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Korea-Krieg: Der ewige Konflikt - ein Erklär-Versuch

Zeitgeschichte

Der Koreakrieg: Der ewige Konflikt

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    Ein Krieg, der die Welt an den Rand des Abgrunds brachte: US-Kampfjets fliegen über die koreanische Halbinsel. Der Koreakrieg wurde am 25. Juni 1950 durch den Einmarsch nordkoreanischer Truppen in Südkorea ausgelöst.  Er endete vor 70 Jahren mit einem Waffenstillstand.
    Ein Krieg, der die Welt an den Rand des Abgrunds brachte: US-Kampfjets fliegen über die koreanische Halbinsel. Der Koreakrieg wurde am 25. Juni 1950 durch den Einmarsch nordkoreanischer Truppen in Südkorea ausgelöst. Er endete vor 70 Jahren mit einem Waffenstillstand. Foto: dpa (Archivbild)

    Mit ernster Miene stand der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol am Mittwoch am Deck eines US-amerikanischen U-Boots in der Hafenstadt Busan. Dann sprach der rechtskonservative Politiker in die Kameras: „Hierdurch stellen wir sicher, dass Nordkorea gar nicht erst an Provokationen in Form von Atombomben denkt. Wir warnen: Falls es dies doch tut, wird es das Ende des Regimes bedeuten.“

    Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren befindet sich ein mit ballistischen Raketen ausgestattetes U-Boot in einem südkoreanischen Hafen. Dass Südkoreas Sicherheitspartner USA diese Unterstützung für notwendig hält, spricht Bände über die Spannung, die auf der koreanischen Halbinsel herrscht. Nordkorea reagierte umgehend mit neuerlichen Raketentests und ließ außerdem wissen, dass man jeden Grund hätte, auch mit Atomwaffen zu reagieren. Das Risiko eines bewaffneten Konflikts schien lange nicht so hoch wie jetzt.

    Der Koreakrieg von 1950 bis 1953 kostete fünf Millionen Menschenleben

    Dabei ist der Status formal unverändert. Seit dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 – der rund fünf Millionen Todesopfer forderte und zehn Millionen Menschen von ihren Familien trennte – befinden sich Nord- und Südkorea im Kriegszustand. Als die Konfliktparteien am 27. Juli 1953 – vor genau 70 Jahren – ein Ende der Kampfhandlungen beschlossen, wurde nur ein Waffenstillstand erreicht. Offiziell wollen das totalitäre Nordkorea und das liberale Südkorea die Wiedervereinigung. Aber wie genau das gehen soll, weiß bis heute niemand. 

    Yoon Mee Hyang bringt das beinahe zur Verzweiflung. In ihrem Abgeordnetenbüro zitiert die liberale Oppositionspolitikerin aus Umfragen, deren Ergebnisse ihr nicht gefallen. „Im Jahr 2007, als die Regierungen von Nord und Süd noch miteinander redeten, wollten 63,8 Prozent der Menschen in Südkorea die Wiedervereinigung. Aber im vergangenen Jahr war dieser Anteil auf 46 Prozent gesunken.“

    Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, gedenkt anlässlich des 70. Jahrestags des Waffenstillstands der Gefallenen des Krieges. Das Regime im Norden der Halbinsel bedroht seine Gegner mit Atombomben und unterdrückt im Inneren jeden Widerstand mit äußerster Brutalität.
    Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, gedenkt anlässlich des 70. Jahrestags des Waffenstillstands der Gefallenen des Krieges. Das Regime im Norden der Halbinsel bedroht seine Gegner mit Atombomben und unterdrückt im Inneren jeden Widerstand mit äußerster Brutalität. Foto: Uncredited, KCNA, KNS, dpa

    Besonders deutlich sei dies unter jungen Menschen: Eine andere Umfrage der Seoul National University zeigte nämlich, dass im Jahr 2018, als die Beziehungen zwischen Nord und Süd vergleichsweise positiv waren, noch 54 Prozent der Menschen im Alter von 19 bis 29 Jahren die Wiedervereinigung für notwendig hielten. „Heute liegt dieser Anteil nur bei 27 Prozent“, fügt Yoon Mee Hyang hinzu. „Aber die Maßnahmen der Politik spielen für das Stimmungsbild eine wichtige Rolle.“ Nur seien die Maßnahmen der letzten Zeit nicht gerade förderlich gewesen.

    Seit Anfang 2022 Yoon Suk Yeol knapp ins südkoreanische Präsidentenamt gewählt wurde, weht ein rauerer Wind. Der mittlerweile 62-jährige Yoon erklärte, er werde dem gut 20 Jahre jüngeren Kim Jong Un, Nordkoreas Diktator, „Manieren beibringen“. Zuletzt hat Nordkorea die Frequenz von Raketentests erhöht, Südkorea antwortet mit Militärmanövern mit den USA und Japan. Im Juni wurde bekannt, dass in Südkorea ein Politiker zum Minister für Wiedervereinigung ernannt wird, der an anderer Stelle zum Sturz des nordkoreanischen Regimes aufgerufen hat.

    Teile der südkoreanischen Opposition setzen auf Verständigung mit dem Norden

    „Aber gerade jetzt“, sagt die Oppositionspolitikerin Yoon Mee Hyang, „sollten Bereiche unterstützt werden, wo Austausch noch möglich ist. Zum Beispiel Maßnahmen gegen die Klimakrise oder im Gesundheitswesen.“ Vielleicht nicht sofort auf Regierungsebene, räumt die 58-Jährige ein. „Aber auf zivilgesellschaftlichem Niveau sollte das möglich sein. Die Regierung unterbindet jetzt aber auch dies.“ Sie habe in ihrem Leben achtmal die Gelegenheit gehabt, Pjöngjang zu besuchen. „Mein Eindruck war immer, dass persönlicher Dialog dazu beiträgt, dass Animositäten abnehmen.“

    Vor einem halben Jahrzehnt – während der Olympischen Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang, als Nord und Süd sogar gemeinsam auftraten – war Austausch noch en vogue. Der liberale Präsident Moon Jae In bemühte sich, mit Blick auf die deutsche Wiedervereinigung, um Annäherung. „Es war eine Art koreanische Ostpolitik“, sagt Kim Nury, Professor für Deutsche Literatur an der Chungang-Universität in Seoul. „Aber aus der damals positiven Stimmung wurde fast nichts gemacht. Das hat auch Kim Jong Un enttäuscht. Er wollte dann mit Moon nicht mehr sprechen.“

    Mit dem Thema Wiedervereinigung können viele Südkoreaner nicht viel anfangen

    Seither besteht Ernüchterung. Und je länger die Teilung andauert, desto weniger können gerade jüngere Südkoreaner mit dem Gedanken einer Wiedervereinigung anfangen. „Die älteren Menschen kommen zum großen Teil aus Familien, die durch den Krieg zerrissen wurden“, sagt Cho Il Joon, ein Journalist der Zeitung Hankyoreh. „Aber für die Jüngeren ist die koreanische Einheit ein abstraktes Konzept. Sie haben auch ihre eigenen Probleme. Südkorea ist eine leistungsorientierte Gesellschaft, in Seoul ist das Leben teuer.“ Wer solle da an Träume denken?

    Zumal der Traum von einem vereinigten Korea mit zunehmender Zeit ein sehr kostspieliger Traum sein würde. Insofern gilt Deutschland wiederum weniger als positives Beispiel einer friedlichen Einigung. Kim Nury lächelt bitter, wenn er auf die Finanzfrage angesprochen wird: „Viele sagen: Die deutsche Wiedervereinigung war zu teuer. Solche Behauptungen haben viele Koreaner beeinflusst, besonders jüngere Generationen.“

    Die Kosten einer Vereinigung wären exorbitant

    Im Jahr 1989, als die Berliner Mauer fiel, war das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland pro Kopf knapp dreimal so hoch wie das der DDR. Jenes von Südkorea aber ist heute laut UN-Statistiken etwa fünfzigmal so hoch wie das von Nordkorea. Die Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Soforthilfen, die für eine Angleichung der Lebensstandards in Nord und Süd nötig wären, könnte Südkorea trotz seines Wohlstands kaum alleine tragen, hat etwa der Ökonomieprofessor Park Sangin von der Seoul National University vorgerechnet. Von einer Vereinigung nach deutschem Modell rät er daher ab. 

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