Sprache ist etwas Schönes. So schön, ganze Bibliotheken lassen sich damit füllen. Oder auch WhatsApp-Nachrichten. Oder Zeitungsartikel. Wunderbar abwechslungsreich ist sie. Nomen, Verben, Adjektive und all ihre Anverwandten wie die unauffälligen Adverben oder die selbstlosen Pronomen. Beim beiläufigem Mithören von Gesprächen kann der Eindruck gewonnen werden, der durchschnittlich gebrauchte Wortschatz mache die allgemeine Inflation nicht mit. Viel eher haben sich einige einen Sparzwang auferlegt. „Geh ma Tankstelle?“ - „Ja.“ Das kann heute durchaus eine vollständige Konversation über die Abendplanung sein. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Sprache immer reicher wird. Jedes Jahr kommen neue Ausdrücke dazu. Wer kannte schon vor einigen Jahren Balkonkraftwerk, Corona-Leugner oder Klimakleber?
Ampel-Aus ist Wort des Jahres
Sprache entwickelt sich eben und daher ist es fehl am Platze, allzu kritisch mit der vermeintlichen Verengung der abendländischen Formulierungsgrenzen umzugehen. Die Gesellschaft für deutsche Sprache beispielsweise zeigt jedes Jahr auf, wie sich der zwischenmenschliche Austausch entwickelt, indem sie das Wort des Jahres kürt. Leider haben die Gesellschafter kaum einen Blick für Schönes. Krisenmodus, Zeitenwende, Wellenbrecher, Corona-Pandemie - die vergangenen Preisträger zeugen von permanenten Notlagen und Notwendigkeiten. Der Gewinner in diesem Jahr: Ampel-Aus. Kaum besser. Christian Lindner immerhin kann sich freuen. Er darf sich als zweifacher Titelträger fühlen, schließlich setzte sich 2017 schon Jamaika-Aus durch.
Es sind Begrifflichkeiten aus der Welt des Scheiterns. Im Wording (jaja, auch das darf Sprache) der FDP ist das Scheitern immer mit einer dornigen Chance verbunden. Schon schön, diese Sprache.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden