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Sommer 2021: Testen, testen, testen: So läuft Norddeutschlands Modellprojekt

Sommer 2021

Testen, testen, testen: So läuft Norddeutschlands Modellprojekt

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    Schleswig-Holstein probt in ausgewählten Regionen Urlaub unter Pandemie-Bedingungen.
    Schleswig-Holstein probt in ausgewählten Regionen Urlaub unter Pandemie-Bedingungen. Foto: dpa

    Während der Süden noch auf sinkende Inzidenzwerte hofft, ist Urlaub im Norden Deutschlands möglich. Seit Mitte April läuft in Schleswig-Holstein ein Modellprojekt. Wie funktioniert das? Wie haben sich in dieser Zeit die

    Frage: Hallo Herr Lis, welche Farbe hat heute das Meer?

    Lis: Braun! Nordsee halt. Das Meer ist sehr aufgewühlt... Es sind sehr viele Surfer und Kite-Surfer unterwegs. Baden kann man nicht. Das Wasser ist halt noch ein bisserl frisch …

    Thomas Lis und seine Frau Barbara Gall haben in Nordfriesland Urlaub gemacht.
    Thomas Lis und seine Frau Barbara Gall haben in Nordfriesland Urlaub gemacht. Foto: privat

    Wie ist es denn, Urlaub zu machen? Man hat das Gefühl ja fast vergessen?

    Lis: Der Ortswechsel tut nach der langen Zeit einfach gut. Die Luft... Der Wind... Wir genießen es. Am schönsten ist es für uns aber, einfach mal wieder essen zu gehen. Das ist halt eine ganz andere Atmosphäre, als wenn die Speisen vom Radelkurier gebracht werden und ein bisschen Petersilie drübergestreut wird.

    Wie funktioniert das Modellprojekt in der Praxis?

    Lis: Man benötigt einen negativen Corona-Test im Vorfeld der Anreise – das ist Voraussetzung. Und dann ist wirklich augenfällig, dass es an jeder Ecke Teststationen gibt, wo man sich kostenlos testen kann. Sogar einen Fahrrad-Drive-in gibt es. Eine tolle Sache. Maske runter. Man wird gefragt, tief rein oder nicht tief rein in die Nase, dann fährt man gleich weiter und erhält 15 Minuten später das Ergebnis aufs Handy. Mit dieser maximal 24 Stunden alten Testbescheinigung kann man dann beispielsweise ins Restaurant. Außerdem ist die Luca-App zur Erfassung der persönlichen Daten allgegenwärtig.

    Wie ist die Stimmung?

    Lis: Sehr gut. Alle sind sehr freundlich. Jeder freut sich. Sowohl die Urlauber als auch die Tourismusangestellten. Wir führen überall nette Gespräche. Nur einmal habe ich eine etwas schwierige Situation erlebt, als eine Familie mit ihren Kindern essen gehen wollte, jedoch keine Testbescheinigung dabei hatte. Da gab es mal Diskussionen. Aber die Familie ist dann ins Testcenter gegenüber des Restaurants gegangen und haben halt 20 Minuten später gegessen.

    Der Versuch wird ja sehr kritisch in Deutschland beobachtet. Schleswig-Holstein will sich ja bald komplett für den Tourismus öffnen. Die Vorgaben werden also konsequent eingehalten?

    Lis: Ja durchaus. Die Tourismusbetriebe haben ja viel zu verlieren... Die Inzidenzwerte in den Modellregionen haben sich seit Projektstart sogar verbessert.

    Erst der Test, dann das Vergnügen.
    Erst der Test, dann das Vergnügen. Foto: privat

    Wie oft wurden Sie in Ihrer Urlaubswoche also getestet?

    Lis: Sieben Mal. Für den Campingplatz oder im Hotel würde es alle zwei Tage ausreichen, aber wenn man essen gehen will, darf der Test maximal 24 Stunden alt sein.

    Hat Sie das gestört?

    Lis: Das wird zur Routine. Besonders meine Frau hatte deswegen große Vorbehalte. Aber dadurch dass es hier so unkompliziert gehandhabt wird, nimmt man es einfach in Kauf. Auch meine Frau.

    Wie sieht das Leben auf dem Campingplatz aus?

    Lis: Nach unserer Buchung haben wir ein ganzes Paket mit Infomaterial erhalten. Bei der Ankunft wurden wir noch einmal getestet. Geöffnet haben nur die Toiletten. Es können erst mal auch nur Selbstversorger kommen. Es gibt also kein erweitertes soziales Leben auf dem Campingplatz. Offiziell ist es so, dass man nicht mit den Nachbarn zusammengrillen darf oder so was. Das also, was man normalerweise ganz selbstverständlich macht: Sich an einem Tisch versammeln und alle quatschen miteinander. Das ist nicht erlaubt. Aber natürlich redet man mal mit den Leuten. Abstand hat ja jeder mittlerweile verinnerlicht. Es sind aber alle froh, dass sie endlich mal loskommen.

    Wo kommen Ihre Wohnmobilnachbarn denn her?

    Lis: Die Kennzeichen sind aus ganz Deutschland. Viechtach, München, Ulm, Hamburg. Und es ist ausgebucht. Die Region Nordfriesland ist ausgebucht.

    Dann hatten Sie also Glück, dass Sie noch einen Stellplatz bekommen hatten?

    Lis: Als ich beschlossen habe, einfach irgendwo hinzufahren, weil ich mal Tapetenwechsel brauchte, wusste ich noch nichts von der Modellregion. Ich habe einfach geschaut, wo die Inzidenzwerte niedrig sind – dann erst habe ich von dem Projekt erfahren. Fünf Minuten später hatte ich gebucht. Denn mir war klar, wenn das bekannt wird, bekommt man nichts mehr. Und genau so war es.

    Was haben Sie so gemacht?

    Lis: Rad fahren, spazieren gehen – ein wenig vergessen geglaubte Freiheit genießen.

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