Es gibt Situationen – da sind wir uns einig – in denen ist ein bisschen Flunkern und Übertreiben schon okay. Wenn der Zahnarzt fragt, ob man regelmäßig Zahnseide benutze, zum Beispiel. Wenn man aus einer Verabredung herauszukommen will, auf die man kurzfristig keine Lust mehr hat. Oder wenn man gerade in einem Vorstellungsgespräch sitzt.
Auf die Spitze getrieben hat das kürzlich der AfD-Politiker Olaf Kappelt. Der hatte versucht, sich bei der Konkurrenz einzuschleichen, dem Bündnis Sahra Wagenknecht. Dafür erschien er mit Perücke auf dem Kopf, einer Flasche Weißwein in der Hand und einem falschen Namen zum Vorstellungsgespräch: „Hans Kappelt“ nannte er sich. So sicher war Kappelt sich angesichts seiner Verkleidung, dass er noch nicht mal seinen Nachnamen änderte.
Weder die Interviewer des BSW noch des ZDF bemerkten den Bluff
Dabei ist er kein Unbekannter. Bei der Bundestagswahl trat Kappelt als AfD-Spitzenkandidat in Bremen an. Auch dass ein Fernsehteam des ZDF das Gespräch für eine Dokumentation über das BSW filmte, störte ihn nicht. „Inside Bündnis Wagenknecht“ heißt die Doku, in der der Ausschnitt zu sehen ist. Ein Titel, der auf die Aktion Kappelts besser passt als auf den Film des ZDF.
In dieser Doku kann man nun Kappelts Schauspieltalent bestaunen. Weder die Interviewer des BSW noch des ZDF bemerkten den Bluff. Erst später, als Kappelt einer BSW-WhatsApp-Gruppe beitrat, erkannte ihn jemand an seinem Profilbild. Kappelts Zahnlücke hatte ihn verraten. Trotzdem bleiben noch einige Fragen offen: Was wollte Kappelt überhaupt herausfinden? Wusste die Parteiführung davon? Und schickt das BSW als Rache jetzt Oskar Lafontaine mit Perücke zur AfD? Unterhaltsam zumindest wäre es.
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