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Wohnungsbau: Zahl der Genehmigungen für Wohnungen bricht ein

Wohnungsbau

Zahl der Genehmigungen für Wohnungen bricht ein

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    Baukräne stehen auf einer Baustelle in einer Innenstadt. Die Lage in der Branche wird immer dramatischer.
    Baukräne stehen auf einer Baustelle in einer Innenstadt. Die Lage in der Branche wird immer dramatischer. Foto: Christian Charisius, dpa

    Die Talfahrt in der Bauwirtschaft wächst sich zu einer Lawine aus, die alle gut gemeinten Ansätze zur Schaffung neuen Wohnraums unter sich zu begraben droht. Laut Statistischem Bundesamt wurde im ersten Halbjahr in Deutschland der Bau von 135.200 Wohnungen genehmigt. Das waren 27,2 Prozent oder 50.600 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahr. Im Juni 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahresmonat demnach um 28,5 Prozent. Dies entspricht einem Rückgang um 8700 auf 21.800 Wohnungen. Ein Blick in die Langzeitstatistik zeigt außerdem: Seit März 2022 geht die Zahl der Baugenehmigungen saison- und kalenderbereinigt im Schnitt stetig zurück.

    Bei Zweifamilienhäusern war der Rückgang mit 53,4 Prozent besonders stark. Die Zahl der Genehmigungen für Einfamilienhäuser sank um ein Drittel. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um mehr als ein Viertel beziehungsweise um 26.700 auf 72.400 Wohnungen.

    Es entstehen weniger neue Wohnungen: Baukosten und Zinsen zu hoch

    Das Statistische Bundesamt macht „weiterhin vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen“ für den Genehmigungsrückgang verantwortlich. Die Branche bestätigt das. „Nach wie vor sorgen Zinssteigerungen, deutlich zulegende

    Ende August will die Ampelregierung bei ihrer Kabinettsklausur in Meseberg über Wege nachdenken, die aus der Misere führen. Die Branche hätte ein paar Ideen. „Günstige Zinssätze für KfW-Kredite, abgesenkte Grunderwerbssteuersätze und bessere steuerliche Absetzmöglichkeiten für Investoren sind Befreiungssignale, auf die die Branche sehnlichst wartet“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), Oliver Wittke, unserer Redaktion. 

    400.000 Wohnungen pro Jahr? Geywitz hat schon zurückgesteckt

    Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat ihr ursprünglich ausgerufenes Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr angesichts der Lage auf dem Baumarkt bereits fallen gelassen. Die Hälfte davon scheint eher realistisch. Das Münchener Ifo-Institut beispielsweise erwartet, dass für dieses Jahr rund 245.000 und nächstes Jahr 210.000 Wohnungen in neuen Wohngebäuden fertiggestellt werden. 2025 sind es demnach sogar nur noch rund 175.000 Einheiten. Zusammen mit den übrigen Fertigstellungen werden 2025 laut Ifo lediglich etwa 200.000 Wohneinheiten entstehen.

    Wie die Baubranche plädiert auch Geywitz für Steueranreize im Wohnungsbau. Die hätten über das Wachstumschancengesetz von Finanzminister Christian Lindner (FDP) bereits auf dem Weg sein können. Das Projekt wurde im Kabinett allerdings vorerst ausgebremst. Andere Maßnahmen wirken offenbar nicht. Seit März 2023 gibt es die Wohnbauförderung für klimafreundlichen Neubau der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese Förderung kann unter anderem von Privatpersonen zur Eigennutzung oder Vermietung sowie von Unternehmen beantragt werden. Die Zwischenbilanz des Statistischen Bundesamtes dazu fällt nüchtern aus: „Noch ist kein eindeutiger Effekt dieser Maßnahmen auf die Genehmigungszahlen erkennbar.“

    Geywitz will ferner technische Regelwerke entschlacken, wie sie der Leipziger Volkszeitung sagte. „Wir müssen wieder einfacher bauen in Deutschland und den Kostenanstieg dämpfen.“ Auch setzt sie auf Vorfertigung am Bau. „Serieller Wohnungsbau ist eine Möglichkeit, schnell Wohnungen zu errichten.“

    Bis zum 25. September müssen Ergebnisse her. Für diesen Tag hat Geywitz zum „Wohnungsgipfel“ ins Kanzleramt eingeladen. Nicht nur die Branche, auch Länder und Kommunen erwarten konkrete Vorschläge. 

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