Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Was die Eier-Krise für Kunden in Deutschland bedeutet

Lebensmittel

Werden zu Ostern die Eier knapp?

    • |
    • |
    • |
    Der Durchschnittsdeutsche hat demnach 249 Eier konsumiert, etwa zehn Stück mehr als ein Jahr zuvor. 
    Der Durchschnittsdeutsche hat demnach 249 Eier konsumiert, etwa zehn Stück mehr als ein Jahr zuvor.  Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Donald Trump braucht dringend Eier, die Vogelgrippe lässt das Angebot in den USA dramatisch einbrechen und nun sind die Amerikaner auf der Suche nach Ersatz. Auch in Deutschland geht deshalb die Angst vor einer Eier-Krise um. Könnten die USA den Markt leerkaufen? Steigen die Preise? Reicht es noch für den Brunch am Ostersonntag? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten:

    Warum kommt es aktuell zu Engpässen?

    Hauptgrund ist die Vogelgrippe. In den USA mussten Millionen Legehennen getötet werden. Die Folge: Die Nachfrage nach Eiern ist größer als das Angebot. Also steigen die Preise und Händler versuchen, die Lücken durch den Import von Eiern, beispielsweise aus Deutschland, zu schließen. Doch auch in Europa ist der Markt wegen der Vogelgrippe ohnehin angespannt. Die verlorenen Kapazitäten lassen sich nur langsam wieder aufbauen: Bis aus einem Küken eine Legehenne wird, dauert es ungefähr ein halbes Jahr. Dann legt jedes Tier im Schnitt gut 300 Eier pro Jahr.

    Eier-Krise: Kaufen uns die USA jetzt die Regale leer?

    So einfach geht das nicht, stellt Hans-Peter Goldnick klar. Er ist Chef des „Bundesverbands Ei“ und betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die meisten Supermarktketten oder Discounter mit ihren Lieferanten verbindliche und längerfristige Verträge abgeschlossen haben. Die Legehennenhalter können ihre Ware also nicht einfach woandershin verkaufen.

    Werden Eier teurer?

    Zumindest vorerst dürften die Preise stabil bleiben. Denn: Nur ein kleiner Teil der in Deutschland produzierten Eier landet auf dem freien Markt. „Wenn die USA nun versuchen, solche Kontingente aufzukaufen, dann lässt das die Preise auf diesem kleinen Markt natürlich erst mal explodieren. Für die Verbraucher bei uns spielt das aber erst einmal keine Rolle, weil es eben die Lieferverträge zu fixen Konditionen mit den Händlern gibt“, sagt Goldnick.

    Was passiert, wenn diese Verträge auslaufen?

    Die Vereinbarungen laufen meist über ein Jahr und werden im Sommer neu ausgehandelt. Sollte der Markt sich bis dahin nicht wieder eingependelt haben, könnten Eier ab dem Herbst also auch in deutschen Supermarktregalen etwas teurer werden. Für die Preisgestaltung ist aber nicht allein die verfügbare Menge entscheidend — die Kosten für Futter, Energie oder Löhne spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Gerade diese Faktoren haben die Eierpreise im Fünf-Jahres-Vergleich um etwa 40 Prozent steigen lassen. Momentan liegt der Preis für ein Freiland-Ei bei rund 30 Cent. Bei Bio-Eiern ist die Preisspanne größer, sie kosten zwischen 34 Cent und gut 50 Cent pro Stück.

    Zu Ostern steigt die Nachfrage. Wird es dann eng?

    Deutschland kann mehr als 70 Prozent des Bedarfs aus eigener Herstellung decken. „Wir haben 45 Millionen Legehennen in Deutschland, also fast 45 Millionen Eier jeden Tag“, rechnet Goldnick vor. Hinzu kommen rund 20 Millionen Eier täglich aus den Niederlanden, die in der Regel auch zu großen Teilen auf dem deutschen Markt landen. „Versprechen kann ich Ihnen nichts, aber wenn alle beim Einkaufen vernünftig bleiben, sollte es schon für das Osterfrühstück reichen.“ Der Experte warnt allerdings vor Hamsterkäufen: „Das Verhalten der Kunden ist derzeit das größte Risiko für den Markt.“ Das wichtigste Fest für die Eier-Branche ist im übrigen gar nicht Ostern, sondern Weihnachten. In der Zeit des Plätzchenbackens werden traditionell am meisten Eier gekauft.

    Wie viele Eier essen die Deutschen im Schnitt?

    Die Nachfrage nach Eiern ist im vergangenen Jahr um mehr als vier Prozent gestiegen. Insgesamt wurden rund 20,8 Milliarden Eier verbraucht. Produkte, in denen Eier verarbeitet wurden, sind da schon mitberechnet. Der Durchschnittsdeutsche hat demnach 249 Eier konsumiert, etwa zehn Stück mehr als ein Jahr zuvor. Den Anstieg erklären sich Experten unter anderem damit, dass immer mehr Menschen teilweise oder ganz auf Fleisch und Wurst verzichten und stattdessen mehr Eier essen. „Eier gelten heute als eine Art Superfood“, sagt Goldnick.

    Lohnt es sich für deutsche Landwirte, Eier auch nach der Krise in die USA zu exportieren?

    Goldnick sieht hier allenfalls kurzfristig einen Markt, auch wenn sich aktuell gute Geschäfte machen lassen. „Die Produzenten in Deutschland werden sich sehr genau überlegen, ob sie ihre Ware lieber nach Amerika verkaufen als an die Händler, mit denen sie seit Jahren zusammenarbeiten“, gibt der Chef des „Bundesverbands Ei“ zu bedenken. Abgesehen von Unwägbarkeiten, wie etwa Donald Trumps unberechenbarer Zollpolitik oder anderer Vorschriften auf dem US-Markt, ginge zudem ein großer Teil der Gewinnmarge für die Transportkosten drauf.

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Maria Reichenauer

    Schön, wenn Deutschland keine anderen Sorgen hat, da geht einem doch das Herz auf. Die Hühner, die auf dem Bauernhof der Bäuerin legen, lassen mich auch an Ostern nicht im Stich. Und wenn es ein paar weniger sind - wir werden deswegen nicht verhungern. Dass die Massentierhaltung in großem Stil in den USA zu dem Dilemma beigetragen hat, lässt man gerne unerwähnt. Und auch hierzulande trifft die Vogelgrippe in erster Linie die Legefabriken mit riesigem Tierbestand, die es nur deswegen braucht, weil das Ei billig und standardisiert sein muss.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden