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Windhager insolvent: Wärmepumpen-Hersteller in Schwierigkeiten

Energiewende

Warum Wärmepumpen plötzlich zum Ladenhüter werden

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    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte das Ziel ausgegeben, 500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr anzuschließen. In diesem Jahr wird daraus wohl nichts.
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte das Ziel ausgegeben, 500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr anzuschließen. In diesem Jahr wird daraus wohl nichts. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Wärmepumpen spielen eine zentrale Rolle für die Energiewende, doch nach zwei Boom-Jahren ist das Geschäft mit den klimafreundlichen Heizungen massiv eingebrochen. Die Zahl der Förderanträge ging um mehr als zwei Drittel zurück, einige Hersteller stecken in massiven Schwierigkeiten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte das Ziel ausgegeben, 500.000 neue

    Windhager stellt nach Rekordumsatz Insolvenzantrag

    Symptomatisch für die Probleme der Branche steht das österreichische Unternehmen Windhager, das noch 2022 einen Rekordumsatz mit Pelletheizungen und Wärmepumpen erzielt hatte und nun auch für die deutsche Niederlassung Insolvenz anmelden musste. Betroffen ist unter anderem der Standort in Gersthofen (Kreis Augsburg). Andere Produzenten haben ebenfalls zu kämpfen und reagieren mit Kurzarbeit oder Stellenabbau. „Wir erleben aktuell eine große Verunsicherung, das hat auch mit den Streitereien innerhalb der Regierung um das Heizungsgesetz und den Haushalt zu tun“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe, im Gespräch mit unserer Redaktion. Die unklare Lage in Sachen Förderung schreckte potenzielle Kunden ab. Viele wollen zudem die kommunale Wärmeplanung abwarten, bevor sie investieren. 

    Hohe Strompreise machen Wärmepumpen unattraktiv

    Der Knackpunkt sind nach Einschätzung des Experten allerdings die Energiepreise. „Wärmepumpen sind zwar auch wirtschaftlich gegenüber Gasheizungen die bessere Lösung, wenn man über die gesamte Lebensdauer rechnet. Strom ist aktuell aber deutlich teurer als Gas, deshalb ist für viele Menschen nicht intuitiv erkennbar, dass sich die Investition in eine Wärmepumpe lohnt“, sagt Sabel. Er sieht die Regierung in der Pflicht, darauf zu reagieren. „Strom ist immer noch viel stärker mit Steuern, Abgaben und Umlagen belastet als fossiles Gas, obwohl der Strom ja bereits zu mehr als 50 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt“, kritisiert er. Damit werde ein falsches und trügerisches Signal gesendet. 

    Eine Sprecherin des Habeck-Ministeriums betont auf Nachfrage, Wärmepumpen seien im vergangenen Jahr „wieder das am stärksten wachsende Heizungssegment“ gewesen. Sie räumt aber auch ein, dass die Zahlen zuletzt rückläufig waren. Als Indikator für die weitere Entwicklung dienen die Förderanträge, die in der Regel mit einigen Monaten Vorlauf eingehen. Die Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, das bislang für die Abwicklung zuständig war, sprechen eine klare Sprache: 2022 beantragten mehr als 348.700 Käufer einen staatlichen Zuschuss. Im Folgejahr wurden mit 356.000 Stück dann so viele Wärmepumpen verbaut wie nie zuvor. Es gingen aber nur noch gut 112.600 neue Anträge ein. Dementsprechend trüb sind die Aussichten für dieses Jahr. Zumal gleichzeitig Gas- und Ölheizungen eine Renaissance erleben

    Wärmepumpen-Hersteller fahren Produktion hoch, doch dann sinkt die Nachfrage

    Dass Wärmepumpen-Bauer nun so große Probleme haben, schreibt Sabel vor allem der kaum kalkulierbaren Nachfrage zu. „Wir dürfen nicht vergessen, dass der Boom im vergangenen Jahr zwischendurch zu langen Wartezeiten geführt hatte. Die Hersteller haben darauf reagiert und ihre Kapazitäten massiv ausgebaut – auch, um die Ziele der Bundesregierung erfüllen zu können. Nun müssen einige die Produktion wieder zurückfahren, hoffentlich nur vorübergehend.“ 

    Verschärft wird die Lage durch die Krise der Baubranche. Weniger Neubauten bedeuten weniger neue Heizungen. Den weit größeren Wachstumsmarkt für Wärmepumpen sieht Sabel aber nach wie vor im Austausch alter Heizungen. „Dafür steht seit Anfang Februar ein sehr attraktives Förderprogramm zur Verfügung, mit Förderquoten von bis zu 70 Prozent.“

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