Zu behaupten, die Engländer hätten von uns Deutschen ein, nun ja, etwas festgefahrenes Bild, wäre die Untertreibung des Jahres. Als Sauerkraut kauende „Krauts“ werden wir gerne verspottet. German Panzer nennen sie unsere Fußballer. Und natürlich sind wir alle humorlos wie ein mausgrauer Leitz-Ordner. Immerhin: Die Zeit der Nazi-Witze scheint vorbei, über die Jahre hat die Rivalität eine gewisse Leichtigkeit bekommen. Der Fußball hat eine Menge dazu beigetragen.
Einen nannten die Fans nur „Big fucking German“
Einstige Feinde wurden zu Idolen auf der Insel. Unvergessen etwa Bert Trautmann – erst Kriegsgefangener, dann legendärer Torwart von Manchester City, der sogar mit gebrochenem Genick weiterspielte. Oder Per Mertesacker, den die Fans von Arsenal London liebevoll „Big fucking german“ nannten, und der rustikale Verteidiger Robert Huth, der seine ganze Karriere in England verbrachte und es ohne ein einziges Bundesliga-Spiel in die deutsche Nationalelf schaffte. Damit sind wir beim Thema.
Mögen die Briten all ihre Animositäten gegen uns Deutsche aufgegeben haben, so ist das englische Nationalteam doch noch mal eine andere Sportart. Die „Three Lions“ werden auf der Insel vergöttert, verspottet, geliebt und gehasst – manchmal sogar alles gleichzeitig. Eine Art Nationalheiligtum. Und nun wird ausgerechnet ein Deutscher neuer Trainer? Oh my God!
Thomas Tuchel sollte an Bert Trautmann denken
Im Januar übernimmt also Thomas Tuchel die „Tommys“. Da greifen zumindest in der oft bitterbösen britischen Boulevardpresse verlässlich die alten Reflexe. So what? Als Bert Trautmann einst Torwart in Manchester wurde, protestierten Zehntausende auf den Straßen der Arbeiterstadt wütend dagegen. Nach mehr als 500 Spielen wurde er als Volksheld vom Platz getragen.
Typischer englischer Humor. Brite sagt: "Wir bekommen einen deutschen Trainer." Darauf der andere: " Welcher von 82 Millionen?". :-))
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