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Nördlingen: Wie das Internet Zeugenaussagen beeinflussen kann

Nördlingen

Wie das Internet Zeugenaussagen beeinflussen kann

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    Wie das Internet Zeugenaussagen beeinflussen kann zeigte jüngst ein Fall vor dem Amtsgericht Nördlingen.
    Wie das Internet Zeugenaussagen beeinflussen kann zeigte jüngst ein Fall vor dem Amtsgericht Nördlingen. Foto: Marc Tirl, dpa (Symbolbild)

    Die Vorgeschichte: In ein Jugendzentrum in Weilheim (Landkreis Donau-Ries) wurde eingebrochen. Jugendliche, die in dem

    Beschuldigter hatte Alibis

    Der war's aber gar nicht. Der kann es nicht gewesen sein. Das war Richter Gerhard Schamann vom Amtsgericht in Nördlingen in der Verhandlung Anfang Oktober bald bewusst. Denn der Beschuldigte hatte mehrere Alibis. "Wir hatten erkannt, dass das eine Internetgeschichte war", sagt Schamann.

    Die Jugendlichen hätten sich über ihre Vermutungen, die aus den Internet-Recherchen entstanden sind, vor der Verhandlung unterhalten. Cliquenmitglieder oder beste Freundinnen tauschen sich eben aus, weiß der Jugendrichter. So kam es dazu, dass mehrere Personen glaubten, der Angeklagte sei der Täter.

    Internet: Fluch und Segen zugleich

    Das Internet ist für Schamann Fluch und Segen zugleich. Wenn Zeugen nach Informationen surfen, könne sich das auf ihre Sinneswahrnehmung auswirken. Im schlimmsten Fall wird jemand verdächtigt, der nichts mit der Sache zu tun hat.

    Darum sei es Aufgabe der Richter herauszufinden, woher Zeugen ihre Erkenntnisse tatsächlich haben. Häufig kommt es nach Schamanns Erfahrung zum Glück nicht zu solchen Vorfällen wie in Nördlingen. Wenn der langjährige Richter allerdings Verdacht schöpft, fragt er den Zeugen direkt, ob er im Internet nachgeforscht hat.

    Zeugen berichtigen ihre Aussage

    Dann erinnern sich die Zeugen an ihre Internetrecherchen und geben diese laut Schamann auch offen zu. "Der Zeuge will niemanden in ein falsches Urteil hineintreiben", sagt der Richter. Dass Zeugen absichtlich einen falschen Täter präsentieren, sei sehr selten. Der Angeklagte des Falls in Nördlingen wurde freigesprochen. Die Zeugen hatten ihre Aussagen korrigiert.

    Das Internet muss sich jedoch nicht immer nachteilig auswirken, häufig klären sich dadurch Fälle, wie der Jugendrichter bestätigt. "Zeugen haben schon oft über Facebook jemanden identifizieren können", sagt er. Ein Zeuge sei jedoch grundsätzlich das "unsicherste Beweisemittel", das es vor Gericht gibt.

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