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Steffen Seibert wird Botschafter in Israel

Wechsel nach Israel

Merkels Sprachrohr Steffen Seibert wird zum Top-Diplomat

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    Steffen Seibert war Sprecher der Bundesregierung unter Angela Merkel.
    Steffen Seibert war Sprecher der Bundesregierung unter Angela Merkel. Foto: Britta Pedersen, dpa (Archivbild)

    Das frühere Sprachrohr von Angela Merkel wird Botschafter. Steffen Seibert, Ex-ZDF-Journalist und elf Jahre lang Regierungssprecher für die damalige CDU-Kanzlerin, soll künftig die deutsche Botschaft in Israel leiten. Seine Ernennung ist Teil einer Posten-Rochade, die mehrere hochkarätige Posten in deutschen Auslandsvertretungen betrifft. Wie zunächst die Süddeutsche Zeitung berichtete, wird der nach dem Regierungswechsel als Staatssekretär abgelöste Miguel Berger nach Großbritannien gehen.

    Den bisherigen Botschafter Andreas Michaelis hatte die grüne Außenministerin Annalena Baerbock als Staatssekretär nach Berlin zurückgeholt. In Spanien soll Maria Gosse, die bislang die Zentralabteilung des Auswärtigen Amtes leitet, Wolfgang Dold ablösen, der als Botschafter nach Mexiko wechselt. Thomas Bagger, zuletzt Leiter der Abteilung Ausland im Bundespräsidialamt, übernimmt den Posten in Polen. Nach Indien wechselt Philipp Ackermann, bisher Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt.

    Auch die Nachfolge des im September wenige Tage nach seinem Amtsantritt als Botschafter in China verstorbenen Jan Hecker, der zuvor Merkels Sicherheitsberater war, wurde geregelt. Nach Peking soll Patricia Flor wechseln, die im Augenblick noch EU-Botschafterin in Japan ist. Washington, die wohl nach wie vor wichtigste Auslandsvertretung, hatte dem Bericht zufolge der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff angepeilt, der bei der Vergabe der Posten in der neuen Bundesregierung nicht zum Zuge gekommen war. Doch der Liberale ging abermals leer aus, Emily Haber, die bisherige Botschafterin in den USA, soll im Amt bleiben.

    Frühere Bildungsministerin Schavan wurde Botschafterin beim Heiligen Stuhl

    Verantwortlich für die Besetzung der Botschafterposten ist formell Außenministerin Baerbock, doch zustimmen muss das gesamte Kabinett. Offenbar fiel die Entscheidung der Ampel-Runde aus SPD, Grünen und FDP nicht leicht. Dass der 61-jährige Seibert Botschafter in Israel wird, soll der neue Kanzler Olaf Scholz (SPD) seiner Vorgängerin Merkel zugesagt haben. Doch insgesamt sind solche Spurwechsel ein durchaus heikles Thema. Im Gegensatz zu anderen Ländern gilt die Besetzung von Botschafterposten mit ehemaligen Politikern oder Spitzenbeamten in Deutschland eigentlich eher als die Ausnahme. Umso mehr sorgen derartige Karriereverläufe für Gesprächsstoff. Ex-Bundestagspräsident Philipp Jenninger (CDU) etwa wurde Botschafter in Österreich, die frühere Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) Botschafterin beim Heiligen Stuhl.

    Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan.
    Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)

    Nacheinander in drei Ländern vertrat die FDP-Politikerin Ursula Seiler-Albring die Bundesrepublik. Rudolf Dreßler (SPD) war Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeitsministerium, bevor er Botschafter in Israel wurde. Robert von Rimscha, Ex-Journalist und Sprecher von Außenminister Guido Westerwelle (FDP), wurde Botschafter in Laos. Georg Dick, Planungschef unter Außenminister Joschka Fischer (Grüne), diente später als Botschafter in Chile und Venezuela.

    Hartes Auswahlverfahren, strenge Prüfungen

    Normalerweise folgt der Weg in den Höheren Auswärtigen Dienst festen Regeln und ist legendär anspruchsvoll. Für Bewerberinnen und Bewerber sind Kenntnisse in Englisch und Französisch Grundvoraussetzung, weitere Fremdsprachen Standard. Ein abgeschlossenes Masterstudium ist Pflicht, besonders gern gesehen sind Abschlüsse in Jura oder Wirtschaftswissenschaften. In einem schriftlichen und mündlichen Eingangstest müssen sie sich zunächst gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzen.

    Der frühere Bundestagspräsident Philipp Jenninger.
    Der frühere Bundestagspräsident Philipp Jenninger. Foto: Norbert Försterling, dpa (Archivbild)

    Wie viel Geld verdient ein Botschafter?

    Wer das geschafft hat, muss einen einjährigen Vorbereitungslehrgang an der Akademie des Auswärtigen Dienstes in Berlin absolvieren. Dabei müssen weitere, strenge Prüfungen in Volkswirtschaftslehre, Geschichte und internationaler Politik, Völkerrecht und Rechts- und Konsularwesen abgelegt werden. Gepaukt werden zudem weitere Fremdsprachen und Rhetorik, Verhandlungstechnik, Personalführung, Krisenbewältigung und Medienkompetenz. Wer die wiederum strengen Prüfungen bestanden hat, beginnt in einer der 227 deutschen Botschaften, Konsulate oder Vertretungen auf der ganzen Welt oder bei internationalen Organisationen.

    Alle drei bis vier Jahre wird der Einsatzort gewechselt, an dessen Auswahl die Diplomaten nur in engen Grenzen mitwirken dürfen - familienfreundlich ist das nicht gerade. In der Regel startet eine Karriere als Ochsentour durch dröge Hauptstädte ehemaliger Sowjetrepubliken oder Entwicklungsländer, deren Alltag von Armut und Kriminalität geprägt sind. Ein Botschafterposten in einer der großen und attraktiven Hauptstädte gilt als die Krönung einer jeden diplomatischen Karriere, doch die ist nur wenigen vergönnt. Die Quereinsteiger aus der Politik, für die in der Regel die Besoldungsstufe B9 (Grundgehalt gut 12.000 Euro plus Zulagen) gilt, werden in Diplomatenkreisen mit einer Mischung aus Argwohn, Neid und Herablassung betrachtet. Doch Mitglieder des Auswärtigen Dienstes, die das öffentlich äußern, finden sich nicht. Dafür sind sie dann einfach viel zu diplomatisch.

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