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Wirtschaft: Was Kriege die Welt kosten

Wirtschaft

Was Kriege die Welt kosten

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    Die Kosten des Krieges sind gewaltig – und das nicht nur für die Ukraine.
    Die Kosten des Krieges sind gewaltig – und das nicht nur für die Ukraine. Foto: Efrem Lukatsky, dpa

    Die Nachrichten, die in diesen Tagen aus der Ukraine kommen, sind düster: Die Truppen von Präsident Wolodymyr Selenskyj kämpfen immer verzweifelter gegen die russischen Aggressoren. Es mangelt an Soldaten, es mangelt an Munition, es mangelt an Waffen. Der Krieg frisst sich immer tiefer in die Seelen der Ukrainerinnen und Ukrainer – und er hinterlässt tiefe Furchen in der Wirtschaft des Landes. Schon jetzt könnte die Regierung in Kiew die staatlichen Bediensteten ohne die Gelder aus dem Westen nicht mehr bezahlen. In den Unternehmen fehlen Arbeiter, die an der Front dienen. Millionen Menschen haben das Land als Flüchtlinge verlassen und fallen als Steuerzahler aus. Unternehmen in den umkämpften Gebieten stehen still. Der Sold für die Soldaten ist teuer. Die Inflation kratzt an der 20-Prozent-Marke. Eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) prognostiziert nun: Der Krieg lasse die Ukraine bis zum Jahr 2026 rund 120 Milliarden US-Dollar an Wirtschaftsleistung verlieren und gleichzeitig den ukrainischen Kapitalstock (also Sachwerte wie Maschinen und Gebäude) um fast eine Billion US-Dollar fallen. 

    Und auch die Nachbarländer der Ukraine und die Unterstützerstaaten zahlen laut IfW einen hohen Preis: Die wirtschaftliche Belastung für die Länder der Europäischen Union wird auf etwa 70 Milliarden US-Dollar geschätzt, davon entfallen 15 bis 20 Milliarden US-Dollar allein auf Deutschland. „Der russische Angriff auf die Ukraine hat enormen wirtschaftlichen Schaden in der Ukraine, aber auch in den Nachbarländern und in Deutschland angerichtet“, sagt Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel und Co-Autor der Studie. „Insgesamt zeigen die Berechnungen einmal mehr, wie hoch auch ökonomisch der Wert des Friedens ist und wie katastrophal ein Krieg auf eigenem Boden in jeder Hinsicht ist. Militärische Stärke und glaubwürdige Abschreckung, die Angriffe von außen unwahrscheinlich machen, sind insofern auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll.“ 

    Deutschland unterstützt Flüchtlinge mit Milliardenbeträgen

    Deutschland zählt zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine – doch das meiste Geld geht gar nicht direkt in das Land oder in militärische Vorhaben. Einen zweistelligen Milliardenbetrag bringt die Bundesregierung für die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine auf. Allein das Bürgergeld für die Betroffenen verschlingt fast neun Milliarden Euro. Sollten die USA als Geldgeber künftig wegfallen, dürften die Kosten weiter steigen. Hinzu kommen die indirekten Kosten durch den Stopp der russischen Gaslieferungen. 

    Wie hoch die Kosten für die nicht direkt an Kämpfen beteiligten Länder sind, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem die wirtschaftliche Verflechtung mit den Kriegsparteien ist wesentlich. „Sollte beispielsweise der Iran zum Schauplatz eines Krieges werden, könnten sich die Kosten in Form von für die Weltwirtschaft verlorenem BIP über einen Zeitraum von fünf Jahren auf bis zu 1,7 Billionen US-Dollar belaufen“, schreibt das IfW. Der Iran sei auch aufgrund von Sanktionen nicht so stark in den Welthandel eingebunden. Anders sähe es bei einem Krieg aus, in den Taiwan verwickelt ist. In diesem Fall rechnen die Forscher innerhalb von fünf Jahren mit weltweiten BIP-Verlusten von immerhin rund 2,2 Billionen US-Dollar. 

    Wirtschaftliche und militärische Interessen sind oft ähnlich

    Wie eng wirtschaftliche Interessen mit militärischen Ereignissen verknüpft sind, zeigt auch ein Blick ins Rote Meer. Allein die Reederei Hapag-Lloyd spricht wegen der Angriffe der Huthi-Milizen auf Handelsschiffe von monatlichen Mehrkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. Aktuell passieren über 80 Prozent weniger Container die Meeresstraße und den Suezkanal. „Das hat auch Folgen für deutsche Häfen wie Hamburg und Bremerhaven, wo die Menge an ankommenden Schiffen um 25 Prozent zurückging“, schreibt das IfW.

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