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Weltklimakonferenz COP27: Wie Jochen Flasbarth bei der Weltklimakonferenz etwas bewirken will

Weltklimakonferenz COP27

Wie Jochen Flasbarth bei der Weltklimakonferenz etwas bewirken will

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    Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, treibt bei der COP27 die deutsche Klimapolitik voran.
    Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, treibt bei der COP27 die deutsche Klimapolitik voran. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Das Gesicht von Jochen Flasbarth ist gerötet. Das könnte der ägyptischen Sonne geschuldet sein, die schon am frühen Morgen heiß auf Scharm el Scheikh herunterscheint. Wahrscheinlicher ist, dass Flasbarth innerlich brennt. Der Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium gehört auf der Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Badeort am Roten Meer zu denjenigen, die wirklich etwas bewegen wollen. Rund 35.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Klimakonferenz verbrauchen hier viel Redezeit und Energie, aus der Masse ragen nur wenige hervor. In der deutschen Delegation wird Flasbarth viel Respekt bezeugt, auch Kanzler Olaf Scholz lobt die Arbeit des Staatssekretärs. Flasbarth ist auf seine Art ein Aktivist und hält den Glauben daran aufrecht, dass diese Generation doch nicht die letzte ist.

    Jochen Flasbarth nimmt mit Olaf Scholz an der Klimakonferenz COP27 teil

    Der Staatssekretär ist mit Scholz am Montag im Regierungsflieger zur Weltklimakonferenz gereist, für den Kanzler ist die Teilnahme nach zwei Tagen beendet. Flasbarth begleitet ihn auf dem Rückflug nach Berlin, um am Wochenende erneut nach Scharm el Scheikh zu reisen und den Abschluss der Konferenz am 18. November vor Ort zu erleben.

    „Das ist hier eine große Gemeinschaft, die zusammengekommen ist, um die Probleme dieser Welt anzugehen, nicht aufzugeben, sondern alles zu tun, um die Ambitionen weiter im Blick zu halten“, sagt Flasbarth. Wo andere zum Schwurbeln neigen, redet der 60-Jährlge Klartext. „Wir haben hier das große Bedürfnis der besonders verletzlichen Entwicklungsländer, dass ihre Sorgen endlich ernst genommen werden“, sagt er und betont, dass das „keine irgendwie gearteten Sorgen sind, sondern existenzielle Sorgen“. Viele Staaten seien vom Klimawandel „in einer Weise bedroht, die ihre Volkswirtschaften, ihre Menschen in akute Gefahr bringen, und dafür fordern sie ein, dass wir ordentliche Mechanismen bereitstellen, die sie nicht allein lassen.“

    Wenig später wird Kanzler Scholz vor Regierungsvertretern aus aller Welt für seinen Klimaklub werben, und es wird deutlich, dass Flasbarth noch viel Arbeit vor sich hat. Bereits am Vortag rissen die Lippenbekenntnisse nicht ab, hier setzen sie sich fort. Konkrete Zugeständnisse gibt es nicht, man will „Standards und Regeln“ verabreden, aber das wollen die Regierungen der reichen Industriestaaten schon so unendlich lange.

    Kritik an Klimakonferenzen: Ziele ambitioniert, Erfolge selten

    Diese Unbestimmtheit geht vielen auf die Nerven. „Seit mehr als 20 Jahren werden die auf Konferenzen propagierten Klimaschutzziele immer ambitionierter, die Erfolge bleiben allerdings regelmäßig weit dahinter zurück“, sagt etwa der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger, im Gespräch mit unserer Redaktion und ergänzt: „In der Konsequenz neigen viele Regierungen zu hektischer Symbolpolitik, die dem Klima nicht hilft, aber wirtschaftliche Aktivitäten behindert.“ Steiger fordert einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien, will gleichzeitig aber auch „zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit bei Dunkelheit und Windstille konventionelle Kraftwerke“ betreiben. Zumindest solange es noch nicht genug grünen Wasserstoff und die entsprechende Infrastruktur gibt.

    Es ist das Einerseits-Andererseits, das Fortschritte auf den Klimakonferenzen schwierig macht. Flasbarth ist schon lange im Umweltgeschäft, er sorgte 2015 bei den Klimaverhandlungen in Paris maßgeblich dafür, dass das 1,5-Grad-Ziel verabredet wurde. Noch ist die Welt deutlich heißer, aber Flasbarth macht weiter. Vielleicht ist das Wort „Kampf“ gegen den Klimawandel falsch gewählt. Der Rheinländer setzt auf das Miteinander. Er will, dass Deutschland auf der COP27 in Scharm el Scheikh ein Brückenbauer ist „zwischen denen, die noch Mühe haben, sich auf diesen Weg zu begeben, und denjenigen, die noch schnellere Aktionen erwarten“.

    Deutschland sagt Milliardenzahlungen für den Klimaschutz zu

    Scholz nimmt zum Abschluss seiner Reise den Faden auf. Er sei nach Scharm el Scheikh gereist, „um einen Beitrag zu leisten zu den Verständigungen, die hier gefunden werden können, und auch, um zu zeigen, dass Deutschland aktiv dabei ist, seinen Beitrag zu leisten, den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten.“ Ein Beitrag gilt den Wäldern, die ein Schlüssel sind im Kampf gegen Klimakrise, Artensterben und Hunger. Der Kanzler sagt dazu eine Verdopplung des deutschen Beitrags zum Waldschutz von einer auf zwei Milliarden Euro für den Zeitraum bis 2025 zu.

    Speziell die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffenen Staaten können auf der COP27 außerdem mit Hilfszusagen in Milliardenhöhe rechnen, das ist ein Verdienst von Flasbarth. „Losses and Damages“ ist das Stichwort, der Ausgleich von Schäden und Verlusten. Deutschland beteiligt sich mit 170 Millionen Euro an einem globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken, dieser Global Shield sei ja praktisch Flasbarths „persönliche Idee“, lobt ein ranghoher deutscher Diplomat.

    Die COPP27 geht noch bis Freitag kommender Woche weiter. Ob die Konferenz die ganz großen Ergebnisse bringt, bleibt abzuwarten. Flasbarth mahnt „Verhandlungsfortschritte hier in der Konferenz“ an. An ihm wird es nicht scheitern.

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