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Ist es eine gute Idee Tiere aus dem Urlaub mitzubringen?

Tierschutz

Mehr als ein Katzensprung – Welches Risiko Flugpaten eingehen

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    Viele haben Mitleid mit streunenden Katzen in südlichen Ländern. Manche nehmen auch Tiere mit nach Hause.
    Viele haben Mitleid mit streunenden Katzen in südlichen Ländern. Manche nehmen auch Tiere mit nach Hause. Foto: Marius Becker/dpa

    Was sind Flugpaten?
    BÄRBEL EDEL: Es gibt Tierschutzorganisationen, die Straßenkatzen oder Straßenhunde aus dem Ausland retten und an deutsche Besitzer vermitteln. Um diese Tiere nach Deutschland zu bringen, werben sie Urlauber an. Jemand, der zum Beispiel in die Ferien nach Mallorca fliegt, nimmt auf dem Rückflug ein Tier mit nach Deutschland. Das läuft so ab: Die Tierschutzorganisation bringt das Tier zum Flughafen. Der Flugpate übernimmt es, fliegt zurück nach Deutschland und übergibt das Tier dort wieder an jemanden von der Organisation oder direkt dem neuen Besitzer. 

    Bärbel Edel ist Autorin des Buchen „Deine Tierheimkatze“
    Bärbel Edel ist Autorin des Buchen „Deine Tierheimkatze“ Foto: privat

    Wie werden die Flugpaten angeworben? 
    BÄRBEL EDEL: Die Tierschutzorganisationen werben über Foren oder Social Media und schreiben, dass man als Flugpate ohne großen Aufwand Straßentieren helfen könne. Flugpaten, die sich auf solche Aufrufe melden, wollen etwas Gutes tun. Sie gehen aber, ohne es zu wissen, ein hohes Risiko ein.Ich habe vor Jahren selbst mit dem Gedanken gespielt, das zu machen. Ich dachte mir: das ist doch eine gute Sache, wenn ich sowieso im Urlaub bin, da könnte ich doch eine Katze mit zurücknehmen. Aber bei der Recherche habe ich gemerkt, dass es zu großen Problemen kommen kann.

    Wieso transportieren die Tierschutzorganisationen die Tiere über Flugpaten?
    BÄRBEL EDEL: Es gibt unterschiedliche Regelungen für Privatpersonen und Vereine, wenn sie Tiere über die Grenze transportieren. Vereine müssen mehr Vorschriften einhalten, sie brauchen zum Beispiel eine TRACES-Bescheinigung für die Tiere. Das ist aufwendiger, als sein eigenes Haustier mitzunehmen.Nicht alle Vereine, die Flugpaten suchen, sind generell unseriös oder böswillig, einige wollen nur den Papierkram umgehen.

    Begeben sich die Flugpaten in eine rechtliche Grauzone?
    BÄRBEL EDEL: Ich bin keine Anwältin, aber nach dem, was ich weiß, ist das ganze Vorgehen rechtlich nicht ganz korrekt. Es wird praktisch vorgegaukelt, der Flugpate wäre der Halter, das ist er aber gar nicht.

    Wo ist das Problem besonders groß?
    BÄRBEL EDEL: Gerade in den Ländern Südeuropas gibt es viele Straßentiere. In den Mittelmeerländern sehe ich immer viele Straßenkatzen in schlechtem Zustand. Zum Beispiel in Kroatien, Griechenland, auch auf Zypern gibt es ein ziemliches Elend. Flugpaten werden oft für Spanien oder Griechenland gesucht, da kommt beides zusammen: Es gibt viele Straßentiere und viele Touristen aus Deutschland, die dort Urlaub machen.

    Welche Probleme können auftreten?
    BÄRBEL EDEL: Es kann passieren, dass der Zoll bei der Ankunft feststellt, es fehlen Papiere oder Impfungen. Dann muss das Tier in Quarantäne. Oder das Tier entwischt, weil es den Flugpaten nicht kennt und nervös ist. Es ist auch schon vorgekommen, dass am Flughafen in Deutschland niemand da war, der das Tier abgeholt hat. Dann sitzt man da mit dem Tier und weiß nicht wohin damit.

    Was ist die Position des Deutschen Tierschutzbundes?
    BÄRBEL EDEL: Der Deutsche Tierschutzbund hat sich auch dazu positioniert, der sieht generell den Auslandstierschutz kritisch. Die sagen: Die deutschen Tierheime sind voll mit Tieren, die sind komplett am Limit. Muss man da auch noch Tiere aus dem Ausland holen? Sie plädieren eher dafür, ausländische Tierheime vor Ort zu unterstützen.Außerdem gibt es auch Welpenhändler, die das System ausnutzen, es gibt da einige schwarze Schafe. Nicht alle haben böse Absichten, viele Organisationen machen das wirklich aus Tierliebe. Aber manche geben sich als Tierschutzorganisation aus und machen damit einfach nur Profit.

    Welche Alternativen gibt es zur Flugpatenschaft?
    BÄRBEL EDEL: Es gibt zum Beispiel Vereine, die auch Tieren aus dem Ausland helfen, sie aber selbst ins Land bringen, zum Beispiel mit einem Transporter.Und wenn man im Urlaub Straßentieren helfen möchte, kann man ja schauen, ob es dort vor Ort Tierheime oder Tierschutzorganisationen gibt, an die man spenden kann. Die freuen sich auf jeden Fall über Unterstützung.Und wer ein Haustier sucht, findet auch in hiesigen Tierheimen eines, das sich über ein neues Zuhause freut.Mein Appell an die Urlauber ist, dass sie sich auf gar keinen Fall auf Flugpatenschaften einlassen sollten.

    Zur Person

    Bärbel Edel, 61, ist Bloggerin und Journalistin. Sie lebt in Augsburg, hat einen Kater und ist Autorin des Buchs „Deine Tierheimkatze“ .

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