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Wirtschaftskrise: Wie will Robert Habeck aus der Klemme kommen?

Wirtschaftskrise

Wie will Robert Habeck aus der Klemme kommen?

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    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nennt die wirtschaftliche Lage nicht zufriedenstellend. Für den designierten Spitzenkandidaten der Grünen ist die Ausgangslage für den Wahlkampf schwierig.
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nennt die wirtschaftliche Lage nicht zufriedenstellend. Für den designierten Spitzenkandidaten der Grünen ist die Ausgangslage für den Wahlkampf schwierig. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Wenn Du Wirtschaftsminister bist und die Wirtschaft mies läuft, hast Du ein Problem. Das ist die Situation von Robert Habeck ein Jahr vor der Bundestagswahl. Zu dieser will er sich bekanntlich als Spitzenkandidat der Grünen dem Urteil der Wähler stellen, möglicherweise sogar als Kanzlerkandidat. Derzeit kommt Habecks Partei in den Umfragen auf zehn Prozent. Seine Ausgangslage ist also noch schlechter als die deutschen Konjunkturaussichten. Die Wirtschaftsleistung sank wie die Umfragewerte der Grünen. In diesem Jahr wird Deutschland wohl um 0,2 Prozent schrumpfen, wie Habecks Fachleute ausgerechnet haben. Abschwung, Jahr zwei.

    Bei der Vorstellung der trüben Herbstschätzung bemühte sich Habeck deshalb, das Land starkzureden. Drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, exzellent ausgebildete Leute, einen festen Kern aus Mittelstand und Familienunternehmen, ein verlässlicher Rechtsstaat. „Deutschland ist ein Land voller Stärken und voller Stärke.“ Es mutete beinahe an, als richtete der Wirtschaftsminister nicht nur den Standort verbal auf, sondern sich selbst. Zu seinen Kanzlerambitionen sagte er nur einen Satz. „Ich bin Teil der Bundesregierung und ich kämpfe seit drei Jahren dafür, die jeweiligen Probleme des Landes zu lösen.“

    Nicht alles Schlechte geht auf Habecks Konto

    Derer gibt es viele, sie haben sich über Jahrzehnte aufgetürmt. Dass Wladimir Putin die Ukraine überfallen hat und als Lieferant billigen Gases ausfiel, ist nicht die Schuld Habecks. Dass China und die USA einen Handelskonflikt ausfechten, genauso wenig. Dass die drei für Habecks Zukunftsvision auserkorenen Konzerne Intel North Volt und ThyssenKrupp, denen er Milliarden an Steuermitteln geben will, in Schwierigkeiten stecken, scheint Pech. Gleichzeitig sieht seine Industriepolitik schlecht aus, wonach der Staat Unternehmen erfolgreich subventionieren kann. Dass die Bürokratie hierzulande wuchert wie ein Dschungel, daran haben die Grünen ihren Anteil, aber sie sind nicht allein dafür verantwortlich. Doch das politische Geschäft ist gnadenlos. Wenn die Wirtschaft schrumpft, ist der Wirtschaftsminister das Gesicht der Krise.

    Sahra Wagenknecht zum Beispiel will den 55-Jährigen nicht aus dem Schneider lassen. „Robert Habeck ist Mister Abschwung, die Fakten erdrücken seine Leistungsbilanz, so wie seine verheerende Politik die deutsche Wirtschaft“, sagte die Gründerin des Bündnis Sahra Wagenknecht unserer Redaktion. „Andere würden zurücktreten, Habeck will Kanzler werden“, kritisierte die Parteichefin. „Drei Jahre im Amt, zwei Jahre Rezession, das ist historisch schlecht.“ Habeck habe keinen Plan, wie er das Land aus der Krise führen wolle. „Einen konkreten Plan nach oben hat der Rezessionsminister nur für sich persönlich“, legte Wagenknecht nach.

    Hart auch der Tadel des Mittelstands. „Blickt man auf Robert Habecks Bilanz, ist diese größtenteils desaströs“, schimpft die Präsidentin des Verbands der Familienunternehmer, Marie-Christine Ostermann. Er verstehe wenig von den Wirkungsmechanismen in der Wirtschaft und schweige bei wichtigen Themen wie den steigenden Lohnzusatzkosten. „Wenn man selber von Wirtschaft nichts versteht und dann viele Ideologen ins Ministerium holt, fährt man die deutsche Volkswirtschaft in den Graben. Keine andere Industrienation steckt in der Rezession fest, dieser Niedergang ist hausgemacht“, beklagt Ostermann.

    Erholung im nächsten Jahr

    Habecks Hoffnung ist, dass sich seine Ökonomen nicht verrechnet haben. Im Wahljahr 2025 soll die Wirtschaft um 1,1 Prozent zulegen. Ansehnliche Lohnabschlüsse und sinkende Zinsen sollen die Konjunktur anschieben, wenn die Leute mehr Geld ausgeben und Unternehmen an günstigere Kredite kommen. Einen Anteil an der in Aussicht gestellten Erholung schreiben sich die Ampel-Koalition und der zuständige Minister zu.

    Das unbeliebte Dreierbündnis hat sich trotz der öffentlich sichtbaren Auflösungserscheinungen vorgenommen, das Leben für die Unternehmen leichter zu machen. Die Bürokratie wird hier und da zurückgeschnitten, die Automobilhersteller bekommen eine Förderung für elektrische Dienstwagen, Firmen können Investitionen bei der Steuer schneller abschreiben. Noch steht das Meiste bloß auf dem Papier und die Ampel-Koalition kommt aus dem Dauerstreit nicht heraus. „Diese Maßnahmen helfen. Wenn sie umgesetzt werden, und zwar vollständig, dann wird die Wirtschaft stärker wachsen, wieder mehr Menschen in Arbeit kommen“, sagte Habeck. Er appellierte an SPD und Grüne und die Bundesländer, das Paket im Klein-Klein nicht zu zerhäckseln. Sein persönlicher Erfolg im nächsten Jahr hängt auch von den anderen ab.

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    6 Kommentare
    Dirk Thum

    Das Dilemma des Robert Habeck ist gut skizziert in dem Artikel. Es wäre trotzdem die Aufgabe der ganzen Bundesregierung Ihren Teil zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zu tragen. Lindner beim Thema Finanzen - das Spardiktat ist in der aktuellen Situation nicht zu halten, Heil für den Arbeitsmarkt, Wissing für die Digitalisierung und last but not least ein Kanzler, der es schafft, tatsächlich Zuversicht zu erzeugen und nicht nur davon schwadroniert. Die Kommentare von Wagenknecht sind erwartbar und Frau Ostermann hat in den letzten Monaten nicht unbedingt mit Fachwissen brilliert. Das Ideologiegeschwafel ist mit Verlaub ziemlich ausgelutscht und für mich mittlerweile nur noch Statthalter/Strohmann für fehlende Argumente.

    Maria Reichenauer

    Vielleicht könnte Frau Wagenknecht präzisieren, wie sie die deutsche Wirtschaft ankurbeln möchte. Mit Russengas, Stop der Ukrainehilfen und das alles unter Putins Schutzschild? Na danke, ich bleibe lieber Habeck treu, denn Wagenknecht ist wie die Büchse der Pandora. Nicht öffnen – Gefahr!

    Wolfgang Leonhard

    Wieso eigentlich ist das die Klemme von Habeck? Bisher galt allgemein, dass der Wirtschaftsminister nur einen sehr beschränkten Einfluss auf die kurzfristige Konjunjunkturentwicklung hat. Das gilt umso mehr, wenn der Finanzminister glaubt, er müsse in der Rezession sparen. Wo bleibt die seit 10 Jahren überfällige Steuerreform? Das gäbe den dringend benötigten Impuls für Konsum und Investitionen. Aber dazu fehlen Lindner die Kraft und die Einsicht in die Zusammenhänge.

    Friedrich Behrendt

    am besten einfach mit Rücktritt ! er hat in der Bundesregierung genau so versagt wie in Schleswig -Holstein !! ich sage nur Elektro Fähren !!

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    Maria Reichenauer

    Weil zig Elektrofähren gut laufen und drei (noch) nicht? Ich habe schon einmal gesagt – Ihr Spott läuft ins Leere. Um nicht zu sagen, er ist ein wenig kindisch.

    Esther Ern

    Wollen SPD und Scholz die Chance von Wahlstimmenzusetz bekommen, muß Scholz sich trauen, seine Richtlinienkompetenzen gegenüber dominierenden Grünen zu nutzen, statt weiter die Minderheitenpartei regieren und Habeck “kanzlern” zu lassen: Scholz muß sein Augenmerk auf die Mehrheit und Mitte der arbeitenden Steuerzahler richten, diese halten das Land am Laufen. Politik für Land und Leute muß bedarfsgerecht, realistisch, leistbar, zeitnah hürdenfrei umsetzbar, für alle alltagstauglich sein. Radikale Nischenideologien von Minderheitenparteien und selbst ernannten “Eliten” für Minderheitenlobbies und Machtseilschaften sind für die Mehrheit nicht leistbar, nachvollziehbar und akzeptierbar. Wichtig für Scholz und SPD sollte nicht das Überleben Grüner sein, sondern das der eigenen Partei ohne Grüne, aber in einer GroKo. Nur so kann die SPD wieder eine Volks-/Arbeiterpartei und die AfD begrenzt werden, das ist weit glaubwürdiger und effizienter als AfD-Verbot.

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