Pro: Die Liebe zu Mallorca sich jetzt nicht vermiesen lassen
Ach nein, den schon lange gebuchten Urlaub - und den schon heiß ersehnten Sangria natürlich auch - darf man sich jetzt zum Ferienbeginn nicht vermiesen lassen. Jetzt, wo die Sehnsucht am größten ist. Mallorca ist die Lieblingsinsel der Deutschen und kann es getrost weiter sein. Das soll nicht heißen, dass Urlauber und Urlauberinnen die Protestwelle in den spanischen Touristenorten ignorieren sollen. Die Argumente der Demonstranten sind schließlich nicht von der Hand zu weisen. Die Frage ist aber schon, ob wirklich die Touristen und Touristinnen die Verursacher der Problematik sind?
Oder ob es nicht doch die Immobilienspekulanten sind, die auch noch den letzten unverbauten Küstenabschnitt mit Hotels zukleistern wollen? Oder die Politiker vor Ort, die zwar viele Worte für einen besseren und nachhaltigeren Tourismus finden, aber wenig Taten folgen lassen und doch lieber steigende Gästezahlen als Erfolg präsentieren. Dass immer mehr private Wohnungen als Feriendomizile vermietet werden, Wohnraum für Einheimische immer teurer wird, sorgt nicht erst seit diesem Jahr für Ärger, politisch hätte dagegen längst einiges unternommen werden können, wenn man tatsächlich gewollt hätte. Die Probleme sind also hausgemacht.
Da auf Mallorca vom Tourismus gelebt wird, dürfen die Reisenden in den nächsten Wochen auch mit gutem Gewissen Sommer, Sonne und eine gewisse Leichtigkeit auskosten. Fotos, das kennt man von Postkartenmotiven genauso wie von Protesten, vermitteln oft ein falsches Bild. Der erzwungene Stillstand während der Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig der Tourismus nicht nur auf Mallorca ist. Also auf an den Strand, ab in die Finca und mit gutem Gefühl die Schönheit der Insel genießen. (Doris Wegner)
Contra: Nach Mallorca kann grade keiner wollen
Mallorca will uns nicht mehr. Die Mallorquiner haben das in den vergangenen Wochen mehr als deutlich gemacht – mit Demos, mit Schmierereien an Hotels und mit der Besetzung von Touristen-Hotspots am Strand. „Euer Luxus, unsere Misere“, hieß es da etwa. Dass eine so von Tourismus abhängige Insel derart deutlich wird, zeigt, dass die rote Linie lange überschritten ist.
Aus gutem Grund: Während die Touris hier sich benehmen wie die Axt im Walde, können sich die Einheimischen oft kaum noch eine Wohnung leisten. Manche von ihnen ziehen deswegen in Wohnwagen. Die Überfüllung durch Besucherinnen und Besucher, von denen pro Jahr 15 auf einen Einheimischen kommen, führen neben Vandalismus an Stränden und in den Orten auch zu Stau, Wassermangel und einer Überlastung des Gesundheitssektors.
Ein systemisches Problem also, das immer schlimmer wird. Dass es nicht nur Deutsche sind und dass die nicht alle am Ballermann feiern, ist da erst mal egal. Es ist schließlich die reine Masse an Inselgästen, die Probleme macht. Dass die Stimmung nun gekippt ist, war eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Angesichts dessen trotzdem nach Mallorca zu fliegen, kann keiner ernsthaft wollen. Wenn schon nicht aus Verständnis, dann doch zumindest aus Pragmatismus. Weil es unangenehm ist, irgendwo zu sein, wo man sich nicht willkommen fühlt. Ein Jahresurlaub kostet schließlich viel Geld und man möchte ihn gern mit positiven Erlebnissen füllen. Anderswo ist es auch schön und da sind Touristen und ihr Geld durchaus willkommen. Und am Strand hat man vielleicht auch etwas mehr Platz. (Anna Mohl)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden