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Konjunktur: Wachstum, Börse, Trump – so wird das Wirtschaftsjahr 2025

Konjunktur

Wachstum, Börse, Trump – so wird das Wirtschaftsjahr 2025

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    Der Dax hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugelegt – und zwar jeweils um fast 20 Prozent. Für das kommende Jahr sind Analysten vorsichtiger. 
    Der Dax hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugelegt – und zwar jeweils um fast 20 Prozent. Für das kommende Jahr sind Analysten vorsichtiger.  Foto: Helmut Fricke, dpa

    Hinter Deutschland liegen ökonomisch zwei verlorene Jahre. Deutlich besser liefen die Aktienmärkte, die trotz der Konjunkturkrise weiterhin Chancen bieten. Wie das Jahr 2025 für die Bundesrepublik ausgehen wird, hängt aber vor allem von Donald Trump ab.

    Kehrt das Wachstum zurück?

    Nein, die deutsche Wirtschaft wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in der Krise verharren. Derzeit pendeln die Prognosen der Konjunkturdeuter zwischen Mini-Minus über Stagnation bis hin zum Mini-Plus. Eine kräftige Erholung erwartet niemand. Die Probleme erklingen als schmerzender Dreiklang: Billige Energie aus Russland – weg. Traumabsätze in China – weg. Kostenloser Schutz durch das US-Militär – weg. Verschlimmert wird die Lage aus einer lähmenden Bürokratie und Trägheit. „Wir sind über den eigenen Erfolg bequem geworden. Nun bleibt der Erfolg aus“, sagt der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Moritz Kraemer. Es sei an der Zeit und ein guter Neujahrsvorsatz, die eigene Beweglichkeit zu trainieren.      

    Was könnte helfen?

    Einig sind sich die Wirtschaftsprofessoren in zwei Dingen. Erstens muss die Bürokratie zurückgeschnitten werden wie wucherndes Unterholz und zweitens muss sich Deutschland von seiner sparsamen Haushaltspolitik (Stichwort Schuldenbremse) verabschieden, damit der Staat in Straßen, Schienen, Schulen, die Streitkräfte und schnelles Internet investieren kann. Eine intakte Infrastruktur und gut ausgebildete Menschen sorgen für höheres Wachstum. Beide Vorhaben werden von allen großen Parteien geteilt, mit Ausnahme der FDP, die natürlich den Staat verschlanken will, aber an der Schuldenregel festhält. Als Daumenwert gilt, dass die derzeitigen Investitionen des Bundes von rund 50 Milliarden Euro pro Jahr mindestens verdoppelt werden müssen. Darin nicht eingeschlossen sind die zusätzlichen Ausgaben für die Bundeswehr.

    Was brauchen die Unternehmen?

    Einmütigkeit im Befund besteht zwischen Ökonomen und den Parteien im Bundestag auch darin, dass nicht nur der Staat zu wenig investiert, sondern auch die Unternehmen. Union, FDP, arbeitgebernahe Wirtschaftsexperten fordern allgemeine Steuersenkungen für Firmen, während SPD, Grüne und gewerkschaftsnahe Volkswirte gezielt Investitionszuschüsse von beispielsweise zehn Prozent zahlen wollen. Allgemeine Steuersenkungen könnten zu höheren Investitionen führen, allerdings könnte sich auch ein Teil der Unternehmen entscheiden, die sich aus den niedrigeren Steuern ergebenden höheren Gewinne an Gesellschafter oder Aktionäre auszuschütten. Der Finanzminister hätte deutlich weniger Einnahmen, ohne dass das Wachstum erheblich belebt würde.

    Welche Chancen bieten die Börsen?

    Trotz der Krise auf dem Heimatmarkt hat der deutsche Leitindex Dax in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugelegt – und zwar jeweils um fast 20 Prozent. Der Grund dafür war, dass die deutschen Konzerne weltweit ihr Geld verdienen und die Notenbaken die Zinsen senkten. Für 2025 sind die Börsenprofis von LBBW und BayernLB vorsichtiger. Die LBBW erwartet, dass der Dax seinen aktuellen Stand von 20.000 Punkten über das Jahr hinweg verteidigen kann, die BayernLB sagt bis zum Jahresende einen leichten Anstieg um 500 Zähler voraus. Der Hauptgrund: Die Zentralbanken in den USA und Europa – Fed und EZB – dürften die Zinsen nicht ganz so rapide senken, wie zuvor angenommen. Trumps angekündigte Zollpolitik erhöht den Inflationsdruck in Amerika, im Euroraum hält sich die Teuerung hartnäckig. In den USA könnte der börsenbelastende Effekt ausgeglichen werden, wenn Trump die Steuern für Firmen senkt. Außerdem sitzen die großen Technologie-Konzerne in den Vereinigten Staaten, die in den zurückliegenden Jahren die Kurse beflügelten. Allerdings sind die US-Aktien schon hoch bewertet, was die Gefahr für Rücksetzer erhöht. Die Wertpapiere europäischer Titel sind niedriger bewertet, was Anlegern Einstiegschancen bietet. Die LBBW empfiehlt, sich Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Energie, Telekom und Immobilien genauer anzusehen.  

    Was macht Trump?

    Dass der künftige US-Präsident schwer auszurechnen ist, hat er in den vergangenen Tagen erneut unter Beweis gestellt. In einer Pressekonferenz drohte er Kanada und Grönland damit, dass er sie den USA einverleiben wolle. Für die Wirtschaftspolitik gilt als relativ sicher, dass der Freund von Schutzzöllen die US-Wirtschaft stärker abschotten wird. Geschieht das, werden China und Europa mit Gegenzöllen reagieren. „Dadurch wird der globale Handel und die Konjunktur gebremst und zugleich der Inflationsdruck erhöht“, erklärt BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Eine stärkere Inflation bedeutet aber, dass die Zentralbanken die Zinsen nur vorsichtig senken können, was die Erholung in Deutschland schwächt. Ein erschwerter Export wäre ein zusätzliches Gewicht am Halse der Exportwirtschaft.

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    1 Kommentar
    Wolfgang Boeldt

    Es gibt bald keinen politischen Artikel mehr in dem nicht das Stichwort "Trump" fällt. Die USA sind groß und stark, aber trotztdem: vielleicht mal abwarten und sich nicht sofort wie ein Kaninchen verkriechen. Die Erde wird sich weiter drehen und weiter drehen. Der überwiegenden Mehrzahl wird es Ende des Jahres besser gehen, allerdings mit geringerem Anstieg.

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