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Diedorfer macht Karriere: Früher Domsingknabe, heute Firmenchef in London

Diedorfer macht Karriere

Früher Domsingknabe, heute Firmenchef in London

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    Erfolgreich in der Metropole London: Der Diedorfer Maximilian Birner (links) und Sam Amrani gründeten eine Firma, die sich mit Near Field Communication für Handy beschäftigt.
    Erfolgreich in der Metropole London: Der Diedorfer Maximilian Birner (links) und Sam Amrani gründeten eine Firma, die sich mit Near Field Communication für Handy beschäftigt. Foto: Ulrike Schuster

    Wenn er startet, gibt er Vollgas: Mit fünf Jahren als Domsingknabe und Fußballer, mit 22 als Student und Unternehmer. Früher stand Maximilian Birner in Augsburg sechsmal pro Woche auf dem Platz und im Chor, heute dribbelt er sieben Tage die Woche drei Bälle in London vor sich her: zwei Studiengänge und die Geschäftsführung des Kommunikations-Unternehmens „Tamoco“ mit zehn Mitarbeitern.

    Abitur am Peutinger-Gymnasium

    Nach dem Abitur am Peutinger-Gymnasium in Augsburg wusste Birner genau, was er wollte: ins Ausland!  Fernweh liegt in der Familie: Mit Vater Robert und Mutter Heidi Birner besuchte er in jeden Ferien ein anderes Land. Zum Studieren sollte es London sein; hervorragende Universitäten und die Stadt als Finanz- und Technologie-Drehscheibe lockten. „Man trifft  viele brillante, internationale Menschen. Das bietet viele Möglichkeiten und inspiriert, groß zu denken“, sagt der 22-Jährige.

    Als „Mann der Analyse mit Leidenschaft für Unternehmensführung und Problembehandlung“, strebt Maximilian Birner gleich zwei Management-Abschlüsse an. „Viel Theorie an der einen Uni, viele Projekte mit bekannten Firmen an der anderen. Das ergänzt sich perfekt.“ Aber er wollte noch mehr: „Ich bin ein Workaholic. Ist eine Idee gut, muss sie umgesetzt werden.“

    Kampagnen für Unternehmen

    Ein Glück, dass der Engländer Sam Amrani, 24, seinen Weg kreuzte, ein Experte für „near field communication“, zu deutsch: Nahfeld-Kommunikation. Das ist die kontaktlose Übermittlung von Daten zwischen NFC-fähigen Geräten.

    Das Smartphone empfängt Informationen von einem NFC-Chip (englisch „tag“). Dabei wird das Handy in bis zu fünf Zentimetern Abstand über den Chip gehalten. Download, App oder vorherige Installation sind im Gegensatz zu Bluetooth oder QR-Codes überflüssig, heißt es.

    NFC ist das Herzstück des Unternehmens „Tamoco – The Tag Mobile Company“: Mit ihr gestalten Amrani und Birner Kampagnen für Unternehmen. Ziel ist es, Konsumentenverhalten umfassend und in Echtzeit erkennbar zu machen. Dazu programmieren sie kleine, bedruckbare NCF-Chips, die in Poster, Flyer oder Produkte integriert werden.

    „Für Kunden ist der Prozess sehr einfach und schnell“

    Hält ein Kunde sein Handy über den Chip, gelangt er auf die Internetseite, ins  soziale Internet-Netzwerk, zu Bildern oder Videos der Firma. „Für den Kunden ist der Prozess sehr einfach und schnell. Er kann sich mühelos informieren oder etwas bestellen. Für die Firma wird die Nachfrage transparent“, erläutert Birner.

    Ihre NFC-Chips verkaufen sie an Geschäfte, Restaurants, Bars, Modeketten, Immobilienhändler, Banken und den öffentlichen Sektor. Wichtig ist ihm, dass keine persönlichen Daten auftauchen oder gespeichert werden. Ersichtlich werde nur, welcher Kunde wann wo welchen Chip aktiviert hat, an welchem Produkt er wie lange interessiert war und welche anderen Produkte damit in Verbindung stehen.

    Dafür haben sie ein Jahr lang den Markt durchforstet, Preismodelle erarbeitet, das System entwickelt und an der Website gebastelt. Dann schrieben sie Geschäftspläne, zogen einen Investor an Land, bekamen Geld aus Regierungsfonds – zweimal fünfstellige Beträge – investierten selbst, stellten Mitarbeiter ein.

    „Unternehmensgründungen werden in England mit Hilfen überschüttet."

    Klingt schwierig? Ist es nicht, sagt Birner: „Unternehmensgründungen werden in England mit Hilfen überschüttet. Die Regierung hat erkannt, dass das Silicon-Valley-Konzept perfekt funktioniert – gut für die Wirtschaft und für gesellschaftliche Innovation.“ Ihre Neuheit ist laut Birner nicht nur eine Modewelle, sondern nachhaltig: „Die Menschen interagieren mit Firmen und Produkten immer mehr per Smartphone. Das ist die Zukunft.“ Viel Freizeit bleibt bei so viel Ehrgeiz nicht.

    Für den Nachmittagstee  oder ein Bier mit Freunden im Pub findet der 22-Jährige aber trotzdem noch Zeit. Nach Hause geht es alle Monate mal. Dann gibt es Kässpatzen. Sein Leibgericht. Die Lieblingsecken in Augsburg sind die dieselben wie zu Schultagen: Altstadt,  Rathausplatz, zum Weggehen der Yum-Club. „Da läuft man vielen über den Weg, ohne sich verabredet zu haben. Anders als in London.“

    Das Leben einfacher machen

    Dort ist sein Ziel für 2013, sich als führender NFC-Anbieter in England und Europa zu etablieren und einen weiteren Geldgeber ins Boot zu holen, am liebsten ein amerikanisches ,Venture Capital‘ (Wagnisfinanzierungsgesellschaft).

    Irgendwann will Birner dann auf der anderen Seite sitzen und selbst Start-Ups unterstützen. „Solche, die das Leben des Einzelnen einfacher machen und gesellschaftlichen Fortschritt bringen.“ Sein Vorbild: Elon Musk, Mitgründer des Internet-Bezahlsystems PayPal, jetzt Vorstandsmitglied des Raumfahrtunternehmens SpaceX.

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