Der Fuchs gilt für gewöhnlich als ein wildes Tier – und sehr menschenscheu. Gut. Aber muss man sich deshalb 15 Jahre lang verstecken? Vor seinen eigenen Fans? Nur weil man den Fuchs im Künstlernamen trägt? Dieser musikalische Fuchs, von dem hier die Rede ist, hatte sich in den 2000ern mit gerappten Ohrwürmern an die Chartspitze geschlichen. Und jetzt erst meldet er sich zurück – 15 Jahre nach seinem Solodebüt. Peter Fox sein Name.
Peter Fox' Karriere begann in der Gruppe Seeed
Eher untypisch: Dieser Fuchs – bürgerlich Pierre Baigorry, ein Kind Westberlins, geboren 1971 – trat zuerst im Rudel auf. Und gar nicht scheu. Er war ab 1998 das Gesicht einer rappenden Männertruppe, eines "mobilen Reggae-Einsatzkommandos" namens "Seeed". In Hits wie "Dancehall Caballero" markierten zehn Männer ihr Revier: "Wir sind Seeed – BOOOOM! – und das ist unser Gebiet!" Sie schrieben den Song für alle, die sich zum Fremdgehen verführt fühlen: "Hübsches Ding, ich versteck mein' Ehering". Mal spielten sie Cowboys, mal Gentlemen, aber im Mittelpunkt stand er: der Fuchs mit den roten Haaren. Ein Bandkollege aus Jamaika fand seine Haare "foxy", Baigorry gefiel das. Lässiger Typ eben. 2001 erlitt er eine Gesichtslähmung wegen eines Virus, das Ärzte zu spät erkannten – doch auch das stoppte ihn nicht.
Mit "Love Songs" legt Peter Fox sein zweites Soloalbum vor
Dann beschloss der Fuchs, sich in den Bau seiner eigenen Kreativität zurückzuziehen. Das Ergebnis: sein Debüt-Album "Stadtaffe", 2008. Fox solo, das klang, wie Berlin dem Image nach riecht, schmeckt, schmutzt und liebt. Im Kracher "Alles neu" schwang Fox die Abrissbirne im Refrain, mit Orchester und kostümierten Affen im Video, die das Cello schrubbten. Die Sehnsucht nach stillen Sommern in der Datscha, die klang in "Haus am See" an: Da sang Fox, seine Frau sei schön, die Zahl seiner Kinder sei zwanzig. In Wahrheit gibt es zwei Sprösslinge im Hause Fox, in Berlin-Lichterfelde. Und dort wurde es still um Baigorry, nach dieser Rakete von einem Debüt.
Jetzt erst, 2023, erscheint Schlag zwei: "Love Songs". Fox glaubt daran, dass er immer noch den Riecher für Pop-Trüffelstücke hat: "Ich bin auch ein Pop-Schwein, ich mag Sachen, die viele Leute mögen." Ein Duett singt er auf dem Album mit Hit-Garant Adriano Celentano. Signore "Azzurro" persönlich sagt da: "Ciao Peter, wir sehen uns." Wiedersehen? Es muss ja nicht erst in 15 Jahren sein.