Wohnen wird immer teurer. Unter den hohen Preisen leiden Millionen deutsche Mieterinnen und Mieter, jeder dritte Mieterhaushalt gilt mittlerweile als finanziell überlastet. Das geht aus einer vom Deutschen Mieterbund (DMB) vorgestellten aktuellen Studie hervor. Hinzu kommt: Die Debatte über immer teurere Mietwohnungen fällt in eine Zeit, in der viele Menschen ohnehin große finanzielle Schwierigkeiten haben. In einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos gibt jeder vierte befragte Bundesbürger (24 Prozent) an, dass es derzeit ziemlich oder sehr schwierig sei, finanziell über die Runden zu kommen. Im Vorjahr waren es nur 16 Prozent.
Laut der Studie des Mieterbundes müssen 3,1 Millionen Mieterhaushalte für ihre Kaltmiete inklusive Heizkosten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens bezahlen. Weitere 4,3 Millionen zahlen zwischen 30 und 40 Prozent. Das bedeutet, dass insgesamt mehr als sieben Millionen Mieterhaushalte in Deutschland durch die Wohnkosten überlastet sind.
Mieterschützerin Zurek: "Wir müssten einen Bundesjustizminister haben, der seine Arbeit macht"
"Das sind alarmierender Zahlen, die selbst den Letzten wachrütteln sollten", sagt Lukas Siebenkotten, der Präsident des DMB. Beatrix Zurek, die Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes des DMB und des Mietervereins Münchens, übt deutliche Kritik an der Regierung in Berlin: "Wir müssten einen Bundesjustizminister haben, der seine Arbeit macht. Mietrechtlich wäre einiges zu lösen. Die Vereinbarungen, die in der Koalition getroffen wurden, umzusetzen, das ist ja keine Raketenwissenschaft." Die FDP müsse zudem ihre Blockadehaltung beim Thema Vorkaufsrecht aufgeben. "Es geht schließlich nicht um das Wohlergehen weniger, sondern um das Schicksal vieler."
Zurek fordert unter anderem, dass die jetzt möglichen Mieterhöhungen – 15 Prozent innerhalb von drei Jahren in angespannten Wohnungsmärkten – signifikant reduziert werden müssten. "Dann sind wir der Auffassung, dass das Thema Modernisierung, auch energetische, anders gelöst werden muss. Der Staat müsste da viel mehr subventionieren." Die Index-Mieten gehören ihrer Ansicht nach abgeschafft. "Wenn man ein Erhöhungsinstrumentarium hat, das keine Grenze nach oben hat, dann ist das nicht gut. Zumindest bräuchte man eine Deckelung." Wenn die Mietpreise noch weiter steigen, dann würde "die Gesellschaft noch weiter auseinanderdriften".
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Mietwohnungen sind nirgendwo in Deutschland so teuer wie in München
In Bayern, speziell in München, ist die Lage seit Langem angespannt. Denn in der Landeshauptstadt sind die Mietpreise im deutschlandweiten Vergleich enorm hoch. Laut der DMB-Studie hatte München im Jahr 2022 mit knapp über 20 Euro pro Quadratmeter die höchsten Wohnungsmietpreise der Republik.
Das Grundproblem ist: Bezahlbarer Wohnraum ist rar. Und es werden zu wenige neue Mietwohnungen gebaut. In der Bayerischen Staatsregierung ist man sich dieses Dilemmas bewusst: "Die Lage für Wohnungsunternehmen und für private Bauherren ist aktuell sehr schwierig. Umfragen der Branchenverbände zeigen: Mitgliedsunternehmen wollen erheblichen Anteil ihrer Neubauprojekte zurückstellen oder sogar ganz aufgeben", sagt ein Sprecher des bayerischen Bauministeriums auf Nachfrage.
Eigentlich hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder 2018 angekündigt, mit der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft Bayernheim bis 2025 rund 10.000 neue Wohnungen zu bauen. Das Ziel ist aber in weite Ferne gerückt. Aktuell hat Bayernheim 267 Wohnungen im Bestand.