Die Ministerien sind vergeben, die Planstellen an ihrer Spitze aber noch nicht besetzt. Das Aufstellen eines Kabinetts ist ein sorgsam austariertes, nicht immer rein fachlichen Überlegungen folgendes Personalpuzzle. Der regionale Proporz spielt eine Rolle, persönliche Loyalitäten und Animositäten wollen bedacht sein - und mögliche Kompensationen auch. Wer nicht Minister oder Staatssekretär wird, lässt sich vielleicht mit einem Amt in der Fraktionsführung oder dem Vorsitz eines Bundestagsausschusses trösten. Noch ist nichts entschieden, so oder so ähnlich aber könnte das neue Kabinett aussehen:
Bundeskanzler: Friedrich Merz, 69, CDU, Nordrhein-Westfalen. Im gereiften Alter und nach einer längeren Auszeit von der Politik an seinem großen Ziel angelangt. Er hat Deutschland nicht weniger als einen Politikwechsel versprochen.
Kanzleramtschef: Thorsten Frei, 51, CDU, Baden-Württemberg. Einer der engsten Vertrauten von Merz und schon als Geschäftsführer der Unionsfraktion seine rechte Hand. War einmal Bürgermeister von Donaueschingen.
Finanzen: Lars Klingbeil, 47, SPD, Niedersachsen. Der designierte Vizekanzler. Zählt zum eher konservativen Flügel seiner Partei und hat nach der verlorenen Bundestagswahl geschickt seine Machtposition ausgebaut.
Wird Alexander Dobrindt neuer Innenminister?
Auswärtiges Amt: Johann Wadepuhl, 62, CDU, Schleswig-Holstein, außerhalb des politischen Berlins kaum bekannt, aber ein erfahrener Außenpolitiker. Zuletzt stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Alternativen: Armin Laschet oder Norbert Röttgen.
Inneres: Alexander Dobrindt, 54, CSU, Bayern. War schon Verkehrsminister und zuletzt Vorsitzender der CSU-Landesgruppe. Der mächtigste Mann der CSU in Berlin. Muss jetzt die versprochene Migrationswende durchsetzen.
Wirtschaft und Energie: Carsten Linnemann, 47, CDU, Nordrhein-Westfalen. Wie Frei Mitglied des Inner Circle um Friedrich Merz, erfahrener Wirtschaftspolitiker und wichtigster Autor des neuen Grundsatzprogramms seiner Partei.
Forschung und Raumfahrt: Dorothee Bär, 46, CSU, Bayern. Immer im Gespräch, wenn Posten in einem Kabinett zu vergeben sind. War schon Staatsministerin für Digitales und ist im Zweitberuf noch stellvertretende CSU-Vorsitzende.
Landwirtschaft: Michaela Kaniber, 47, CSU, Bayern. Nach dem Rückzug des bayerischen Bauernpräsidenten Felßner führt an ihr eigentlich kein Weg vorbei. Wäre dem Vernehmen nach gerne Agrarministerin in Bayern geblieben.
Umwelt und Klimaschutz: Katja Mast, 54, SPD, Baden-Württemberg. Als Geschäftsführerin der SPD-Fraktion bisher eher hinter den Kulissen agierend. Wenn die Tochter einer alleinerziehenden Putzfrau über Armut spricht, weiß sie, wovon sie redet.
Verkehr: Ina Scharrenbach 48, CDU, Nordrhein-Westfalen. Im Moment noch Landesministerin, hat in der Bundes-CDU bisher keine größere Rolle gespielt. Stellvertretende Landesvorsitzende ihrer Partei an Rhein und Ruhr.
Digitalisierung und Staatsmodernisierung: Kristina Sinemus, 61, CDU, Hessen. Im politischen Berlin bisher kein Faktor. Seit 2019 Landesministerin für Digitalisierung und Innovation. Zuvor Eigentümerin einer Agentur für Wissenschaftskommunikation.
Bildung, Familie, Senioren: Silvia Breher, 51, CDU, Niedersachsen. Stellvertretende Parteichefin. Eine der Stimmenköniginnen der Union. War schon Mitglied im Schattenkabinett von Armin Laschet. Denkbar auch: Karin Prien aus Schleswig-Holstein.

Boris Pistorius könnte seinen aktuellen Posten behalten
Gesundheit: Tino Sorge, 50, CDU, Sachsen-Anhalt. Seit 2017 bereits Mitglied im Fraktionsvorstand der Union und dort der Experte für Gesundheitspolitik. Die Legalisierung von Cannabis lehnt er strikt ab.
Verteidigung: Boris Pistorius, 66, SPD, Niedersachsen. Deutschlands populärster Politiker. Wäre für viele in seiner Partei auch der bessere Kanzlerkandidat gewesen. Nun kümmert er sich weiter um die Zeitenwende.
Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Svenja Schulze, 56, SPD, Nordrhein-Westfalen. Hat die Eingliederung ihres Ministeriums ins Auswärtige Amt erfolgreich verhindert. War in Angela Merkels letzter Koalition auch schon Umweltministerin.
Arbeit und Soziales: Bärbel Bas, 56, SPD, Nordrhein-Westfalen. Im Moment die vielleicht einflussreichste Frau in ihrer Partei. Als Bundestagspräsidentin 2021 eher eine Verlegenheitslösung, Auch als neue Parteivorsitzende statt Saskia Esken im Gespräch
Justiz und Verbraucherschutz: Sonja Eichwede, 38, SPD, Brandenburg. Richterin und seit 2021 im Bundestag. Erste Erfahrungen in der Politik als Mitarbeiterin einer SPD-Abgeordneten. Ebenfalls im Flurfunk gehandelt: Noch-Innenministerin Nancy Faeser.
Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen: Carsten Schneider, 49, SPD, Thüringen. Saß mit 22 Jahren schon im Bundestag, einer der Finanzexperten seiner Partei und zuletzt Beauftragter für Ostdeutschland im Kanzleramt.
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