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Zwölf Stämme: Polizei verhaftet sieben Väter

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Zwölf Stämme: Polizei verhaftet sieben Väter

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    Groß war das Medieninteresse an der Presseerklärung der "Zwölf Stämme" in Pfäfflingen. Hier die betroffenen Kinder, musizierend, hinten rechts Sprecher Holger Röhrs.
    Groß war das Medieninteresse an der Presseerklärung der "Zwölf Stämme" in Pfäfflingen. Hier die betroffenen Kinder, musizierend, hinten rechts Sprecher Holger Röhrs. Foto: Jim Benninger

    Nördlingen (lby) - Im Konflikt um die umstrittene Glaubensgemeinschaft "Zwölf Stämme" sind am Montag in Nordschwaben sieben Familienväter festgenommen und ins Augsburger Gefängnis gebracht worden. Sie leisteten keinen Widerstand. Sie müssen eine Erzwingungshaft zwischen sechs und 16 Tagen verbüßen. Die Gemeinschaft weigert sich seit Jahren aus "religiösen Gewissensgründen", ihre Kinder in die staatliche Schule zu schicken, und deswegen verhängte Geldbußen nicht bezahlt.

    Inzwischen summieren sich die nicht bezahlten Bußgelder auf fast 150.000 Euro. Das Amtsgericht Nördlingen hatte deshalb Erzwingungshaft gegen 18 Väter und Mütter verfügt. Um die Familien nicht übermäßig zu belasten, wurde zunächst der Vollzug gegen die Väter angeordnet, nachdem eine Beschwerde gegen die Beugehaft zurückgewiesen worden war.

    Wachposten hatten in Klosterzimmern auf dem Kirchturm des von der Gemeinschaft bewohnten ehemaligen Klostergeländes die anrückenden Polizeiwagen mit Hörnern verkündet. Daraufhin versammelten sich alle Gemeindemitglieder mit den sieben Männern vor der Kirche und erwarteten singend die Polizei. Friedlich und ohne Widerstand bestiegen die Männer mit ihren Köfferchen die Polizei-Busse und ließen sich abtransportieren.

    Die Gemeinde folgte den Fahrzeugen winkend. "Wir fügen uns, haben aber keinerlei Unrechtsbewusstsein", sagte der Sprecher der Glaubensgemeinschaft.

    Die "Zwölf Stämme" bezeichnen sich als urchristliche Lebensgemeinschaft und lehnen die staatliche Schule mit Sexualkundeunterricht und der Evolutionslehre aus religiösen Gewissensgründen ab. Im Oktober 2002 waren 23 Kinder von der Polizei zwangsweise zur öffentlichen Schule gebracht worden. Die Gemeinschaft weigerte sich aber weiterhin, die in Bayern allgemein geltende Schulpflicht zu respektieren.

    Die Kinder erhalten "Heimunterricht", um sie von schädlichen Einflüssen wie Gewalt, Drogen und Sexualität fern zu halten. Nach Auffassung der "Zwölf Stämme" sei es "Gottesgebot", die Kinder "von der Welt unbefleckt" zu erziehen. Die Gemeinschaft betreibt seit 2001 im nordschwäbischen Klosterzimmern eine biologische Landwirtschaft. Sektenexperten bezeichnen die "Zwölf Stämme" als "neureligiöse, christlich-jüdische Gemeinschaft".

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