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Weltklimakonferenz: Wie viel ist dran am grünen Glanz am Golf?

Weltklimakonferenz

Wie viel ist dran am grünen Glanz am Golf?

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    In Dubai findet seit einer Woche die Weltklimakonferenz statt. Doch wie grün ist das Emirat selbst?
    In Dubai findet seit einer Woche die Weltklimakonferenz statt. Doch wie grün ist das Emirat selbst? Foto: Kamran Jebreili, dpa

    Dubais Energie der Zukunft kommt aus der Wüste. Bis zum Horizont erstrecken sich hier, 50 Kilometer südlich der Stadt, die Solarmodule, rund zehn Millionen sind es insgesamt. „Der größte Solarpark seiner Art“, sagt Fatma, die Touristen durch das Innovationszentrum des Mohammed Bin Rashid Al Maktoum Solarparks führt. Die Energie, die hier produziert werde, habe schon heute einen Anteil von mehr als 16 Prozent am Strommix von Dubai. 2030 sollen es sogar 25 Prozent sein, erklärt die junge Frau – und das, obwohl der Energiebedarf des schnell wachsenden Emirats stetig steigt. „Wir haben hier die Sonne und den Platz“, sagt Fatma.

    Während am Golf Zehntausende zur jährlichen Weltklimakonferenz zusammenkommen, präsentieren sich Dubai und die anderen Teilstaaten der Vereinigten Emirate (VAE) grün. Wer Dubai besucht, sieht Solarmodule über Parkplätzen, eine fahrerlose Schnellbahn, die hoch über den breiten Autostraßen fährt, Parkhäuser mit begrünten Fassaden, Schnellladestationen für Elektroautos und riesige Baumplantagen. In Abu Dhabi, dem benachbarten Emirat, wurden gerade das erste große Windenergieprojekt vorgestellt und ein Solarkraftwerk eröffnet. 

    Emirate wollen Milliarden in die Erneuerbaren investieren

    Die Emirate machen Ernst mit Klimaschutz, das ist der Eindruck, der sich Besuchern vermittelt. In den kommenden Jahren wollen die VAE insgesamt 54 Milliarden Dollar in Erneuerbare investieren, bis 2030 sollen 30 Prozent des Gesamtbedarfs des Landes aus sauberen Energiequellen gedeckt werden. 

    Ein paar Tage vor der Klimakonferenz findet in Dubai eine Solarmesse statt. Wer hierher kommt, so scheint es, ist optimistisch, dass die Energiewende am Golf gelingen wird. Vor einem Podium sitzt eine Gruppe junger Frauen. Sie tragen lange, schwarze Kleider, die traditionellen Abayas, locker sitzende Kopftücher und Sneaker. „Wir benutzen eine App, mit der wir sehen können, wie wir beim Energie- und Wasserverbrauch im Vergleich zu den Nachbarn abschneiden“, sagt Mariam, Mitte 20. Das Programm fürs Handy greift dabei auf Haushaltsdaten zu, die smarte Zählgeräte messen. Mariam lacht: „Wir sind schon viel besser geworden, seit wir uns vergleichen.“ 

    Luxuriöses Leben am Golf ist energieintensiv

    Technische Hilfsmittel sind für viele Emiratis zentral im Kampf gegen den Klimawandel –auch, um ihren Lebensstil zu wahren. Schließlich erfordert das luxuriöse Leben im Wüstenstaat riesige Mengen an Energie, etwa für Klimatisierung im Sommer, für Meerwasser-Entsalzungsanlagen, für die Begrünung der Städte. „Die großen Öl- und Gasfirmen investieren in Kohlendioxid-speicherung“, erklärt Hamdan, ein junger Emirati mit runder Brille und traditionellem weißen Gewand. Mithilfe solcher Projekte zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CO2) will etwa die nationale Ölfirma Adnoc bis 2045 klimaneutral sein. „Technologie eröffnet uns viele Möglichkeiten“, meint Hamdan.

    Doch daran zweifeln viele Forscherinnen und Forscher. Sie halten es für riskant bis unmöglich, im großen Stil auf Technologien zur Abscheidung von CO2 aus der Luft und dessen Speicherung zu setzen, das sogenannte Carbon Capture and Storage (CCS): Zu energieaufwändig, zu teuer und noch zu ungewiss sei das – und nur etwas zur Kompensation für auch in Zukunft unvermeidbare Emissionen. Klimaschützer fürchten indes, dass die Emirate die 2-Emissionen mit im Schnitt jährlich 22 Tonnen pro Kopf weltweit zu den höchsten zählen.

    Im Sommer haben die VAE ihre nationalen Klimaziele zwar nachgeschärft, bis 2030 sollen die Emissionen im Vergleich zu einem „Weiter-so“-Szenario demnach um 40 Prozent sinken – das wären 13 Prozent weniger als aktuell. Bis 2050 soll Klimaneutralität erreicht werden. Doch den Plänen nach würde dann noch immer rund die Hälfte des heimischen Energiemixes aus Gas und Kohle stammen. Die Öl- und Gasförderung soll sogar noch ausgebaut werden – auch für den Export. Schließlich ist das Geschäft lukrativ, die Gewinne für die Fossilen lagen im vergangenen Jahr auf Rekordniveau. 

    Sultan al-Dschaber ist Präsident der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28).
    Sultan al-Dschaber ist Präsident der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28). Foto: Kamran Jebreili, dpa

    Es scheint, als wollten die Emirate beides: Ernst machen in Sachen Erneuerbare, die Fossilen aber nicht aufgeben. Das zeigt sich auch am Präsidenten der diesjährigen Weltklimakonferenz: Sultan Ahmed al-Dschaber ist nicht nur Vorstand des staatlichen Erneuerbare-Energie-Unternehmens Masdar, sondern war bis wenige Tage vor Beginn der Klimakonferenz zudem Geschäftsführer der emiratischen Ölfirma Adnoc – und deshalb umstritten. 

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