Die Aufregung in Augsburg muss riesengroß gewesen sein Ende April des Jahres 1770. Hoher Besuch hatte sich angekündigt. Die spätere französische Königin und dann Ehefrau von Ludwig XVI, Dauphine Marie-Antoinette von Habsburg-Lothringen, machte Halt in der Stadt. Auf ihrer knapp einmonatigen Brautreise von Wien nach Versailles zu ihrer eigenen Hochzeit bot es sich geradezu an, denn Augsburg lag praktischerweise auf dem Weg. Mächtig Eindruck wird der große Tross gemacht haben, der die damals 14-jährige begleitete: etwa 250 Personen in knapp 60 Wagen und Kutschen, meist sechsspännig, mit über 300 Pferden insgesamt. Ein Spektakel! Nach weiteren Programmpunkten konzentrierte sich die Aufmerksamkeit von Maria Antonia, wie sie ursprünglich hieß, am Abend des 28. April 1770 auf den Festsaal des von einem Bankier neu errichteten Schaezlerpalais im Zentrum Augsburgs. Der Besuch der späteren Königin wurde zum Anlass genommen, den Saal einzuweihen und es wird gemunkelt, Marie-Antoinette hätte an diesem Abend die Sohlen von einem Paar roter Schuhe durchgetanzt.
Das Schaezlerpalais hat einen wunderschönen Garten
Ob die Schuhe nach dem Besuch tatsächlich im Müll landeten, das weiß keiner so genau. Dass die junge Österreicherin beim Anblick des Saals mit seinen opulenten Kronleuchtern, den verspiegelten Wänden und dem ausladenden Deckenfresko, eingefasst von einer filigranen Stuckdekoration, begeistert gewesen sein muss, daran kann man hingegen keinen Zweifel haben. Nicht anders ergeht es den Besucherinnen und Besuchern des zu über 90 Prozent im ursprünglichen Original erhaltenen Festsaals heute, der sich hinter der schmalen und fast unscheinbaren Fassade des Schaezlerpalais in der Maximilianstraße, direkt am Herkulesbrunnen, versteckt. Das wahre Ausmaß des Palais an sich erkennt man erst, wenn man einen Blick auf die Seitenfassade des Hauses wirft oder die mehr als 100 Meter lange barocke Raumflucht durchschreitet, die in den beeindruckenden zweistöckigen Rokokosaal mündet. In den weiteren Räumen lassen sich historische Möbel- und Ausstattungsstücke, wie eine beeindruckende Standuhr aus dem Jahr 1785, und die Deutsche Barockgalerie, die Gemälde aus städtischem Bestand und Leihgaben beheimatet, bestaunen. Dabei werden hauptsächlich Werke von aus Augsburg und Süddeutschland stammenden Künstlern aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts ausgestellt.
Zudem lohnt es sich den direkt angeschlossenen Schaezlergarten, der über einen schönen Arkadengang erreichbar ist, mit seinen zahlreichen Skulpturen zu erkunden. Dieser ist sogar ohne Ticket zugänglich und so auch für die Mittagspause oder für Zwischendurch gut für eine Verschnaufpause mitten in der Stadt geeignet. Hier lässt sich auch feststellen, dass das ehemalige Hühnerhaus des Palais seit dem Jahr 2013 wieder bewohnt ist. Es sind um die 60.000 neue „Mieter“ um genau zu sein, die Schaezlerbienen. Dank ihrer fleißigen Arbeit lässt sich im Museumsshop ein kleines Stück vom Schaezlerpalais mit nach Hause nehmen.
Weitere Infos
Adresse: Maximilianstraße 46, 86150 Augsburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr, montags geschlossen.
Preise: Regulärer Eintritt Schaezlerpalais mit Deutscher Barockgalerie und Festsaal 7 Euro - es sind Ermäßigungen verfügbar
Spar-Tipp: Jeden Sonntag ist Museumssonntag und der Eintritt in den Rokokofestsaal und die Barockgalerie frei! Freitickets bitte trotzdem an der Kasse lösen.
Auch interessant: Im zweiten Obergeschoss des Schaezlerpalais werden Sonderausstellungen und Gemälde der Karl-und-Magdalena-Haberstock-Stifung präsentiert.
weitere Informationen: https://kunstsammlungen-museen.augsburg.de/schaezlerpalais
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