Die schönsten Orte für einen Aperitif in Italien?
Der Aperitivo läutet in Italien den Übergang zwischen ermattender Tageshitze und fröhlichem Abendleben ein. Oft gerät er gar selbst zum Abendprogramm, von dem man gar nicht mehr weg mag
Der Klassiker: Capri Gegen 18 Uhr, wenn die Tagestouristen erschöpft auf ihre Schiffe zurückgekehrt sind, atmet die Insel auf und es wird ruhiger in Capris Wohnzimmer, der Piazza Umberto I. Dann ist genau der richtige Moment für einen Aperitif, mit etwas Glück sogar mit Blick aufs Meer. Die Dagebliebenen eint ein regelrechtes Insel-Insider-Gefühl. Und fast möchten sie einander im gegenseitigen Wiedererkennen über ihren Campari Orange oder Aperol Spritz zunicken. Etwas außerhalb mit spektakulärem Sonnenuntergangsblick, liegt als Aperitif-Alternative der Leuchtturm, il Faro, mit dazugehörigem Restaurant und Bar. Spätestens dann wird klar, warum dem Sonnenuntergang ein eigenes Lied gewidmet worden ist.
Die Bunte: Ponza Wegen ihres glasklaren Wassers gilt die bunte Insel vor Terracina als Schnorchel- und Taucherparadies. Sie zählt zur Gruppe der Pontinischen Inseln. Sie hat sich einen gemütlichen Rhythmus bewahrt. Große Jachten findet man dort selten. Wer Glück hat und in der Bar dei Pesci einen der Tische an der Hafenmauer ergattert, hat einen herrlichen - leider auch recht üppig bezahlten - Blick über Hafen und die bunten Häuserfassaden. Ponza ist der Sage nach die Heimat der Zauberin Circe, die schon Odysseus betörte. Heute bezaubert die Insel vorwiegend italienische Stammgäste.
Windmühlenromantik oder Piazza-Flair: Marsala Nein, wir sind nicht in Holland, sondern im Westen Siziliens. In Marsala, kurz vor der kleinen Insel Mozia mit Blick auf Lagune und Salzmühlen, liegt das Restaurant Mamma Caura, das einen spektakulären Blick auf den Sonnenuntergang bietet. Weniger romantisch, dafür aber lebhafter, geht's auf der Piazza della Republica im Zentrum Marsalas zu. Für Besucher gibt es allerhand zu sehen, ob es die süditalienischen Erziehungsmethoden oder die Balzrituale sind oder einfach nur die aktuelle Abendmode. Aus einer Granità werden dann schnell zwei oder drei. Besonders zu empfehlen sind Zitrone und Mandel, sonst natürlich der portähnliche gleichnamige Süßwein Marsala.
Straßenleben pur: Neapel Wer nicht mehr weiß, dass es wirklich noch Kinder gibt, die auf der Piazza Fußball spielen, tut gut daran, seinen Tag bei einem Aperitif auf der Piazza Bellini zu beenden. Von den bequemen Stühlen des Literaturcafés "Intra Moenia" lässt sich das allabendliche, typisch neapolitanische Spektakel bestens beobachten. Und für diejenigen, die noch nicht genügend Kulturgüter besichtigt haben: Reste der antiken griechisch-römischen Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert vor Christus befinden sich in einem Ausgrabungsfeld auf der Piazza. Na dann, Prost!
Harry oder Florian? Venedig Tja, in der Serenissima haben Besucher wirklich die Qual der Wahl. Soll's der Aperitif-Klassiker der Lagunenstadt, der Bellini sein, der allerdings in der etwas düsteren "Harry's Bar" genossen werden müsste? Oder vielleicht doch der Spritz auf der Piazza San Marco, Venedigs mondänem Salon? Der Preis bietet leider keine Orientierung, da beide Lokalitäten sich ihre Lage gut bezahlen lassen. Eine salomonische Entscheidung wäre die jahreszeitliche. In kühleren Monaten verdient Harry's Bar den Vorzug. In den Abendstunden, wenn eine leichte Brise über den Markusplatz weht und die Tagesbesucher fort sind, geht's auf die gemütlichen Korbstühle des Caffè Florian.
Studentenleben und Straßenmusiker: Bologna Dass es in der Universitätsstadt Bologna eine besonders große Auswahl an Bars und Cafés für den Aperitif gibt, ist verständlich. Einer der traditionellsten Orte für Spritz oder Prosecco ist die Piazza Maggiore, direkt vor dem Palazzo del Podestà, genaugenommen sogar ein bisschen im Säulengang des Palastes. Romantischer geht's auf der Piazza vor dem Kirchenkomplex "Le sette chiese" zu. Auf den kleinen, runden Steinen stehen die Stühle der Straßencafés zwar etwas wackelig, doch der herrliche Blick auf die Glyzinienkaskaden der Kirchenmauer gegenüber ist dieses Risiko allemal wert. Und vielleicht fiedelt unter all den Studenten gerade ein künftiger Star zum Gläschen Prosecco. Wer weiß das schon?
Schaulaufen auf der Piazza Brà: Verona Das Schöne an Verona ist, dass es zum einen überschaubar ist und doch so Vieles bietet. Natürlich zuallererst die Arena, diesen magischen Ort großer sommerlicher Operngefühle. Und weil der Weg vom Stadttor zur Arena und damit auch zur Fußgängerzone weit sein kann, ist er mit Restaurants und Cafés gesäumt, wo sich, sozusagen im Original-Ambiente, der angeblich dort beheimatete Aperol Spritz genießen lässt. Wer es kuscheliger mag, begibt sich auf die Piazza delle Erbe, zum Beispiel ins "Caffè Filippini" und erlebt typisches Piazza-Feeling mit Brunnen, spielenden Kindern und verliebten Pärchen. Schnell wird klar, warum Shakespeare seine beiden tragischen Helden ausgerechnet in Verona angesiedelt hat - es ist und bleibt die Stadt der großen Gefühle.
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