Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verdeutlicht sich, dass das Land von Wladimir Putin Teile des einst verbrüderten Nachbarstaats vereinnahmen will. Die Hintergründe sind komplex - es geht um die Historie der Sowjetunion und Teilregionen, in denen der Anteil von russisch sprechenden Bürgern höher ist.
Was genau plant das vom Westen sanktionierte Russland in der Ukraine, nachdem der Krieg denkbar langsam vorangeht und über die genaue Strategie des flächenmäßig größten Landes der Erde nur wenig bekannt ist? Wie der Ukraine-Sender Radio Free Europe/Radio Svoboda unter Berufung auf das Dokument eines russischen Spitzenpolitikers erfahren haben will, plant Moskau auf dem Territorium der Ukraine die Gründung eines neuen Staates: Die Rede ist von einem Konstrukt namens „Südrussland“. Welche Gebiete das konkret umfassen soll, ist zwar unbestätigt.
Ukraine-Krieg: Planen Putin und Co. Staat "Südrussland"?
Jedoch befinden sich russische Truppen in dem eskalierten Konflikt vor allem im Süden und Osten der Ukraine – also grenznahen Gebieten einerseits, sowie in den Meeres-Regionen inklusive Krim. Medienberichten zufolge trägt das Dokument die Bezeichnung „Manifest des südrussischen Volksrats“. In dem Schriftstück werde die These erläutert, dass die Ukraine mit der Maidan-Revolution (2014) ihre staatliche Legitimation verloren habe.
Nach Ansicht der russischen Seite sei der damalige Putsch ein "Staatsstreich" gewesen und mit Geld der USA initiiert, um eine pro-westliche Regierung zu installieren. Seitdem werde die Ukraine laut Kreml von "Nazis" regiert. Dieses Narrativ gilt als maßgeblich, weshalb Russland und Putin den Angriffskrieg in der Ukraine initiierten. Bei dem Politiker, der bei den Südrussland-Plänen involviert sein soll, handele es sich dem Vernehmen nach um Roman Romanow, einem Funktionär der Putin-Partei "Freies Russland".
Focus Online zitiert aus dem Manifest: „In Antwort auf den Terror und die Einführung der Nazi-Ideologie durch den ehemaligen Staat Ukraine, nimmt der südrussische Volksrat die Macht in unsere Hände und errichtet einen neuen Staat Südrussland.“ Eine verschriftliche Begleiterscheinung: Die russische Sprache würde der ukrainischen gleichgestellt.
Ukraine: Russland plant offenbar Referendum auf benachbartem Gebiet
Die in Riga sitzende russische Investigativ-Plattform Meduza schildert: Für die Errichtung eines Staates wie "Südrussland" könnte - wie schon bei der Krim-Annexion 2014 - ein Volksreferendum das gewählte Mittel sein. In der Stadt Cherson im Süden der Ukraine soll bei der Bevölkerung schon bald eine Abstimmung durchgeführt werden. Für die ostukrainischen Regionen Donezk und Luhansk seien Abstimmungen ab Monatsmitte geplant.
Derweil gibt Russland der Ukraine die Schuld an fehlender Bewegung in den Verhandlungen um eine Friedenslösung. "Auf dem Verhandlungsweg kann man nach wie vor kaum von Dynamik sprechen, im Gegenteil", erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow demnach der Agentur Interfax. Die angebliche Ursache? Die ukrainische Führung verändere ständig ihren Standpunkt und drohe, aus den Gesprächen auszusteigen.
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