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Zug-Chaos in Bayern: "Früher war die Bahn besser gegen Wintereinbrüche gerüstet"

Zug-Chaos in Bayern

"Früher war die Bahn besser gegen Wintereinbrüche gerüstet"

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    Ein ICE der Deutschen Bahn steht auf einem verschneiten Gleis am Hauptbahnhof in München.
    Ein ICE der Deutschen Bahn steht auf einem verschneiten Gleis am Hauptbahnhof in München. Foto: Sven Hoppe, dpa (Symbolbild)

    Für die Probleme der Bahn mit dem Wintereinbruch am Wochenende machen Verbraucherschützer und Gewerkschaften vor allem die Bahn selbst verantwortlich. „Der Bahnverkehr in Deutschland ist nach jahrzehntelanger Sparpolitik nur noch auf Kante genäht, und das führt dazu, dass bei extremen Wetterlagen gerade der Fernverkehr immer öfter ganz eingestellt wird“, kritisierte der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Detlev Neuß, im Gespräch mit unserer Redaktion. Von den starken Schneefällen seien die Bahn und öffentliche Verkehrsbetriebe genauso überrascht worden wie die Bevölkerung. „Der Bahnbetrieb sollte aber nur dann eingestellt werden, wenn andernfalls die Sicherheit der Fahrgäste gefährdet wäre“, betonte Neuß.

    Gewerkschaft: Österreich hat früher und besser reagiert

    „Der Slogan ,Wir fahren bei jedem Wetter‘ hat keine Glaubwürdigkeit mehr“, kritisierte auch der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft EVG, Martin Burkert. „Die Qualitäts- und Pünktlichkeitsprobleme verschärfen die Situation“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. Die österreichischen Bahnen dagegen hätten bereits vor 100 Jahren umgesteuert und mit viel Geld saniert, während die deutsche Schienen-Infrastruktur heute in weiten Teilen marode sei, sagte Burkert. Der Fachkräftemangel vor allem im Großraum München verschärfe die Situation noch.

    „Früher war die Bahn viel besser gegen heftige Wintereinbrüche gerüstet, sowohl was eine ausreichende Zahl an Schneeräumfahrzeugen, das Zugmaterial als auch die Schieneninfrastruktur und die Streckenpflege anbelangt“, betonte Pro-Bahn-Chef Neuß. Da jedoch aus Kostengründen immer mehr Gleise als Abstellmöglichkeiten zurückgebaut worden seien, müssten bei Ereignissen wie am Wochenende vor allem im Fernverkehr ganze Züge direkt in den Bahnhöfen abgestellt werden, wenn sie ihr Ziel nicht mehr erreichen können. „Durch die verstopften Bahnhöfe wird der Bahnverkehr noch schneller blockiert und kommt großflächig zum Erliegen.“ 

    Schneechaos: Lage am Münchner Flughafen entspannt sich nur langsam

    Starker Schneefall in der Nacht zum Samstag hatte in großen Teilen Süddeutschlands den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Eingeschneite Züge konnten nicht starten, unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume blockierten Gleise, Oberleitungen waren vereist. Am Ulmer Hauptbahnhof wurde ein ICE zum Übernachtungszug umfunktioniert. 

    Die Bahn bat Reisende wegen des Wintereinbruchs, auch am Montag nicht dringend nötige Fahrten zu verschieben. Man werde auch zum Wochenstart nicht alle Verbindungen im Fernverkehr anbieten können, sagte eine Unternehmenssprecherin. 

    In Österreich waren nach dem starken Schneefall tausende Haushalte ohne Strom

    Nach dem Chaos am Samstag normalisierte sich die Verkehrslage in Bayern zum Ausklang des Wochenendes zwar zunehmend. Am Münchner Flughafen entspannte sie sich allerdings nur langsam. Zwar nahm er am Sonntagmorgen den Betrieb wieder auf, nach Angaben eines Sprechers aber mussten noch 560 von etwa 880 Flügen gestrichen werden. Am Samstag hatte der Flughafen den Betrieb komplett eingestellt, auch am Allgäu Airport in Memmingen ging zeitweise gar nichts mehr.

    In Österreich waren am Sonntag noch immer mindestens 20.000 Haushalte ohne Strom. In der Steiermark war ein Hochspannungsmast umgeknickt, was in Teilen des Bundeslands zum Stromausfall führte. Auch tausende Haushalte in Oberösterreich unweit der deutschen Grenze mussten zunächst noch ohne Strom auskommen. (mit dpa)

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