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Wölfe: Grüne Umweltministerin will Wölfe leichter abschießen lassen

Wölfe

Grüne Umweltministerin will Wölfe leichter abschießen lassen

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    Bundesumweltministerin Steffi Lemke legt neue Vorschläge zum Umgang mit dem Wolf vor.
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke legt neue Vorschläge zum Umgang mit dem Wolf vor. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    184 Wolfsrudel gibt es in Deutschland, die anfängliche Euphorie über die Ausbreitung des Raubtiers ist inzwischen einer hitzigen Debatte gewichen. Seit Monaten erhöhen vor allem Weidehalter den Druck auf die Politik, den Abschuss des Wolfes zu erlauben – dem entgegen steht sein strenger Schutz. Die Bundesländer waren zuletzt mit individuellen Regeln vorgeprescht. Nun soll ein neuer Vorschlag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bundesweit Rechtssicherheit schaffen.

    Lemke will den Abschuss von Wölfen bereits nach dem ersten Riss ohne vorherigen DNA-Test ermöglichen. Bislang musste vor dem Abschuss eines Wolfes ein DNA-Test gemacht werden, um sicherzustellen, dass tatsächlich der richtige Wolf getötet wird. Es sei immer eine Abwägung zwischen Artenschutz und Schutz der Weidetiere, erklärte Lemke. Zwar könne das Tier nach heutiger Rechtslage bereits getötet werden, es handle sich jedoch um ein bürokratisch aufwendiges Verfahren.

    Lemke: "Wolfsfreie Zonen sind nicht mit dem Artenschutz vereinbar"

    Die Ministerin selbst spricht dabei explizit vom Töten und Abschießen des Tieres, nicht dem geschönten "Entfernen". Lemke schlägt unkomplizierte Schnellabschüsse vor und ein regionales Wolfsmanagement für jene Wölfe, die Schafe reißen. Eine allgemeine Abschusserlaubnis und sogenannte wolfsfreie Zonen seien mit dem Artenschutz und geltendem EU-Recht nicht vereinbar.

    Ihr Vorschlag: In Regionen mit erhöhtem Rissvorkommen sollen Wölfe bereits nach dem ersten Riss ohne vorab erfolgten DNA-Abgleich in einem Umkreis von tausend Metern 21 Tage lang abgeschossen werden dürfen. Ein DNA-Test solle zwar weiterhin erfolgen, allerdings erst im Anschluss. Hintergrund ist, dass ein Wolf innerhalb von 21 Tagen zur selben Weide zurückkehrt. Die eventuelle Neuregelung sei "Erfolg versprechend, um den schadenverursachenden Wolf zu identifizieren".

    Lemkes Vorschlag ist damit nicht allzu weit entfernt von einer Regelung, die seit Mai bereits in Bayern gilt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) verabschiedete ein Gesetz, nach dem Wölfe geschossen werden dürfen, sobald sie ein Tier verletzen oder reißen, oder sie sich Menschen und Ortschaften vermehrt nähern. Dennoch gibt es Kritik aus Reihen der Union: "Die Vorschläge von Bundesumweltministerin Lemke greifen immer noch zu kurz. Zwar soll der Abschuss von Problemwölfen erleichtert werden, doch die Regelungen dafür sind in der Praxis schwer umsetzbar", sagte Anja Weisgerber, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion. "Zu den notwendigen Änderungen auf EU-Ebene schweigt Steffi Lemke gänzlich. Eigentlich müsste sich Deutschland aufgrund der wachsenden Bestände in Europa für eine Herabsetzung des Schutzstatus' einsetzen."

    Ab 1. Januar könnten Wölfe bundesweit vereinfacht abgeschossen werden

    Die Ausgestaltung der Regionen liegt bei den Ländern. "Damit entsteht maximale Handlungsfähigkeit vor Ort", sagte Lemke. Oft überquerten die Tiere Landkreisgrenzen, wodurch in der Vergangenheit Abschussgenehmigungen erloschen. So könne eine Region auf beispielsweise zwei Landkreise ausgeweitet werden. Eine Bedingung für den Abschuss ist ein "zumutbarer Herdenschutz", der vom Rissgutachter festgestellt wird. Besteht dieser nicht, könne keine Abschussgenehmigung erteilt werden.

    Wie genau der "zumutbare Herdenschutz" aussieht, ist Abwägungssache, da die Begebenheiten auf Almen und Deichen anders sind als auf flachem Land. Dazu laufe laut Umweltministerin aktuell ein Forschungsprojekt. "Es gibt keine einfache Lösung", sagt sie. Aber: "Ein reines ansatzloses Abschießen wird es nicht geben."

    Ihren Vorschlag hat Steffi Lemke bereits den Landesministern vorgestellt. Im November findet sich dann die Umweltministerkonferenz zusammen, um verschiedene Vorschläge zu besprechen. Laut der Ministerin könne die neue Regelung aber bereits bis zum 1. Januar umgesetzt werden.

    Inwieweit der Vorschlag nachhaltig ist, müsse begleitend untersucht werden und sei keineswegs sicher, sagt Niko Balkenhol, Leiter der Abteilung Wildtierwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen. "Die vorgestellte Maßnahme ist aus meiner Sicht ein pragmatischer Schritt, um die Akzeptanz für den Wolf insbesondere bei Nutztierhaltern und der Bevölkerung in ländlichen Gebieten zu fördern", sagt er. "Ob die Maßnahme jedoch die Konfliktsituation mit Wölfen tatsächlich entspannen kann, muss aus wissenschaftlicher Sicht noch objektiv evaluiert werden." Eine wissenschaftlich begleitete Erfolgskontrolle sei essenziell, um das zukünftige Wolfsmanagement effektiv und evidenzbasiert gestalten zu können.

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