Donald Trump ist noch lang nicht wieder im Amt, vielleicht wird er es nie sein, trotzdem hat der ehemalige US-Präsident es geschafft, die Nato in Aufregung zu versetzen.
Trump kündigte an, säumige Zahler unter den Nato-Partnern im Zweifelsfall der russischen Kriegsmaschinerie zu überlassen. Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, hat wegen Trumps Aussagen Zweifel an der Verlässlichkeit des US-Atomwaffen-Schutzschirms für Europa. "Angesichts der jüngsten Äußerungen von Donald Trump ist darauf kein Verlass mehr", sagte sie gegenüber der Zeitung Tagesspiegel. Auf die Frage, ob die EU eigene Atombomben brauche, antwortete Barley vor diesem Hintergrund: "Auf dem Weg zu einer europäischen Armee kann also auch das ein Thema werden."
Die Aussagen von Katarina Barley stießen auf große Kritik. Parteikollege Ralf Stegner bezeichnete den Vorstoß als "brandgefährliche Eskalation". Nach dem Austritt von Großbritannien ist Frankreich das einzige Land in der EU im Besitz von atomaren Waffen.
Welche Länder haben Atomwaffen?
Russland ist das Land mit den meisten Atomwaffen weltweit, dicht gefolgt von den USA. Die beiden Länder besitzen mehr als 90 Prozent der atomaren Waffen. Aktuell gibt es neun Länder, die Atomwaffen besitzen: , USA, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea.
Das Stockholm International Peace Research Institut (Sipri) veröffentlicht jedes Jahr ein Jahrbuch, in dem es die verfügbaren Informationen über die Atomwaffen auswertet. Dem aktuellsten Bericht aus dem Jahr 2023 verzeichnet das Institut weltweit etwas mehr als 12.500 Atomwaffen.
In den vergangenen Jahren erweiterte China sein Atomwaffen-Arsenal. Nach dem Sipri-Jahrbuch 2023 wuchs der Bestand binnen eines Jahres von 2022 auf 2023 um 60 Atomwaffen an. Ungeachtet der großen Debatten verfügen auch Indien und Pakistan über Atomwaffen. Beide Länder besitzen deutlich weniger atomare Sprengköpfe, rüsten aber, wenn auch langsamer, seit mehreren Jahren ihr Arsenal auf. Grund für die Aufstockung ist die Abschreckung gegenüber dem jeweils anderen Land. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gelten Indien und Pakistan als Erzfeinde. Konfliktpunkt ist die Region Kaschmir, beiden Länder beanspruchen Kaschmir für sich.
Taktische Atomwaffen und strategische Atomwaffen: Das ist der Unterschied
Generell werden Atombomben in zwei Kategorien eingeteilt: sogenannte strategische und sogenannte taktische Kernwaffen.
- Strategische Kernwaffenkönnen ganze Städte zerstören und durch ihre Trägersysteme über extrem weite Distanzen eingesetzt werden.
- Als taktische Kernwaffenwerden Bomben mit im Vergleich geringerer Sprengkraft bezeichnet, deren Trägersysteme in der Regel für geringere Distanzen ausgelegt sind. Anders als strategische Kernwaffen können taktische Kernwaffen gezielt gegen militärische Ziele bei einem Gefecht eingesetzt werden.
Die Atomwaffen der USA
Die USA besitzen dem Bericht zufolge 5224 Atomsprengköpfe. Etwa 1400 der Sprengköpfe sind auf ballistischen Raketen montiert, 300 befinden sich in Bomber-Stützpunkten und könnten somit ebenfalls schnell eingesetzt werden. Etwa 2000 Sprengköpfe, darunter 130 taktische Kernwaffen, sind demnach in Zentrallagern – bei ihnen würde es länger dauern, bis sie bereit für einen Einsatz wären. Rund 100 taktische Atombomben befinden sich zudem außerhalb der USA, ein Teil auch in Deutschland. Im Rahmen der sogenannten nationalen Teilhabe sind sie in verschiedenen Nato-Mitgliedstaaten stationiert. In Deutschland lagern die Atombomben im Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz. Weitere amerikanische Atombomben lagern in Belgien, den Niederlanden, Italien und der Türkei.
Die restlichen amerikanischen Atomwaffen sind bereits ausrangiert oder sollen internationalen Abkommen entsprechend ausrangiert werden.
Die Atomwaffen von Russland
Russland verfügt laut Sipri über 5889 Atomwaffen. Etwa 1425 Atomsprengköpfe sind auf ballistischen Raketen montiert, 200 befinden sich in Bomber-Stützpunkten. In russischen Zentrallagern gibt es dem Bericht zufolge 2870 weitere Atomwaffen, bei 1910 handelt es sich um taktische Kernwaffen. 1760 russische Atomwaffen sind bereits ausrangiert oder sollen internationalen Abkommen entsprechend ausrangiert werden.
Ein Teil der russischen Atombomben lagert in Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, zwischen Polen und Litauen. Diese sind nur 600 Kilometer von Deutschland entfernt.
Der Bestand der Atomwaffen hat zuletzt abgenommen und der Lagerbestand liegt ein Vielfaches unter dem, mit dem sich die USA und Russland im Kalten Krieg bedrohten – die Sowjetunion hatte damals etwa 55.000, die USA 70.000 Atomsprengköpfe.
Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen warnt jedoch, dass die Abnahme der Waffenanzahl in den vergangenen Jahren keine echte Abrüstung darstelle. Zwar haben die USA und Russland zuletzt einige alte Atomsprengköpfe demontiert, doch die Zahl der direkt einsetzbaren Atomsprengköpfe habe nicht abgenommen. Außerdem steckten die Länder viel Geld in die Modernisierung der Waffen. (mit dpa)
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