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Luftwaffe: Die Eurofighter am Lechfeld sind rund um die Uhr einsatzbereit

Luftwaffe

Die Eurofighter am Lechfeld sind rund um die Uhr einsatzbereit

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    Einige Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 sind am Lechfeld jetzt auch nachts startklar. Sie stehen rund um die Uhr bereit, um Deutschland vor Bedrohungen aus der Luft zu schützen.
    Einige Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 sind am Lechfeld jetzt auch nachts startklar. Sie stehen rund um die Uhr bereit, um Deutschland vor Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Foto: Geoffrey Lee

    Sie zählen zu den besten Piloten der Luftwaffe. Über die Flugmanöver, die sie auch über dem Naturpark Augsburg Westliche Wälder einstudieren, gibt es wenig Auskunft, aber falls es am Himmel über Deutschland zu einer Bedrohung wie am 11. September 2001 in New York kommen sollte, wird ihr ganzes Können gebraucht.

    Pro Jahr gibt es etwa 30 Einsätze

    Der Laie könnte darüber nur spekulieren, falls ihm in den nächsten Monaten auffallen sollte, dass selbst zu ungewohnter Stunde nachts oder an Feiertagen Eurofighter am Fliegerhorst LechfeldLechfeld aufsteigen. Bis Dezember ist das Taktische Luftwaffengeschwader 74 am Lechfeld stationiert, während an seiner Heimatbasis in Neuburg an der Donau die Startbahn erneuert wird. So lange startet vom Augsburger Land aus auch die Alarmrotte, die rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres Deutschland vor Bedrohungen aus der Luft schützen muss. Pro Jahr gibt es etwa 30 Einsätze.

    Quick Reaction Alert (QRA) nennt sich der Fall, wenn schnell gehandelt werden muss, weil ein nicht identifiziertes Fluggerät am Himmel auftaucht, ein Flugzeug seinen Kurs verlässt oder die Funkverbindung abbricht. Oder, weil irgendwo in Europa ein Flugzeug entführt wird und sein Weg es nach Deutschland bringen könnte. So wie vor zwei Wochen, als eine aus Äthiopien kommende Passagiermaschine nicht plangemäß in Rom landete, sondern – begleitet von italienischen und später französischen Militärjets – in der Schweiz landete. Hätte der Entführer nicht Genf als Ziel gewählt, wäre er über dem Bodensee von den Eurofightern des Luftwaffengeschwaders 74 in Empfang genommen worden.

    Das Luftsicherheitsgesetz ist ein Streitthema für Juristen

    Diese sind mit Raketen bewaffnet, aber für mehr als einen Warnschuss gibt es in Deutschland keine gesetzliche Grundlage. Die wurde zwar nach dem 11. September 2001 durch eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes geschaffen, jedoch vom Bundesverfassungsgericht widerrufen. Das Leben von Passagieren darf nicht abgewogen werden gegen das Leben bedrohter Menschen am Boden. So ist unklar, was bei einem übergesetzlichen Notstand passieren würde. Der Pilot im Abfangjäger dürfte oder müsste einen Abschussbefehl nicht befolgen. Ein Streitthema für Juristen.

    Die Praxis sieht zum Glück harmloser aus. Denn was passiert, wenn aus den täglichen Abfangübungen ein echter Einsatz wird? Der Kommodore des Luftwaffengeschwaders 74, Oberst Frank Gräfe, klingt selbstbewusst: „Dann können Sie beruhigt weiterschlafen.“ Denn wenn ein Pilot links neben seinem Cockpit einen Abfangjäger sieht, weiß er hinter sich mindestens einen zweiten und es gibt nur eine angemessene Reaktion: Mit den eigenen Flügeln zu wackeln und per Funk oder Zeichensprache den Kontakt zu bestätigen.

    Abdrängmanöver gibt es auch im Luftraum

    Andernfalls verstehen die Piloten der „Luftpolizei“ keinen Spaß. Wie ihre Manöver aussehen, darüber ist aus Deutschland wenig bekannt. Ein hoher Offizier im Informationszentum der Luftwaffe in Köln bestätigt jedoch, dass zum Abdrängen Flugzeuge notfalls auch mit Flügelspitzen gerammt werden könnten. Berichte aus dem Ausland schildern durchgeschüttelte Maschinen, in denen einmal sogar ein ohnmächtiger Pilot wieder wach geworden sein soll. Schon richtig alt ist der Trick, den Auftrieb einer Maschine an einer Flügelseite durch ein Unterfliegen so zu erhöhen, dass sie von selbst den Kurs ändert.

    Bei der deutschen Alarmrotte kommt es selten zu riskanten Manövern

    Doch Piloten der deutschen Alarmrotte werden selten zu riskanten Manövern herausgefordert. Wenn sie in ein fremdes Cockpit schauen, sehen sie meist nur Unschuldslämmer. So wie jene fidele Männergruppe, die 2013 mit einem ausländischen Privatjet zu einer Fotosafari über dem Voralpenland kreiste, ohne sich um die Vorgaben der Flugsicherung zu scheren. Sie winkten freundlich, fotografierten auch noch die Eurofighter und wollten sich dann – angeblich reuig – auf ein Bier zum Airport München eskortieren lassen. Eskortiert wurden sie schon, allerdings über die Grenze nach Tschechien. Aus dem geplanten Bier wurde nichts mehr und die Heimreise war für sie spät und weit.

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