infizieren, ist oft nicht größer als bei uns.“

    Trotz aller Hürden und Sorgen steige die Nachfrage nach Fernreisen. Zumindest beim Münchner Reiseveranstalter. „Wir Deutschen sind und bleiben einfach Reiseweltmeister“, sagt Häupl. „Die Menschen gewöhnen sich, glaube ich so langsam, an die ganzen Regularien.“ Sie hätten sogar einen positiven Nebeneffekt. Das Reisen wird nun wieder richtig wertgeschätzt und als etwas Besonderes gesehen, statt wie ein Massenartikel behandelt zu werden. Der Anteil an Fernreisen bei dem Unternehmen liegt aktuell bei 65 Prozent. Überwiegend nach Afrika, Asien und Amerika.

    Leichter Reisen ab 1. Februar. Diese Regeln gelten

    Für Reisende innerhalb der Europäischen Union kündigen sich zum 1. Februar Lockerungen an. Die Regeln innerhalb der 27 Mitgliedstaaten sollen einheitlicher werden und das Reisen vereinfachen:

    Wichtig ist der Impf- oder Genesenenstatus des Reisenden und nicht mehr die Infektionslage im Herkunftsland. Die Omikron-Variante herrscht inzwischen EU-weit vor. Der Test soll beim Grenzübertritt für Geimpfte oder Genesene entfallen. Nur wenige Länder – zum Beispiel Österreich – verlangen diesen weiterhin. Hier reicht bei doppelt Geimpften aber auch ein Antigen-Schnelltest zur Einreise, bei Menschen mit Booster-Impfung entfällt manchmal selbst dieser. Einige EU-Länder lassen ungeimpfte Personen allerdings gar nicht erst einreisen, darunter Finnland. In Österreich und in Italien gilt eine Quarantäne-Pflicht für Ungeimpfte.

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