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Wohnungsbau : IG Bau: Wohnungskrise noch lange nicht gelöst

Wohnungsbau

IG Bau: Wohnungskrise noch lange nicht gelöst

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    Der Neubau von Wohnungen hinkt dem Bedarf weiter hinterher, sagt IG Bau-Chef Robert Feiger und warnt:  „Die Wohnungsnot ist der größte soziale Sprengstoff, der in den nächsten Jahren in den Ballungszentren vorhanden sein wird.“
    Der Neubau von Wohnungen hinkt dem Bedarf weiter hinterher, sagt IG Bau-Chef Robert Feiger und warnt:  „Die Wohnungsnot ist der größte soziale Sprengstoff, der in den nächsten Jahren in den Ballungszentren vorhanden sein wird.“ Foto: Bastian Sünkel

    In Deutschland zieht die Nachfrage nach Immobilienkrediten wieder an, doch die Krise am Wohnungsbau ist damit noch lange nicht gelöst, warnen Fachleute. „Die Pläne der Regierung von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr - davon 100.000 Sozialwohnungen – werden weit verfehlt“, sagt Robert Feiger, Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Nach jüngsten Berechnungen des Pestel-Instituts würden dieses Jahr nur rund 255.000 Wohnungen erstellt werden. In Deutschland fehlten inzwischen mehr als eine halbe Million Wohnungen. „Die Wohnungsnot ist der größte soziale Sprengstoff, der in den nächsten Jahren in den Ballungszentren vorhanden sein wird“, warnt Feiger im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Immerhin: Bei der Landesbausparkasse LBS Süd verzeichnet man seit dem Frühsommer einen deutlichen Anstieg bei der Nachfrage nach Immobilienkrediten. „Der Anstieg liegt prozentual deutlich im zweistelligen Bereich“, sagt Sprecherin Kathrin Hartwig. Der Kreditvermittler Interhyp spricht von einer Trendwende: „Seit Beginn des Jahres gibt es eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Baufinanzierungen“, berichtet Interhyp-Chef Jörg Utecht. Ein Grund seien die gesunkenen Zinsen: „In den vergangenen Wochen sind die Zinsen noch einmal deutlich nach unten gekommen und liegen aktuell bei im Schnitt 3,38 Prozent für zehnjährige Darlehen – zum Vergleich: vor einem Jahr lagen sie zu diesem Zeitpunkt im Schnitt noch bei 3,89 Prozent“, sagt Utecht. Die Kundinnen und Kunden profitieren von niedrigeren Ratenzahlungen.

    Immobilienkredite fließen vor allem in den Bestand an Wohnungen und Häusern

    Dem Wohnungsbau hilft dies aber kaum. Denn die Kredite werden offenbar vor allem genutzt, um schon bestehende Wohnungen und Häuser zu erwerben. „Da der Neubau hinter dem Bedarf liegt, weicht ein Teil der Käufer auf den Immobilienbestand aus - dies spiegelt sich im Kreditgeschäft wider“, berichtet LBS Süd-Sprecherin Hartwig. Das höhere Interesse an Wohnungen und Häusern dämpft inzwischen den Preisverfall der letzten Monate: „Wir sehen eine Stabilisierung der Preise im Bestand“, sagt sie. Noch aber liegen die Preise unter ihren Höchstwerten aus dem Jahr 2022, berichtet die Interhyp.

    Die Lage am Wohnungsbau bleibt dagegen angespannt. „Die Krise im Wohnungsbau wird sich noch lange hinziehen“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Montag. „Die Unternehmen suchen weiterhin nach Hoffnungssignalen“, sagt er. Der Auftragsmangel im Wohnungsbau sei zuletzt nur minimal gesunken. Nach 51,3 Prozent der Unternehmen im Juli berichteten im August noch immer 50,6 Prozent der Betriebe von zu wenigen Aufträgen. Der Anteil liege damit seit neun Monaten über der 50 Prozent-Marke. „Viele Unternehmen versuchen die Krise im Wohnungsbau durch Aufträge aus dem Straßenbau auszugleichen“, sagte Wohlrabe. 

    Robert Feiger, IG Bau: Bund und Länder müssen 20 Milliarden Euro pro Jahr bereistellen

    IG Bau-Chef Feiger fordert deshalb einen Kraftakt der Regierung: „Wir brauchen ein Konjunkturprogramm ,Wohnen‘ “, sagt er. Bund und Länder müssten dafür 20 Milliarden Euro pro Jahr bereitstellen. „Der soziale Wohnungsbau braucht genauso Förderung wie der Ein- und Zweifamilienhausbau“, fordert Feiger. Bis die denkbaren Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im Bau wirkten, könnten zwei bis drei Jahre vergehen. Diese Zeit müsse überbrückt werden.

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