Schon die Anreise: zur Sicherheit vier Stunden vor Abflug am Flughafen Frankfurt gewesen. Zu normalen Zeiten der Horror-Airport Nummer eins in Europa: unendlich lange Wege, Menschenmengen, die sich durch die Gänge schieben, begleitet von einem Stakkato von Lautsprecher-Durchsagen. In Corona-Zeiten ist alles anders: Wir steigen aus dem leeren ICE aus, gehen durch einen leeren Bahnhof in ein leeres Terminal mit dem Lärmpegel eines Schweigeklosters. Freundlichst werden wir am – klar –leeren, Counter erwartet zum Einchecken inklusive Kofferabgabe. Genau 17 Minuten nach Betreten des Flughafens stehen wir am Gate von Lufthansa-Flug LH 518 nach San José. Drei Stunden zu früh, alle Plätze in den Restaurants und Cafés sind gesperrt.
Dann der zweite Schritt, die Einreise. Kommen wir überhaupt rein? Was ist, wenn wir auf dem „Fieber-Teppich“ bei der Temperaturüberprüfung scheitern? Dabei dauert Costa Ricas Einreise-Bedingungen durchzulesen etwa so lange, wie sich ein Test-Stäbchen in der Nase befindet: Reisepass mindestens ein halbes Jahr gültig; Gesundheitspass („Pase de Salud“) im Internet ausfüllen frühestens 48 Stunden vor Abflug. Nach einer Minute bekommt man einen QR-Code als Bestätigung; gültige Auslandskrankenversicherung mit Deckung über 50.000 Euro.
Keine Sorge, die Krokodile tun nichts
Der Beamte am Einreiseschalter in San José will weder einen Antikörper – noch einen PCR, auch keinen Antigen-Test, sondern verabschiedet uns in sein Land mit den zwei Worten „Pura Vida“ was so viel wie „Pures Leben“ heißt. Mit diesen Worten begrüßt, verabschiedet und bedankt man sich in Costa Rica. Selbst Briefe und Mails werden mit dieser freudvollen Formel unterschrieben ...
Dann endlich vor Ort: José Luis Gonzales Urbina (33) kann deutsch – allerdings in sehr speziellem Ausmaß. Für eine Begrüßung oder eine einfache Konversation langt es nicht, wohl aber für Benennung der gesamten Pflanzen-und Tierwelt am nördlichsten Ende Costa Ricas an der Grenze zu Nicaragua. Begriffe wie „Eisvogel“, „Mangroven-Schwalbe“ oder „Ameisenbär“ gehen ihm flüssig über die Lippen. Und „Krokodil“. Dieses Wort gebraucht er oft während unserer stillen Bootsfahrt auf dem „Rio San Carlos“, der im Landesinneren auf seinen 120 Kilometern Länge direkt auf die Grenze zu Nicaragua zuläuft, wo er sich mit dem „Rio San José vereinigt. Die „Cocodrilos“ liegen am trüben aber sauberen Fluss – mit weit aufgerissenen Mäulern. Nicht etwa um auf Beute zu warten, sondern wegen der besseren Feuchtigkeitszufuhr im Körper. Zu unserem wohligen Erschauern erklärt José, dass sich die bis zu sechs Meter langen Tiere aufgrund des üppigen Nahrungsangebotes an Fischen und anderen Kleingetier nicht für Menschen interessieren. Sein Angebot, ein paar Meter weiter im „Rio San Carlos“ zu schwimmen, müssen wir leider ablehnen. Wir hatten, Gott sei Dank, unsere Badesachen im Auto vergessen.
Die Geräusche einer Regenwald-Nacht in Costa Rica
Eulalia erwartet uns an ihrem zwei Flammen-Gasbrenner im 120 Einwohner-Dorf Boca San Carlos, das ohne jede Straßenanbindung nur per Boot zu erreichen ist. In ihrem Lokal, der Bar „Monteverde“ gibt es „Langostinos del Rio“, also Langusten aus dem Süßwasser des Flusses, „Patacones“ (gebratene Kochbananen) und frittierte Wurzeln des Yucca-Baumes. Dazu Tona-Bier vom anderen Ufer des Flusses aus Nicaragua. Wir sind die einzigen Touristen, die nach langer Zeit diesen wunderbar entlegenen Ort erreichen.
Auch zu unserem Nachtlager in der „Maquenque Eco-Lodge“ gelangen wir nur mit dem Boot. Den intensivsten Eindruck der mehrstöckigen Natur bekommt man in einem der acht Baumhäuser, die auf 23 Metern Höhe ein tropisches Schlafzimmer bieten ohne Fenster – nur mit Moskitonetz. Eine Nacht in diesem Baumhaus, (das über viele Treppen bequem zu erreichen ist), ist wohl die schönste Art, kein Auge zu zutun in der Regenwald-Nacht. Ständig fragt man sich, wer einem gerade auf dem Kopf herumtanzt: Die Weißkopf-Affen, die sich den Bauch mit wilden Mandeln von unserem Baumgerüst vollschlagen und die Schalen herunterfallen lassen.
Wir sind allein: Dennoch gilt das ganze Corona-Programm
Oder die Ameisenbären, die unser Domizil als Station auf ihrem Weg zwischen den einzelnen Urwaldriesen nutzen. Auch hier waren wir die einzigen Gäste. Aber selbstverständlich bei vollem Corona-Programm: Hände waschen und desinfizieren vor Betreten aller Gemeinschaftsräume, Maskenpflicht. Dass man in Costa Rica praktisch den ganzen Tag draußen im Regenwald und am Meer ist, darf als geschenkte Corona-Vorsorge gelten. Davon abgesehen wird auf die Hygieneregeln äußerst verantwortungsvoll geachtet: Auf dem Weg Richtung Pazifik-Küste lassen wir die Touristenhochburgen um den Vulkan Areal mit dem Ort La Fortuna links liegen und begegnen dafür dem Werk eines Franken und glühenden Fan des 1. FC Nürnberg: Rainer Stoll ist deshalb mit Erfolgserlebnissen nicht gerade verwöhnt. Sein Projekt „La Tigra“ allerdings erweist sich als Volltreffer für alle Mitspieler: für die Natur, für die einheimischen Bauern und für Gäste, die erleben wollen, wie verantwortungsbewusster Tourismus inmitten großartiger Natur funktionieren kann. 2004 kaufte Stoll zusammen mit einem costa-ricanischen Partner vier Hektar Land, um es aufzuforsten. 2015, mit mittlerweile 50 Hektar, begründete er die „La Tigra Rainforest Lodge“ und erschuf so ein Auskommen für 26 Bauernfamilien. Stoll ermöglichte auch eine Schule direkt an der Lodge. „Uns war es wichtig, die Kinder zu erziehen, deren Eltern noch Jäger waren. Sie bekommen nun eine Ausbildung, die es ihnen ermöglicht, Natur-Führer zu werden“, sagt Stoll.
Wichtigstes Ausstattungsdetail der zehn Stelzenhäuser ist die Taschenlampe. Es gibt nur eine Steckdose im Bad und nur zwei Lichter. Das Projekt „La Tigra“ wurde von Geo Saison mit der „Grünen Palme“, der wichtigsten Auszeichnung für nachhaltigen Tourismus in Deutschland, gewürdigt.
Samara ist Costa Ricas lässiger Küstenort
Dann der Pazifik. Zum Einstieg nach Samara, einem lässigen Küstenort mit Rucksack-Charme auf schickem Niveau: Beachball, Reiten am Strand, Yoga und Wellenreiten für Anfänger. Sechs Stunden Fahrzeit weiter südlich erwarten uns die Faultiere im „Rafiki Beach Camp“ in der Nähe des Ortes Matapalo. Über 18 Stunden am Tag schlafen die Faultiere in den Bäumen, die sie nur einmal in der Woche zum Toiletten-Gang verlassen. „Rafiki“ ist ein Lager mit mehreren Zelten am Strand mit rustikaler Einrichtung, aber einem gemauerten angebauten Bad.
Natürlich kann man eine Faultier-Tour (je 35 US-Dollar) oder eine Affen-Tour machen mit Alex, dem freundlichen Hausmeister, der früher als Fußball-Profi im Tor einer Erstliga-Mannschaft Costa Ricas stand. Die Tiere sieht man aber auch, wenn man einfach nur vor dem Zelt in der Hängematte liegt und vergeblich versucht, ein Buch zu lesen.
Zum Schluss, schon nahe Panama, der Höhepunkt: das Auto auf dem Parkplatz am Hafen abgestellt, dann eine 45-minütige Fahrt durch den Golfo Dulce, einem Meeresfjord an der Halbinsel Osa. Ziel ist der 12.000 Hektar große und nahezu unbesiedelte Nationalpark „Piedras Blancas“ („Weiße Steine“). Ein Gutshaus am Strand mit kleinen Bungalows. Insgesamt Platz für 40 Gäste in 18 Zimmern. „Playa Cativo“ heißt dieser Traum, benannt nach einem einheimischen Baum.
390 Vogelarten im Nationalpark Piedras Blancas
Das teure Paradies – ab 600 Dollar die Nacht für zwei Menschen inklusive Vollpension und Sportmöglichkeiten inklusive – versorgt sich selbst mit 100 Prozent erneuerbarer Energie, einem eigenen organisch wirtschaftenden Bauernhof. Und uns mit einer Tierwelt, dass einem geradezu schwindlig wird: Jaguare, Pumas, Ozelots. Klar: Ameisenbären, Faultiere, Tukane, Aras. Insgesamt 390 Vogelarten, vier Affen-Arten, drei Delfin-Arten. Schon am Morgen gleiten ganze Schulen von Delfinen durchs ruhige Wasser des Fjordes. Vom Stand-up-Brett aus sieht man gepunktete Adler-Rochen. Und dann erst die Mangroven-Tour mit dem Kajak um sechs Uhr am Morgen ...
Costa Rica platzt regelrecht vor Natur und Tierwelt.
Für Sie wissenswert:
Veranstalter: „Travel-to-Nature“ aus dem badischen Heitersheim ist sein kompetenter Veranstalter mit Spezialgebiet Costa Rica mit der Erfahrung von 20 Jahren. Tel. 07634/50550.
- Corona-Situation Costa Rica ist Risikogebiet. Der Inzidenzwert liegt bei 118,4 (19.April 2021).
- Flüge Costa Rica, also die Hauptstadt San José, ist ab Frankfurt zweimal wöchentlich (Mittwoch und Samstag) ab Frankfurt mit Lufthansa direkt zu erreichen. Flüge ab € 600.
- Leihwagen Unbedingt Allrad nehmen. Kosten pro Woche incl. Vollkasko und aller anderen Versicherungen ab 500 Euro. Weder Navi noch Wertsachen im Auto lassen.
- Währung Die offizielle Währung ist der Colón. Viele Preise werden aber in Dollar ausgezeichnet. Man kann problemlos mit US-Dollar bezahlen. Ausnahme: Mautgebühren und Kleinstbeträge. 1 US-Dollar entspricht etwa 600 Colónes. Kreditkarten werden überall angenommen.
- Veranstalter: „Travel-to-Nature“ aus dem badischen Heitersheim ist sein kompetenter Veranstalter mit Spezialgebiet Costa Rica mit der Erfahrung von 20 Jahren. Tel. 07634/50550.
- Tipp Ein Adapter mit amerikanischem Stecker mit flachen Kontakten. Die Netzspannung beträgt 110 Volt Wechselstrom.
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