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Kreuzfahrt: Diese Kreuzfahrtschiffe wollen im Mai wieder in See stechen

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Diese Kreuzfahrtschiffe wollen im Mai wieder in See stechen

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    Die Reedereien wollen vor allem Griechenland ansteuern.
    Die Reedereien wollen vor allem Griechenland ansteuern. Foto: napa74, Adobe Stock

    Mit vielen Menschen gleichzeitig auf engem Raum? Darauf ist derzeit wohl kaum jemand scharf. Auf modernen Kreuzfahrtschiffen könnte jedoch eine ganze Kleinstadt gemeinsam auf Reisen gehen. Rund 3000 Passagiere haben auf den meisten Platz, die Crew nicht eingerechnet. Die größten Schiffe bringen mehr als 6000 Gäste unter. Welche Herausforderung die räumliche Enge mit sich bringt, wurde vor einem Jahr auf tragische Weise deutlich, als das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess wegen eines Corona-Ausbruchs an Bord in Yokohama unter Quarantäne gestellt wurde. Ein einziger Passagier hatte 712 andere Gäste infiziert. Sieben Menschen starben. Das Vertrauen in die eigentlich als sicher geltende Kreuzfahrt wurde damals tief erschüttert. Die touristische Schifffahrt kam wegen des weltweiten Pandemiegeschehens zum Stillstand.

    Der Inzidenzwert von Griechenland ist hoch

    Nun soll es im Mai wieder losgehen. Die Abfahrten sind vor allem ab Griechenland. Das Land will trotz einem Sieben-Tages-Inzidenzwert von 171,3 (pro 100.000 Einwohner) ab 14. Mai wieder regulären Urlaub zulassen.

    Prinzipiell sind Schiffsreisen im Mittelmeer oder in der Nordsee schon seit einiger Zeit möglich. Das Auswärtige Amt rät allerdings noch immer von der Teilnahme an Kreuzfahrten wegen der „besonderen Risiken“ ab. Aber es gibt Ausnahmen. Etwa Flusskreuzfahrten mit „besonderen Hygienekonzepten innerhalb Europas“. Und Kreuzfahrten, die in Deutschland beginnen und ohne anzulegen, in einem ausländischen Hafen wieder in einem Hafen in

    Und Abends treffen sich dann alle ans Buffet? Noch während des ersten Lockdowns vor einem Jahr wurde eine Expertenkommission aus Infektiologen und Schiffsärzten gebildet. Sogenannte „risikobehaftete Abläufe“ wurden in Absprache mit den Behörden umgestellt, sagt Kurt Machens, Unfallchirurg aus Hildesheim und seit Jahren Schiffsarzt bei Tui-Cruises.

    Die Ankunft der Kreuzfahrer wurde neu geregelt

    Beispielsweise bekämen die Gäste nun für die Ankunft auf dem Schiff feste Zeitfenster zugewiesen, um die Entstehung von Gedränge zu vermeiden. An Bord gelte Maskenpflicht, die Hände müssten regelmäßig desinfiziert werden. Um Kontakte weiter zu reduzieren, wurden Selbstbedienungslokale an Bord auf Bedienservice umgestellt. „Außerdem sehen die Hygienepläne regelmäßige stichprobenartige Antigen-Schnelltests und PCR-Tests vor“, erklärt der Schiffsarzt. Ein Tracing-System an Bord erfasst Kontakte. Dadurch könnten im Falle einer Infektion Begegnungen nachverfolgt werden. Laut Machens kam es bis Ende 2020 bei rund 50 Tui-Kreuzfahrten mit über 50.000 Passagieren zu keinem einzigen Covid-Fall. Dennoch können Corona-Fälle an Bord nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. Vor einigen Wochen wurden auf einem Tui-Schiff, das rund um Gran Canaria unterwegs war, vier Passagiere positiv getestet. 20 Kontaktpersonen wurden identifiziert, die aber allesamt negative Tests aufwiesen – ebenso wie die übrigen rund 1000 Fahrgäste und 800 Crewmitglieder, berichtet Machens.

    Stillgelegte Kreuzfahrtschiffe am Hafen Mukran auf Rügen.
    Stillgelegte Kreuzfahrtschiffe am Hafen Mukran auf Rügen. Foto: Stefan Sauer, dpa

    Die Frage, wie übertragbare Krankheiten an Bord eingedämmt werden könnten, habe laut Machens auch vor Corona schon hohe Prioritätbei den Reedereien gehabt. „Auch für Grippe oder Magen-Darm-Infektionen gab es immer schon Hygienekonzepte“, betont Schiffsarzt Machens. Veränderungen, die nun durch Sars-CoV-2 notwendig wurden – wie etwa die Erweiterung der Intensivkapazitäten an Bord, die Schaffung von zwei separaten Behandlungszonen für infektiöse und nicht infektiöse Patienten sowie die Einrichtung fester Quarantänekabinen –, kämen der Eindämmung anderer Krankheiten an Bord zugute, ist er überzeugt. „Viele dieser Neuerungen werden das Infektionsmanagement dauerhaft verändern.“

    In Zukunft, so der Schiffsarzt, könnten Kreuzfahrt-Unternehmen eine Impfung ihrer Passagiere zur Bedingung machen. Mehrere internationale Reedereien wollen dies schon ab Sommer 2021 in die Tat umsetzen. Etwa die britische Saga Cruise, die amerikanischen Unternehmen American Steam Boat, NCL (inklusive Norwegian Cruise Line, Regent Seven Seas Cruises und Oceania Cruises) sowie Victory Cruise Lines. Royal Caribbean hat sich für eine Impfpflicht der Crew entschieden, nicht aber für Passagiere. Für Aida, Tui Cruises, Hapag Lloyd, Hurtigruten, Costa, MSC und Carnival ist eine Impfpflicht bislang kein Thema.

    Fakten zur Kreuzfahrt

    Ende des vergangenen Jahrhunderts gab es weltweit etwa 200 Kreuzfahrtschiffe, heute sind es rund 500.

    Mehr als zwei Millionen Deutsche treten pro Jahr eine Kreuzfahrt an.

    Deutsche Kreuzfahrtschiffe, etwa der Gesellschaft Aida, fahren ausnahmslos unter den Flaggen Italiens, Maltas, der Bahamas und Bermudas, weil das niedrigere Steuern und laschere Arbeitszeitregelungen verursacht.

    Berücksichtigt man Steuern auf Kraftstoff und für Gebäude, zahlte TUI Cruises laut „Wahnsinn Kreuzfahrt“ 2016 2,2 Millionen Euro Steuern in Deutschland, was einer Steuerquote von 1,1 Prozent entspricht.

    Wäsche- und Buffet-Hilfskräfte verdienten bei einer großen deutschen Kreuzfahrtgesellschaft für bis zu 300 Stunden Arbeit pro Monat unter 800 Euro.

    Der Schiffsverkehr stößt laut ESKP, der Wissensplattform des Forschungsbereichs Erde und Umwelt der Helmholtz-Gemeinschaft, pro Jahr etwa 812 Tonnen, der Flugzeugverkehr 654 und der Straßenverkehr 4110 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr aus. Etwa ein Prozent der Schiffe sind Kreuzfahrtschiffe.

    2018 stach mit der „AIDAnova“ das erste große Kreuzfahrtschiff, das ausschließlich mit umweltfreundlicherem Flüssiggas (LNG) fährt, in See. Nur 13 der großen Kreuzfahrtschiffe, die weltweit bis 2026 gebaut werden, nutzen ausschließlich LNG, was einem Drittel enspricht.

    So planen die Reedereien den Neustart ab Mai

    Tui: Die „Mein Schiff 5“ bietet ab dem 13. Mai Fahrten durch die griechischen Inselwelten an. Abwechselnd werden auf zwei unterschiedlichen, jeweils einwöchigen Touren ab/bis Kreta entweder Rhodos, Piräus (Athen) und Souda (Chania) oder Korfu, Katakolon und Piräus angefahren. Insgesamt sollen es sechs Reisen sein, die ausschließlich als Gesamtpaket inklusive An- und Abreise in eigens gecharterten Flugzeugen, die ausschließlich von den Passagieren genutzt werden, angeboten werden. So will Tui Cruises sicherstellen, dass die Hygiene- und Sicherheitsstandards über die gesamte Reise hinweg eingehalten werden. Landausflüge sind nur möglich, wenn sie von

    Norwegian Cruise Line (NCL) will laut Präsident Harry Sommer drei Schiffe ab Juli in See stechen lassen. Auch NCL zieht es nach Griechenland – ab 25. Juli sind Törns ab Athen geplant. Die Norwegian Jade wird bis November einwöchige Kreuzfahrten rund um die griechischen Inseln anbieten. Für die Norwegian Joy und Norwegian Gem werden ab August einwöchige Kreuzfahrten in der Karibik geplant. Ungeduldige Fans können eine Doku-Serie über den Neustart bei NCL verfolgen.

    Aida: Ab 23. Mai will die Reederei Reisen in Griechenland anbieten. Die 7-tägigen Kreuzfahrten starten ab Korfu und führen durch die griechische Inselwelt nach Kreta und Rhodos sowie nach Katakolon (Olympia) und Piräus (Athen). 22 Abfahrten bis 17. Oktober sind geplant. Die Griechenland-Kreuzfahrten können auch als 14-tägige Reise gebucht werden. Außerdem cruist die Aidaperla zwischen den Kanarischen Inseln. Zum Gesundheits- und Hygienekonzept gehören ein verpflichtender PCR-Test vor der Anreise, regelmäßige Gesundheitschecks, umfangreiche AHA-Regeln, medizinische Betreuung inklusive Testkapazitäten an Bord und vieles mehr. Das Konzept wurde vom SGS-Institut Fresenius geprüft und bestätigt.

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