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Xenia Sobtschak flieht: Tochter von Putins früherem Mentor in Litauen

Aus Russland

Xenia Sobtschak flieht nach Litauen

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    Xenia Sobtschak ist nach Litauen geflohen.
    Xenia Sobtschak ist nach Litauen geflohen. Foto: Pavel Golovkin, dpa

    Xenia Sobtschak, eine prominente russische TV-Moderatorin und frühere Präsidentschaftskandidatin, hat ihre Heimat Russland verlassen. "Sie ist in Litauen", sagte der der Nachrichtendienstchef des Landes, Darius Jauniskis, am Donnerstag im Radio. Die 40-Jährige sei mit einem israelischem Pass eingereist. "Sie braucht kein Visum und kann hierher kommen und 90 Tage bleiben, wenn ich mich nicht irre."

    Xenia Sobtschak ist die Tochter von Anatoli Sobtschak, der in den 1990er Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor von Kremlchef Wladimir Putin war. Sie genoss daher in Russland mehr Freiheiten als andere Oppositionelle.

    Haus von Xenia Sobtschak durchsucht

    Doch in dieser Woche hat die Justiz einen Vertrauten der 40-Jährigen wegen angeblicher Erpressung festgenommen. Staatliche Medien berichten, dass auch gegen Sobtschak ermittelt werde. Laut dem Spiegel wurde ihr Moskauer Haus durchsucht. Die Ermittlungen wurden nicht offiziell bestätigt. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums deutete allerdings an, dass es "schwerere Vorwürfe" gegen Sobtschak gebe als nur Erpressung.

    Xenia Sobtschak: Vorwürfe sind politisch motiviert

    Sobtschak bezeichnete die Vorwürfe als politisch motiviert. Auf Telegram schrieb die 40-Jährige: "Es ist klar, dass es sich um einen Angriff auf meine Redaktion handelt, die letzte freie Redaktion in Russland, die unter Druck gesetzt werden musste." Sie hoffe, dass es sich um ein Missverständnis handle.

    Laut der russische Nachrichtenagentur Tass habe Sobtschak Flugtickets nach Dubai und in die Türkei gekauft, um die Ermittler auf eine falsche Spur zu locken. Doch sie sei über Belarus nach Litauen gereist.

    Xenia Sobtschak in Litauen

    Wie seine baltischen Nachbarn und Polen hat Litauen als Reaktion auf Russlands Krieg gegen die Ukraine die Einreise für viele Menschen aus dem Nachbarland gestoppt. Das wurde vor allem mit Sicherheitsbedenken begründet. "Wir haben noch keinerlei konkrete Geheimdienstinformation vorliegen, wonach sie eine Bedrohung für den litauischen Staat darstellen könnte", sagte Jauniskis über Sobtschak.

    Die Journalistin hatte in den vergangenen Monaten mehrfach in den sozialen Netzwerken den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. 2014 hatte sie nach der Annexion der Krim erklärt, die Schwarzmeer-Halbinsel sei ukrainisch. 2021 hatte sie mit einem Film über Folter in russischen Gefängnissen Aufmerksamkeit erregt.

    Xenia Sobtschak kritisiert russische Regierung

    2018 trat Sobtschak bei der Präsidentschaftswahl gegen Putin an. Ihr wurde damals vorgeworfen, dass ihre Kandidatur der Wahl den Anschein geben sollte, dass es sich um einen Wettbewerb handle. Sie bekam 1,68 Prozent der Stimmen. Seit 2010 zeigt sie sich zunehmend als liberale Regierungskritikerin. Sie schloss sich Massenprotesten gegen Putin an und begann als Moderatorin für den kremlkritischen Sender Doschd zu arbeiten. (mit dpa)

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