Bei der Verwertung von Klärschlamm wollen die Mitglieder der neu gegründeten Kommunalen Energieverwertung Schwaben künftig gemeinsame Sache machen. Federführend ist auch die Stadt Buchloe mit an Bord. Bei einer Pressekonferenz in Mindelheim gaben die Initiatoren Einblicke in das weitere Vorgehen und äußerten sich zu den maßgeblichen Faktoren bei der Standortsuche für die Anlage. Weiterhin stünden zwei Areale im Ostallgäu im Fokus. Konkreter wurde es jedoch noch nicht.
Insgesamt neun Kommunen und Abwasserzweckverbände sind Teil dieses Kommunalunternehmens, darunter die Städte Mindelheim, die VG Türkheim mit den Gemeinden Türkheim, Amberg, Wiedergeltingen und Rammingen sowie die Städte Buchloe und Bobingen. Gemeinsam planen sie eine Anlage, in der eigenen Klärschlamm getrocknet und verkohlt werden soll, wodurch der darin enthaltene Phosphor wiedergewonnen und verwendet werden könnte.
Hintergrund des Projekts sei eine Neuordnung zur Klärschlammverwertung aus dem Jahr 2017, die Kommunen in Deutschland dazu verpflichtet, Phosphor aus ihrem Klärschlamm zurückzugewinnen. Dies müsse bis 2029 umgesetzt werden. „Phosphor ist ein Rohstoff, der nicht unendlich nachproduziert werden kann“, sagte Robert Pöschl, Verwaltungsratsvorsitzender des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) und Bürgermeister von Buchloe. Daher sei es wichtig, schon jetzt Projekte „mit Weitblick“ in die Wege zu leiten, die die Rückgewinnung des Materials zum Ziel haben – wie etwa das Vorhaben des gKU.
Klärschlamm-Anlage im Ostallgäu geplant - die Hintergründe des Projekts
Nach wie vor sei die Standortfrage nicht abschließend geklärt, sagte Pöschl. Als maßgebliche Faktoren bei der Suche nach einem passenden Grundstück, das etwa 7000 Quadratmeter groß – also so groß wie ein Fußballfeld – sein müsste, nannte er unter anderem den ausreichenden Anschluss ans Verkehrsnetz. Zudem müsse die Anbindung an mögliche Wärmequellen mitbedacht werden, deren Energie zum Betreiben der Anlage genutzt werden könnte, ebenso wie die Transportwege des Klärschlamms aus den Ortschaften des gKU hin zum Verwertungsbetrieb. Es gelte, die Lage so zu wählen, „dass die Transportwege für alle Beteiligten möglichst gering sind“.
Statt wie bisher den Klärschlamm in einer Schongauer Einrichtung bei rund 1000 Grad Celsius zu verbrennen, soll der Abfall aus den Kläranlagen im Umland nach Inbetriebnahme der neuen Verwertungsstätte ab 2026 dort zunächst getrocknet und dann bei 500 bis 700 Grad Celsius „ohne Flamme verkohlt werden“, berichtet Projektleiter Richard Dauberschmidt. „Pyrolyse“ heißt das Verfahren, bei dem als Produkt das sogenannte Karbonisat entsteht. Ein kohleartiges Granulat, das zwar als Teil von Düngemittel verwendet werden könnte, als solches laut Düngemittelverordnung aber in Deutschland nicht zugelassen ist.
Warum es noch Hürden bei der Verwendung des Karbonisats gibt
„Da kommen sich die Verordnungen in die Quere“, so Dauberschmidt. Auf Nachfrage gab er sich optimistisch, dass die Verwendung in der Düngemittel-Herstellung in Zukunft auch hierzulande zulässig werde und ergänzte: „Im Ausland wird das schon länger so praktiziert, zum Beispiel in Tschechien oder Dänemark – schließlich wird so auch CO2 im Boden gebunden.“ Zudem gebe es weitere Verwendungszwecke für den gewonnenen Phosphor: Beispielsweise könne damit Humus angereichert werden oder er finde in Aktivkohlefiltern Verwendung.
Mit jährlich rund 15.000 Tonnen entwässertem Klärschlamm, die in der neuen Anlage aufbereitet werden, rechnen die Verantwortlichen aus den Mitgliedsgemeinden und -verbänden, 1600 Tonnen kommen dabei voraussichtlich aus der Buchloer Kläranlage. Im Gegensatz zur Gennachstadt sind die Gemeinden Lamerdingen und Waal übrigens noch nicht Teil des gemeinsamen Kommunalunternehmens. „Wir hatten allerdings schon Kontakt zu den Verantwortlichen, und unsere Tür steht auf jeden Fall offen“, sagte Pöschl bei der Pressekongerenz in Mindelheim.
15.000 Tonnen Klärschlamm soll die Anlage jährlich stemmen
Die Kommunalen Energieverwertung Schwaben arbeite nach seinen Angaben kostendeckend. „Es geht nicht um Gewinnmaximierung“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende. Und als gKU zahle man keine Gewerbesteuer. Mit dem neuen Unternehmen haben sich die Kommunen laut Pöschl „unabhängiger vom Markt“ gemacht. Das heißt: „Wir haben die Verwertung in der eigenen Hand und können langfristig insgesamt gebührenstabiler arbeiten.“ Der wiedergewonnene Phosphor werde in Zukunft durch die zugehörige GmbH vermarktet und verkauft, das Geld könne dann anteilig an die Gesellschafter ausgeschüttet werden – „oder es wird direkt im Unternehmen wieder eingesetzt“, so Pöschl.