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Was hinter dem Erfolg von Volt und Co. steckt

Europawahl 2024

Was hinter dem Erfolg von Volt und Co. steckt

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    "Trau dich Europa": Ein Wahlplakat der Partei Volt.
    "Trau dich Europa": Ein Wahlplakat der Partei Volt. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Am Abend nach der Europawahl hängen in den Straßen Berlins noch immer die lila Plakate der Volt-Partei, die mit „Trau dich Europa“ oder „Sei kein Arschloch“ bedruckt sind. Der unfreundlich anmutende Slogan hat seine Wirkung erstaunlicherweise offenbar alles andere als verfehlt: Die europafreundliche Partei holte bei der Wahl 2,6 Prozent und kommt damit auf drei Sitze im Europaparlament. Zwei mehr als bei der vergangenen Wahl: Vor fünf Jahren hatte Volt nur 0,7 Prozent und damit einen Sitz im Europaparlament bekommen.

    Den meisten Menschen dürfte die Partei trotz des aktuellen Erfolgs weitgehend unbekannt sein. Sie existiert erst seit dem Brexit, wurde am 29. März 2017 in Luxemburg gegründet – dem Tag, an dem das Vereinigte Königreich den Austrittsantrag aus der EU einreichte. Das Timing war nicht zufällig, die Botschaft klar: Die Volt wollte eine „Antithese zu Rechtspopulisten“ darstellen. „Wir setzen dem Zorn alter Männer Europa entgegen“, sagte der deutsche Spitzenkandidat Damian Boeselager damals zum Wahlerfolg. 

    Sehr viele Jungwähler entschieden sich für die AfD

    Das Bild der alten weißen Männer, es ist bei jungen Leuten ein beliebtes Symbol für veraltete Strukturen, die es aufzubrechen gilt. Auch das könnte in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft der Grund für den Volt-Erfolg, vor allem bei jungen Leuten, sein. Die eigene Partei sei auch für junge Leute attraktiv, sagte Boeselager in einem Interview vor Kurzem. „In Deutschland sieht es gut aus“, so der Volt-Spitzenkandidat.

    Auffallend ist beim Wahlverhalten der Jungwählerinnen und Jungwähler aber etwas anderes: Die AfD ist knapp nach der Union bei den 16- bis 24-Jährigen mit die stärkste Kraft geworden. Bei den 25- bis 34-Jährigen ist der Trend ähnlich, erst ab 35 wird der Abstand zwischen beiden Parteien zugunsten der Union größer. Bei den älteren Wählerinnen und Wählern ab 60 Jahren konnte sich die CDU/CSU noch immer als stärkste Partei durchsetzen. 

    Der Blick auf die Zahlen zeigt jedoch auch, vor allem jüngere Wählerinnen und Wähler haben sich dazu entschlossen, kleinere Parteien zu wählen. Laut einer ZDF-Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen wählten in der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen 29 Prozent eine kleinere Partei, SPD und Volt lagen bei dieser Altersgruppe beide bei acht Prozent. Die Grünen nur knapp davor bei zehn. Umgekehrt lässt sich ein gegenläufiger Trend bei den Älteren beobachten: Bei ihnen haben kleine Parteien wenig Chancen. 

    Viele kleine Parteien schaffen den Sprung ins Europaparlament

    Volt will in der Parteienlandschaft eine klare Kontraposition zum rechten Spektrum einnehmen. Die Partei fordert, illegale Migration abzubauen und die Flüchtenden menschenwürdig zu behandeln. Dafür möchte die Partei ein effizientes und faires System schaffen. All das soll eingebettet werden in den Wunsch nach einer europäischen Republik mit einem gemeinsamen EU-Verteidigungshaushalt und einer europäischen Armee. 

    Das Wahlergebnis der Volt-Partei reiht sich in den Erfolg anderer kleiner Parteien ein, die vom kompletten Wegfall der Fünfprozenthürde profitierten. Insgesamt 14 Parteien ziehen nun aus Deutschland ins Europaparlament ein. Die Freien Wähler erhalten drei Sitze, die Satirepartei „die Partei“ von Martin Sonneborn erhält zwei Mandate. ÖDP und die Tierschutzpartei sind mit einem Sitz vertreten, die Piraten haben ihren einzigen Sitz verloren. In den beiden vergangenen Wahlen war jeweils ein deutsches Mitglied der Piratenpartei im Parlament vertreten. 

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