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In Tschechien James Bond hinterher gereist

Filmschauplätze

Montenegro? Tschechien! Auf den Spuren von Casino Royal

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    Schauspieler Daniel Craig im Bond-Film Casino Royal. Gedreht wurde in Tschechien.
    Schauspieler Daniel Craig im Bond-Film Casino Royal. Gedreht wurde in Tschechien. Foto: Globe Photos, ZUMAPRESS.com

    „Geschüttelt oder gerührt?“ – „Sehe ich so aus, als ob mich das interessiert?“ - Seit wann besteht James Bond denn nicht mehr darauf, seinen Martini geschüttelt und nicht gerührt zu bekommen? Nicht nur diese Aussage im Bond-Film „Casino Royale“ überraschte die Fans im Jahr 2006. Daniel Craig gab sein Debüt. Das war nüchterner, düsterer, härter, kerniger. Für viele ist „Casino Royale“ der beste Bond. Neben dem ausgeklügelten Drehbuch, der ausgefeilten Filmmusik und natürlich Daniel Craig sind dafür unumstritten auch die Schauplätze im Film verantwortlich, die als „Nebendarsteller“ glänzen und wahrlich oscarreif sind: Die Bahamas, der Comer See, London, Venedig, Miami, Montenegro. Doch wer nun nach Montenegro reist, um etwas vom Bond-Flair zu erhaschen, wird enttäuscht. Die Filmemacher kürten Tschechien zu einem ihrer Hauptdrehorte und gaben dem Kind dann einfach einen anderen Namen. Eine Reise durch Tschechien auf den Spuren von „Casino Royale“. 

    Der Eingangsbereich im Hotel Pupp.
    Der Eingangsbereich im Hotel Pupp. Foto: Stefanie Hammer

    Man muss nicht zwangsweise mit dem Aston Martin vorfahren, wenn man ins Grandhotel Pupp in Karlsbad eincheckt. Es ist ein Haus mit jahrhundertelanger Tradition. Seit 1701 heißt das Hotel Gäste, darunter viele Berühmtheiten, willkommen. Stilvoll thront es am Ende der Fußgängerzone des mondänen Kurortes. Mit Concierge, Kofferservice und Parkdienst – da weiß man sofort, es geht edel zu. Mehrere Meter hohe Hotelzimmer mit Stuckdecken und eigener Türklingel, alte Möbel, teils mit Balkon und Aussicht auf die Stadt lassen die Besucher wissen, dass hier Geschichte geschrieben wurde. Im Film hat das Traditionshaus einen anderen Namen: „Hotel Splendide“ in Montenegro. Bond und seine wohl einzig wahre Liebe Vesper Lynd, gespielt von Eva Green, melden sich am Empfang an, ein tatsächlich runder Raum, der gleich hinter dem Haupteingang zu finden ist. 

    Der Zandersaal im Kaiserbad.
    Der Zandersaal im Kaiserbad. Foto: Stefanie Hammer

    Hier liefern sich die beiden Hauptprotagonisten ein kurzes Wortgefecht, bevor Vesper dann den Aufzug um die Ecke betritt und mit dem Satz „Nehmen Sie den nächsten, hier ist nicht genügend Platz für mich und Ihr Ego!“ die Konversation beendet, bevor sich die goldenen Türen schließen. Der Aufzug wird an einer anderen Stelle nochmals zum Nebendarsteller, ebenso wie das Hotelrestaurant. Heute betritt man es durch den 2019 renovierten kleinen Saal „Malá dvorana“, in dem mittig eine Bar aus böhmischen Kristallglas thront, über ihr ein riesiger Kronleuchter. Ein Anblick, der kurz die Sprache verschlägt. Wenn man sich wieder gesammelt hat, flaniert man vorbei an riesigen Schwarz-Weiß-Bildern der berühmten Besucherinnen und Besucher hinein in den L-förmigen Bereich des Lokals. 

    Der Tisch, an dem James Bond saß, lässt sich reservieren

    Für „Casino Royale“ saßen Daniel Craig und Eva Green am vorletzten Tisch direkt am Fenster mit Blick auf die Teplá, dem Fluss, der direkt durch Karlsbad führt. Wer abends genau hier speisen möchte, sollte reservieren. Beim Frühstückbuffet für Übernachtungsgäste stehen die Chancen dann gut, sich den Tisch selbst aussuchen zu können. 

    Auch der Parkplatz des altehrwürdigen Hauses war Schauplatz für den 007-Streifen. Lässig parkte Bond hier seinen Wagen, das kleine Häuschen des Valet-Services kann man gut erkennen. Und nach einem hinterlistigen Vergiftungsanschlag springt der britische Geheimagent ebenfalls auf dem Parkplatz des Grandhotels in einer der spannendsten Szenen dem Tod von der Schippe. 

    Das Casino ist in Wahrheit das Kaiserbad in Karlsbad

    Zuvor stolpert er die Treppen des vielbesagten Casinos hinab, das in Wirklichkeit kein Casino ist, sondern das nur wenige Gehminuten vom „Pupp“ entfernte Kaiserbad, das nach einer aufwendigen Renovierung seit 2023 wieder zugänglich ist. Die pompöse Treppe des ehemaligen Kurbades tritt im Film mehrfach in Erscheinung, ebenso wie der eindrucksvolle Zandersaal mit seinen opulenten Kronleuchtern und filigranen Holzverkleidung, in dem ein ganzes Casino für die Dreharbeiten aufgebaut wurde und in dem Bond seinen Martini bestellt. Der private Spielsalon, der Salon Privé, in dem Bond mit seinem Rivalen Le Chiffre um Millionen pokert, wurde dann aber in einem Filmstudio aufgebaut. 

    In Casino Royal kommt Karlsbad groß zur Geltung

    Auch die Mühlbrunnenkolonnade in Karlsbad mit ihren zahlreichen Säulen wurde für den Film umfunktioniert. Sie diente als Bahnhof Montenegros, an dem Bond und Lynd ankommen. Diese Sequenz im Film erlaubt auch einen Blick in die wunderschöne Fußgängerzone mit ihren stilvollen Häusern und einer hübschen Brücke, die über die Teplá führt. 

    Die Bond-Reise geht nun hinaus aus Karlsbad. Nur 15 Kilometer entfernt liegt der kleine, idyllische Ort Loket, der auch als „Rothenburg Tschechiens“ bezeichnet wird. Fast komplett vom Fluss Eger umschlossen mit seiner malerischen Burg, die erhaben über dem Fluss thront, wundert es nicht, dass die Filmemacher das kleine, komplett denkmalgeschützte Städtchen erst einmal von oben zeigen. Ein wahrlich märchenhafter Anblick, der im Film ebenfalls Montenegro darstellen soll. Auf dem kleinen Marktplatz spielt dann eine Sequenz, die knappe zwei Minuten im Film einnimmt, für die jedoch mehrere Wochen gedreht worden sein soll. Im Hintergrund sieht man die Restaurants und Cafés des Ortes, der auch ganz ohne Bond eine Reise wert ist. 

    Anschließend geht es weiter nach Venedig. Wirklich Venedig? Nein, auch hier wurde getrickst. Die Eingangshalle des Hotels, in das James Bond und seine Vesper in der Lagunenstadt einchecken, ist in Wirklichkeit der Eingangsbereich des Nationalmuseums in Prag. Die Hauptstadt Tschechiens, die häufig für Filmaufnahmen genutzt wird, durfte beim, man möchte fast schon sagen, hauptsächlich tschechischen Bond also nicht fehlen. Dessen Chefin M, verkörpert von Judi Dench, beschwert sich in einer Sequenz im britischen Unterhaus im Westminster Palace über die fragwürdigen Vorgehensweisen ihrer berühmtesten Doppel-Null. Man ahnt es bereits, auch hier wurde für die Aufnahmen keine Reise nach London unternommen. Die barocke Strahov-Bibliothek, Teil des gleichnamigen Klosters, diente kurzerhand als Drehort. Man findet den majestätischen, philosophischen Saal, durch den M schreitet, unweit der Prager Burg und des Aussichtsturms Petřín, dessen Ähnlichkeit mit dem Eiffelturm unverkennbar ist. Alle drei Sehenswürdigkeiten lassen sich ideal nach einem Spaziergang durch den Park am Berg Petřín mit stetig leichtem Anstieg bis zum Turm und dann Abstieg Richtung Kloster erkunden. Auch als 007 im sonnigen Florida die Körperwelten-Ausstellung besucht, wurde nicht im Sunshine-State gedreht. Die Innenaufnahmen in dieser Sequenz fanden im Militärmuseum Prag statt, die Außenaufnahmen am Verkehrsministerium. Zudem wurde der Großteil der Studioaufnahmen für den Film im Barrandov Studio, ebenfalls in Prag, gedreht. 

    Montenegro ist in Wirklichkeit Tschechien

    Selbst der Zug, indem sich Bond das erste Mal mit Vesper trifft, ist ein tschechischer. „Ich bin das Geld.“ – mit dieser Aussage macht die selbstbewusste junge Frau im Hochgeschwindigkeitszug SuperCity Pendolino, der von Prag aus verkehrt, deutlich, für was sie zuständig ist. Auch die Außenaufnahmen entstanden rund um den Zug herum, der nur im Film nach Montenegro unterwegs ist und in Wirklichkeit Ziele innerhalb Tschechiens ansteuert. 

    Und während sich wahre Bond-Fans seit Daniel Craigs letzter Mission den Kopf darüber zerbrechen, welcher Schauspieler oder welche Schauspielerin seine Nachfolge antreten könnte, spekulieren Reisebegeisterte auf neue, atemberaubende oder auch exotische Filmkulissen. Schließlich ist die Filmreihe dafür bekannt, aufwendige Aufnahmen in aller Herren Länder einzufangen. Für den ganz neuen Bond würde sich der ein oder andere sicherlich auch bereit erklären, auf Location-Suche zu gehen! Der Job ist wohl schon besetzt. 

    Infos

    • Übernachten Grandhotel Pupp in Karlsbad. DZ mit Frühstück und Zugang zum modernen Wellnessbereich ab ca. 190 Euro pro Nacht. Wer sich im Restaurant ganz dem „Bond-Feeling“ hingeben will, kann sich den Cocktail „Vesper 007“ zu Gemüte führen. Homepage: www.pupp.cz/de
    • Drehorte Kaiserbad Karlsbad. Die Führung „Durch das Kaiserbad“ lohnt sich. Homepage: www.cisarskelazne.cz/de
    • Sehenswert Das Örtchen Loket lässt sich samt Burg bei einem Tagesausflug erkunden. Homepage: www.loket.info/de
    • Nationalmuseum Prag Tickets am besten vorab buchen. Vor allem beim Kindermuseum lohnt sich dies, da es nur zu fest gebuchten Zeiten besucht werden kann und schnell ausgebucht ist. Homepage: www.nm.cz/en
    • Strahov Bibliothek Beide Bibliothekssäle des Klosters dürfen zwar nicht betreten werden, aber sie können durch die offenen Türen bestaunt werden. Homepage: www.strahovskyklaster.cz/en
    • SuperCity Pendolino Tickets unter www.cd.cz/en/
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