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Alkmaar genießen: Das sind gute Adressen

Genuss in den Niederlanden

Alles Käse? Diese Adressen in Alkmaar sollten Genießer kennen

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    Alkmaars beliebtestes Foto-Motiv: die Männer der Käseträger-Gilde, die die verkauften Laibe vom Waaplein, dem Wiegeplatz, tragen.
    Alkmaars beliebtestes Foto-Motiv: die Männer der Käseträger-Gilde, die die verkauften Laibe vom Waaplein, dem Wiegeplatz, tragen. Foto: Andrea Bogenreuther

    Die frisch gekürte Käsemarkt-Königin Andrea Fischer lernt schnell, wie sie das Stückchen des hellgelben Gouda, das sie unter Anleitung mit einem Käsebohrer gerade fachgerecht aus dem Laib gezogen hat, professionell verkosten muss. „Ansehen, Knicken, Riechen, Schmecken“, erklärt ihr Käseprüfer Eric Duijff die Sensorik für den perfekten Genuss. Dass den beiden inmitten der niederländischen Stadt Alkmaar auf dem großen Waagplein, dem Wiegeplatz, Hunderte Menschen dabei zusehen, macht die Sache für die in Hamburg lebende Reisejournalistin nicht gerade einfacher.

    Doch die Deutsche genießt die Ehre, an diesem Freitagmorgen ausgewählt worden zu sein, die Käsemarktglocke zu läuten und das traditionsreiche Spektakel zu eröffnen, für das jede Woche unzählige Touristen nach Alkmaar kommen. „Ich hatte trotzdem nicht damit gerechnet, dass das hier eine so große Sache ist, ich musste sogar ein Fernseh-Interview geben“, erzählt Fischer von der feierlichen Amtshandlung des Glockenläutens, für das sonst auch oftmals prominente Fernsehstars und Sportgrößen anreisen.

    Jeden Freitagmorgen werden die Käselaibe in der Stadt Alkmaar ausgelegt

    Seit dem 16. Jahrhundert gehört der Käsemarkt im Zentrum von Alkmaar zu den wichtigsten Handelsaktivitäten der idyllisch gelegenen Stadt an der nordholländischen Küste. Bis heute werden die zwölf Kilogramm schweren Käselaibe jeden Freitagmorgen öffentlich auf dem Waagplein ausgelegt. Rund 30.000 Kilogramm Käse säumen den Platz. „Früher waren es sogar bis zu 130.000 Kilogramm, da lagen die Laibe in der ganzen Innenstadt verteilt“, berichtet Inspektor Eric Duijff.

    Sobald Punkt 10 Uhr die Glocke läutet, beginnt das Treiben. Die in Weiß gekleideten Inspektoren prüfen und verkosten die Laibe. Wer sich beim Probieren konzentriert, kann die süßen, salzigen, bitteren und leicht säuerlichen Konsistenzen unterscheiden, besonders beim würzig-herben „Royal“, dem „alten“ Käse, der beim Verkosten leicht am Gaumen brizzelt.

    Es ist eine besondere Ehre, mit dem Läuten der Glocke den Alkmaarer Käsemarkt zu eröffnen. Reisejournalistin Andrea Fischer aus Hamburg durfte dies tun.
    Es ist eine besondere Ehre, mit dem Läuten der Glocke den Alkmaarer Käsemarkt zu eröffnen. Reisejournalistin Andrea Fischer aus Hamburg durfte dies tun. Foto: Tanja Neumann

    Ist das Prüfungsteam überzeugt von der Qualität, werden die Laibe gewogen, verkauft und von den Männern der Käseträger-Zunft auf Tragen, den sogenannten Berries, abtransportiert. Ein Hingucker, wenn immer zwei von ihnen im „Kaasdragersdribbel“ (frei übersetzt „Käseträger-Dribbelschritt“) mit ihrer Trage voller Gouda über den Platz eilen. Eindeutig das beliebteste Fotomotiv auf dem Waagplein – neben den vielen adrett herausgeputzten „Frau Antjes“ in ihren Holzclogs, die gut gelaunt Käsetüten ans Publikum verkaufen. Es mag hier wie das klassische Holland-Klischee anmuten, doch Alkmaar lebt und feiert seine Käse-Historie, ist stolz darauf, die historisch gewachsene Tradition zu ehren und weiterzuführen.

    Traditionsreiche Stadt mit pittoresken Grachten und roten Backsteinhäusern

    Nur ein paar Straßen abseits des Käsemarkts gibt es dann aber auch das andere Alkmaar. Das der kulinarischen Experimentierfreude und der gastronomischen Überraschungen. Denn so traditionsreich die Stadt mit ihren Grachten und roten Backsteinhäusern ist, so modern und innovativ sind ihre Einwohnerinnen und Einwohner. Sehr experimentierfreudig ist Brian Luikel, der sich mit der Eröffnung seines Restaurants „Neder“ einen gastronomischen Traum erfüllt hat.

    In der Showküche seines Restaurants „Neder“ präsentiert Brian Luikel den gemeinen Schwefelporling als appetitliches Amuse-Gueule.
    In der Showküche seines Restaurants „Neder“ präsentiert Brian Luikel den gemeinen Schwefelporling als appetitliches Amuse-Gueule. Foto: Andrea Bogenreuther

    Der Eingang ist unscheinbar und so niedrig, dass Gäste über 1,60 Meter beim Eintritt den Kopf einziehen müssen. Doch einmal drin erstreckt sich eine Welt der außergewöhnlichen Geschmäcker und Genüsse. Vor zweieinhalb Jahren hat sich der 33-Jährige der Idee verschrieben, in seinem Restaurant ausschließlich mit Produkten „aus niederländischem Boden“ zu kochen. So verzichtet er bewusst auf Olivenöl, Ingwer, Safran, Pfeffer oder Kaffee. „Wir servieren auch nur niederländischen Wein, niederländisches Bier und stellen unsere nicht-alkoholischen Getränke selbst her“, berichtet der junge Koch.

    In seinen Menüs verarbeitet Luikel alles, was die Natur seines Heimatlandes und speziell die Region um Alkmaar herum hergibt. „Wir gehen hinaus und sammeln Dinge, die bei uns wachsen. In den Parks, den Gärten, den Dünen und den Wäldern.“ Dazu arbeitet er mit lokalen Fischern, Bauern und Jägern zusammen. Er will „den Produkten eine Bühne bieten und unseren Gästen zeigen, wie reich unser kleiner Platz auf der Erde ist“. Luikel, der von Fachleuten als Anwärter auf einen Michelin-Stern gehandelt wird, experimentiert dafür gerne mit einheimischen Blumen, Kräutern, Gewürzen und Pilzen.

    Koch Brian Luikel präsentiert Pilz mit Hühnchengeschmack

    Wie etwa dem gemeinen Schwefelporling, eigentlich ein schwammförmiger Parasit-Pilz, der Bäume absterben lässt. Aus ihm kreiert Luikel in seiner offenen Showküche ein hinreißendes Amuse-Gueule, das den versteckten Hühnchengeschmack des Pilzes in den Vordergrund rückt. Aus Gründen der Nachhaltigkeit verarbeitet er sämtliche Lebensmittelreste und stellt daraus intensive Würzsaucen her. Am liebsten kredenzt Luikel den Gästen eines seiner „Signature-Dishes“: Die frittierte Knoblauch-Knolle in Buttermilch und Schnittlauchöl mit Senfsamen und Meersalz oder die vier Stunden geröstete Rote Beete mit Tulpenzwiebel und wildem Majoran in einer Bohnensauce samt selbst gebackenem Brot mit Sauerampfer-Butter.

    Mutige Kombinationen, die neue Geschmackserlebnisse bringen und in Textur wie Geschmack verblüffen. Wie die Rote Beete, die durch Luikels Zubereitung eine überraschend fleischähnliche Konsistenz bekommt. Ohne klassische Kochausbildung, sondern autodidaktisch hat sich der Niederländer an die Fine-Dining-Küche nach seinem Selbstverständnis herangearbeitet. Nun serviert er im „Neder“ abends jeweils vier oder sechs Gänge, inklusive Weinbegleitung; von den 13 „Taste-Moments“, den besonderen Geschmacks-Momenten, die seine Menü-Karte umfasst, wird jede Woche einer geändert.

    Die Region von Alkmaar zieren zahlreiche Windmühlen, die mitunter zu Wohnungen ausgebaut wurden.
    Die Region von Alkmaar zieren zahlreiche Windmühlen, die mitunter zu Wohnungen ausgebaut wurden. Foto: Andrea Bogenreuther

    Gäste können den vielen selbst hergestellten Produkten in der Region Alkmaar nun auch mit dem Rad auf die Spur kommen. Seit Kurzem gibt es eine Route für Genießer. Ins reichhaltige „Land van Leeghwater“, das sich hinter der Stadt bis zur Küste erstreckt. Ein beschaulicher, von Wasser durchzogener, einzigartiger Landstrich im Norden Hollands. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden Teile des Schermermeeres in fruchtbare Landschaften umgewandelt. Heute grast hier das schwarz-weiße, niederländische Fleckvieh; auf der Radtour geht es an Dörfchen, Windmühlen und Bauernhöfen vorbei. Käse, Bio-Fleisch, Mehl, Backwaren und Molkereiprodukte werden hier hergestellt.

    Der kleinste Candy-Shop der Niederlande steht im Örtchen En Graft

    Pflicht ist ein kurzer Zwischenstopp bei „Bram&Aagie“, dem kleinsten Süßwarengeschäft der Niederlande im Örtchen En Graft. Auf nur 5,5 Quadratmetern gibt es in diesem Mini-Candy-Shop wie in alten Zeiten jegliche Leckereien, in offener Form: Lakritzstangen, süßer Speck, Gummitierchen und Bonbons in sämtlichen Farben und Formen. Aber Achtung: hier heißt es nacheinander einkaufen. Mehr als zwei Kunden passen nicht in das winzige Geschäft.

    Im „Sweets&Antiques“ von Esther Goudsblom warten zahlreiche süße Verführungen auf die Besucherinnen und Besucher von Alkmaar.
    Im „Sweets&Antiques“ von Esther Goudsblom warten zahlreiche süße Verführungen auf die Besucherinnen und Besucher von Alkmaar. Foto: Andrea Bogenreuther

    Doch nicht nur auf dem Land, auch in Alkmaars verwinkelten Straßen und Gassen lauert die süße Versuchung Ein Bummel durch den alten Stadtkern mit seinen liebevoll gestalteten Shops und Boutiquen wird zwangsläufig bei Esther Goudsblom und ihrem „Sweets&Antiques“ abgebremst. In ihrem roten Kleid mit den weißen Punkten und dem kecken Hütchen sehen die Ladenchefin und ihre Mitarbeiterinnen aus, wie direkt einem Mary-Poppins-Film entsprungen. Niemand kommt an ihrem Museums-Café vorbei, ohne eines der noch warmen Kokos-Keks-Stückchen in die Hand gedrückt zu bekommen. So hineingelockt in die Mary-Poppins-Welt fällt die Qual der Wahl bei dem überbordend süßen Angebot schwer. Empfehlenswert: Esthers preisgekrönter Apfelkuchen, gefolgt von den Minipfannkuchen mit Puderzucker, den selbst gemachten Joghurt-Maccarons, den Blaubeerschnitten. . .

    Eine kulinarische Hommage an Alkmaar namens „Victorinchen“

    Doch ein bisschen Platz sollte noch bleiben, um das niederländische Schlemmererlebnis stilgerecht mit dem Alkmaarer Traditionsgebäck zu beenden. Das „Victorinchen“ ist die kulinarische Hommage an die Befreiung der Stadt durch die Spanier im Jahr 1573 – als erste niederländische Stadt nach dem 80-jährigen Krieg. Jedes Jahr feiert die Bevölkerung von Alkmaar das Ereignis um den 8. Oktober herum mit einem großen Fest. Und verspeist in Erinnerung an ein Mädchen, das sich mit der Bürgergilde gegen die Spanier wehrte, das „Victorinchen“. Eine Geschichte, die Stadtrat Robert te Beest gern erzählt. Und blumig ausführt, dass das Mürbteig-Gebäck mit Sahnecremehäubchen und ummantelt von roter Himbeer-Glasur eine Waffenkugel und die Farben des Stadtwappens symbolisiert. „Die ganze Geschichte der Stadt in einem einzigen Gebäck“, schwärmt er und unterstreicht, was sie in Alkmaar wahrlich perfektioniert haben: die Historie dieser Stadt mit großem Genuss zu erleben.

    „Die Geschichte Alkmaars in einem einzigen Gebäck“ – das „Victorinchen“ ist eine kulinarische Hommage an die Stadt.
    „Die Geschichte Alkmaars in einem einzigen Gebäck“ – das „Victorinchen“ ist eine kulinarische Hommage an die Stadt. Foto: Andrea Bogenreuther

    Kurz informiert

    Anreise: Per Auto oder per Bahn geht es von Deutschland aus über Amsterdam in den Norden der Niederlande nach Alkmaar. Aus dem Süden dauert die Anreise rund acht Stunden. Vor Ort empfiehlt es sich, das Auto stehenzulassen und auf eines der zahlreichen Leihfahrräder zurückzugreifen. Das Radwegenetz in der Region Alkmaar ist hervorragend.

    Käsemarkt: Der Käsemarkt findet jeden Freitag von April bis September (9 bis 11.30 Uhr) und im Sommer auch jeden Dienstagabend am Waagplein 9, dem Wiegeplatz statt. Direkt daneben im Waaggebouw sind das Käsemuseum und die sehenswerten Räumlichkeiten der Käseträgerzunft untergebracht.

    Wohnen und Sightseeing: Zahlreiche Hotels liegen in der Innenstadt, von wo aus die Sehenswürdigkeiten der Stadt wie die über 500 Jahre alte Kirchte „Grote Kerk“ mit dem höchsten Buntglasfenster Europas oder das Stedelijk Museum schnell erreichbar sind. Eine ganz besondere Wohn-Atmosphäre bietet das „The Fallon Alkmaar“, das zum Hotel umgebaute Gefängnis der Stadt. Wo einst Schwerverbrecher in ihren Zellen saßen, stehen nun luxuriöse Zimmer für die Gäste bereit. Gleichzeitig wurden bauliche Besonderheiten wie der lange Gefängnistrakt, die Eisentreppen oder die dicken Türen erhalten. Bei einer Führung mit einer ehemaligen Gefängniswärterin gibt es dazu die spannenden Geschichten aus der Vergangenheit. https://sheetz.nl/thefallonalkmaar/de/

    Weitere Informationen:
    almaarprachtstad.nl

    Die Autorin recherchierte auf Einladung von Visit Alkmaar Marketing.

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