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Zuwanderungspolitik: Warum Deutschland im Kampf gegen illegale Migration auf Marokko setzt

Zuwanderungspolitik

Warum Deutschland im Kampf gegen illegale Migration auf Marokko setzt

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    Entwicklungsministerin Svenja Schulze bemüht sich um enge Zusammenarbeit mit Marokko in der Migrationspolitik.
    Entwicklungsministerin Svenja Schulze bemüht sich um enge Zusammenarbeit mit Marokko in der Migrationspolitik. Foto: Hannes P. Albert, dpa

    Deutschland und Marokko wollen im Bereich Migration enger zusammenarbeiten – und zwar in mehrerlei Hinsicht. Bei der Partnerschaft, die beide Regierungen vereinbart haben, geht es um die Reduzierung der illegalen Migration, aber auch um eine Stärkung des legalen Zuzugs von Fachkräften. Nach einem Treffen mit dem marokkanischen Arbeitsminister Younes Sekkouri in der Hauptstadt Rabat sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD): "Deutschland braucht dringend mehr reguläre Einwanderung von Arbeits- und Fachkräften. Nur so können wir unseren Wohlstand erhalten." Marokko sei ein Partner, "der seiner jungen und gut ausgebildeten Bevölkerung berufliche Perspektiven bieten will".

    Auswanderung ist für Marokko ein Wirtschaftsfaktor

    Doch auch Marokko hat Interesse an Zuwanderung Richtung Deutschland und andere Länder: Rücküberweisungen von Marokkanern, die im Ausland arbeiten, machen rund acht Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Der marokkanische Minister wollte lieber von "Mobilität" als von Migration sprechen. Er hoffe, dass seine Landsleute nach einigen Jahren "mit neuen Kenntnissen und Fähigkeiten zurückkommen". Schulze und Sekkouri weihten in Rabat das inzwischen siebte Zentrum für Migration und Entwicklung ein, das zusammen von Deutschland, der Europäischen Union und der marokkanischen Arbeitsagentur betrieben wird. 

    Dort können sich Interessenten kostenlos über Möglichkeiten und Anforderungen einer Arbeitsaufnahme in Deutschland informieren. Aktuell werden nach Angaben des Zentrums vor allem Elektriker, Heizungs- und Klimatechniker sowie Hotelfachleute vermittelt. 

    Bundesregierung hofft auf weniger illegale Zuwanderung

    Joachim Stamp (FDP), der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Migrationsabkommen, meldet dagegen eine Übereinkunft bei der Kontrolle unerwünschter illegaler Zuwanderung: "Wir haben eine Migrationspartnerschaft miteinander besprochen und haben uns eine Arbeitsstruktur gegeben, mit der wir jetzt an verschiedenen Themen arbeiten, um irreguläre Migration zu reduzieren und reguläre, legale Arbeitsmigration zu stärken und gleichzeitig auch zu sehen, wie wir die Sicherheitsinteressen beider Länder stärken können." Marokko sei ein Land mit großem Einfluss auf die internationale Migrationspolitik und auch selbst Zielland für viele Migranten. Eine Kooperation mit Marokko trage also auch zur Fluchtursachenbekämpfung bei. 

    In der aktuellen Debatte um die Rückführung abgelehnter Geflüchteter spielt Marokko als Herkunftsland eine vergleichsweise geringe Rolle. Im vergangenen Jahr waren es laut Bundesregierung 119 Personen, die aus Deutschland nach Marokko zurückkehren mussten. 

    Marokko ist eines der zentralen Durchgangsländer für Migranten

    Weil sich die traditionell guten Beziehungen zwischen Marokko und Frankreich in den zurückliegenden Jahren deutlich abgekühlt haben, richtet sich der Blick der Nordafrikaner nun immer stärker auf andere mögliche Partner – darunter Berlin. Bedeutsam für die deutsche Zuwanderungspolitik ist Marokko indes als eines der zentralen Durchgangsländer für Migranten aus dem gesamten afrikanischen Kontinent.

    Bootsflüchtlinge machen sich von hier aus auf den lebensgefährlichen Weg in Richtung Europa, die zu Spanien gehörenden Kanaren sind nur rund 100 Kilometer entfernt. Die beiden spanischen Enklaven Ceuta und Melilla an der nordmarokkanischen Grenze sind zudem die einzige direkte Landverbindung zwischen Afrika und EU-Gebiet. Immer wieder kommt es zu Versuchen von Migranten, die befestigten Grenzen von Ceuta und Melilla gewaltsam zu stürmen. Die marokkanischen Streitkräfte haben im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben insgesamt 87.000 Migranten an der Weiterreise nach Europa gehindert.

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