Steigende Mieten und Wohnungsmangel verstärken soziale Ungleichheit und Armut in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt ein am Donnerstag vorgestelltes Gutachten im Auftrag des Sozialverbands Deutschland (SoVD). "Die Miete macht über eine Million Haushalte in Großstädten so arm, dass ihr Einkommen nach Miete unter dem Regelsatz von Hartz IV liegt", ergab die Studie. Die Politik habe "das Problem des knappen und teuren Wohnraums zu spät erkannt".
Miete steigt seit 1993 stärker als Einkommen
Die mittlere Miete stieg demnach im Untersuchungszeitraum von 1993 bis 2014 sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland stärker als das mittlere Einkommen. "Armutsgefährdete und einkommensschwache Haushalte werden durch die Miete stark belastet, leben in kleineren Wohnungen und in unsicheren Verhältnissen wie zur Untermiete", so das Gutachten zu den Wohnverhältnissen in Deutschland. Es fehlten sowohl für kleine als auch für größere Haushalte erschwingliche Wohnungen.
Das Problem werde "in Zukunft noch verstärkt Haushalte ohne Wohneigentum betreffen, die ab 2030 in Rente gehen, da unter ihnen eine hohe Rate an Altersarmut zu erwarten ist".
Wohnungsmangel und steigende Mieten treffen vor allem Arme und Alleinerziehende
Der Anteil der Miete am Haushaltsnettoeinkommen ist demnach bei bestimmten Gruppen besonders hoch. "Anfällig für eine hohe Mietbelastungsquote" seien neben Geringverdienern auch Alleinerziehende, Haushalte mit Migrationshintergrund, Rentner, Bezieher von Transferleistungen oder Menschen mit geringem Bildungsgrad. "Festzustellen ist grundsätzlich, dass sich die Diskriminierung in der Gesellschaft auch in der Mietbelastung der Haushalte niederschlägt", heißt es weiter.
Das Gutachten sieht massive Versäumnisse auf Seiten der Politik. Das lange Leugnen von Wohnungsnot habe dazu geführt, dass die Politik "mittlerweile vor massiven und komplexen Aufgaben steht, wenn sie die Probleme von steigenden Mieten, Überbelegung und sozialer Segregation in den Griff bekommen will". (afp)