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Wie China als Automacht Deutschland überholt

Strafzoll-Debatte

Chinas unheimliche Automacht

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    Start einer Flotte von Autofrachtern: Die  "BYD Explorer No. 1" bricht in China zur Jungfernfahrt nach Europa auf.
    Start einer Flotte von Autofrachtern: Die "BYD Explorer No. 1" bricht in China zur Jungfernfahrt nach Europa auf. Foto: XinHua, dpa

    Als das gigantische Frachtschiff des chinesischen Autokonzerns „Build Your Dreams“ als eines seiner ersten Ziele Bremerhaven ansteuerte, herrschte in Bremen Feierlaune: „Wir freuen uns, dass wir die BYD Explorer No. 1 auf ihrer Jungfernfahrt bei uns an der Kaje begrüßen dürfen“, sagte der Chef des landeseigenen Bremer Hafenlogistikers BLG, Matthias Magnor Ende Februar. „Seit vielen Jahren steht unser Hafen Automobilherstellern aus aller Welt offen.“

    Das Autoterminal von Bremerhaven zählt mit über 1,7 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen zu den größten der Welt. Noch. Denn in China entstehen seit vielen Monaten auf ehemaligen Reisfeldern gewaltig große Umschlagplätze für Neuwagen, wie Fachleute auf Satellitenbildern erkennen. 

    China baut zigfach RoRo-Autospezialfrachter für den Export

    Der 200 Meter lange und knapp 40 Meter breite Autofrachter von BYD dürfte, wie sein Name – erster Entdecker – besagt, erst ein Vorbote sein. Laut einer Studie des amerikanischen Zentrums für Strategische und Internationale Studien CSIS lassen Chinas Autobauer derzeit in chinesischen Werften 76 neue Spezialfrachter bauen: Man nennt sie RoRo-Schiffe, weil die Autos rein und raus – Roll on, Roll off – fahren können. 

    Großer Empfang für Chinas Autofrachter" BYD Explorer No.1"-Kapitän Sabev Bozhidar (Mitte) wurde Ende Februar vom Bremer Wrtschaftssenator Kai Stührenberg und BLG-Chef Matthias Magnor für die erfolgreiche Jungfernfahrt beglückwünscht-
    Großer Empfang für Chinas Autofrachter" BYD Explorer No.1"-Kapitän Sabev Bozhidar (Mitte) wurde Ende Februar vom Bremer Wrtschaftssenator Kai Stührenberg und BLG-Chef Matthias Magnor für die erfolgreiche Jungfernfahrt beglückwünscht- Foto: Lars Penning, dpa

    Schon jetzt ist der Bedarf riesig: Mit dem Verkauf von über vier Millionen Autos ins Ausland hat sich China still und heimlich bereits 2023 zum Weltmarktführer emporgearbeitet. „Im vergangenen Jahr wurde China erstmals im Automobilbereich Exportweltmeister und verdrängte Japan von Platz eins, nachdem es 2022 bereits Deutschland als Zweiten überholt hatte“, sagt der Branchenexperte Stefan Bratzel. Allein im vergangenen Jahr steigerte China seine Exporte um 63 Prozent. Einen immer größeren Teil des chinesischen Exporterfolgs machen E-Autos aus. 

    China: Autoentwickler arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb statt Viertagewoche

    „China ist für Elektroautos mit Abstand der größte Markt der Welt, schon jetzt werden dort 50 Prozent der weltweit produzierten batterieelektrischen Fahrzeuge abgesetzt“, sagt Bratzel. Die Regierung in Peking arbeitetet aktiv darauf hin, dass chinesische Autohersteller in Zukunft auch international zu den erfolgreichsten Marken der Welt gehören sollen, erklärt der Leiter des Center of Automotive Management CAM in Bergisch Gladbach. „Die Chinesen machen dabei Tempo“, betont Bratzel. Dies werde den deutschen Herstellern nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch gefährlich, warnt der Professor. 

    „Die chinesischen Universitäten bilden eine unheimlich große Masse an Ingenieurskapazitäten aus, die von der Industrie aufgesogen werden“, berichtet Bratzel. „Es gibt chinesische Autohersteller, die nicht nur in der Fahrzeugproduktion im Drei-Schicht-Betrieb fahren, sondern auch in ihren Entwicklungsabteilungen“, sagt der Branchenexperte. „Wenn wir in Deutschland dagegen über die Viertagewoche reden, passt das unheimlich schwer zusammen“, warnt Bratzel. „Wenn wir es nicht schaffen, unsere Innovationskraft zu erhöhen, werden wir große Probleme bekommen.“

    Massive Überproduktion in China ist eine Gefahr

    "BYD Explorer No.1" legt in Bremerhaven an. Zwei Neuwagen, links das Modell "Seal" (l) des Modells "Dolphi" des chinesischen Autoherstellers BYD stehen vor dem Autofrachter.
    "BYD Explorer No.1" legt in Bremerhaven an. Zwei Neuwagen, links das Modell "Seal" (l) des Modells "Dolphi" des chinesischen Autoherstellers BYD stehen vor dem Autofrachter. Foto: Lars Penning, dpa

    Schon jetzt sei der technologische Wettlauf selbst für deutsche Premiumhersteller eine große Bedrohung. Die Chinesen seien bei Software und Batterietechnik an die Weltspitze aufgerückt. „Über sehr viele Jahre führten in unseren Studien über die Innovationsstärke der globalen Autobauer die deutschen Hersteller die Ranglisten an“, erinnert Bratzel. „Hier haben die Chinesen neben Tesla immer schneller aufgeholt und im vergangenen Jahr erstmals die Deutschen überholt: 37 Prozent der globalen Innovationsstärke decken inzwischen die chinesischen Akteure ab, die deutschen liegen nur noch bei knapp 30 Prozent“, erklärt der Forscher. Die wichtigen Felder seien dabei Elektromobilität, Vernetzung, digitale Dienstleistungen und Fahrassistenzsysteme bis zum autonomen Fahren.

    „Die Chinesen müssen ihre für den heimischen Markt teils sehr verspielte Automobilsoftware erst noch auf europäische Kunden anpassen, aber sie lernen sehr schnell“, sagt der Branchenexperte. „Auch hier dürfte in den kommenden Jahren der Druck auf europäische Hersteller stark zunehmen. Derzeit haben die chinesischen Hersteller keinen großen Erfolg, im hochpreisigen Segment in Europa Fuß zu fassen, deswegen erwarten wir deutliche Preisreduzierungen.“

    Als zusätzliche Bedrohung wertet Bratzel eine massive Überproduktion in China, nachdem dort die Inlandsnachfrage durch das schwächelnde Wachstum nachlasse. „Um Wertschöpfung zu generieren, will und muss China die Fahrzeuge seiner Automobilindustrie auch im Ausland verkaufen“, sagt der Forscher. Wie die EU-Kommission erwartet auch Bratzel, dass durch die amerikanischen Strafzölle für China der europäische Markt immer stärker in den Fokus rücke. 

    China bedroht Deutschlands Innovationsführerschaft der Autoindustrie

    „Diese Entwicklung ist vor allem für deutsche und europäische Hersteller im Volumenbereich wie zum Beispiel den Volkswagenkonzern kritisch“, warnt er. Zusätzlich könnten chinesische Autobauer bei E-Autos einen erheblichen Kostenvorteil ausspielen, weil sie seit Langem auf die gesamte Wertschöpfungskette ausgerichtet sind: von heimischen Rohstoffen, der Entwicklung und Produktion der Batterien bis hin zur Softwareentwicklung und Computerhardware. 

    Verwundbar sei die deutsche Automobilindustrie aber bei der Innovation: „Sie lebt davon, ihre Modelle wegen eines technologischen Vorsprungs höherpreisig zu verkaufen: Wenn die deutschen Autobauer aber nicht mehr innovativer als andere sind, können sie auch nicht mehr teurer sein“, warnt Bratzel. Hier müsse Deutschland in den Kernfeldern der Elektromobilität, Vernetzung und des autonomen Fahrens schneller werden, mahnt der Forscher: „Gerade in der Automobilindustrie merkt man, dass ,Chinese Speed’ deutlich schneller ist als das ,Deutschland-Tempo’.“ 

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