Acht Staaten hatten sich 1955 in einem Vertrag zusammengeschlossen, der als Warschauer Pakt oder Warschauer Vertrag bekannt wurde – und dessen Ende knapp 36 Jahre später den Kalten Krieg formell beendete. Damit prägte das Militärbündnis die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts – und seine Folgen sind noch in der heutigen Politik zu spüren.
Warschauer Pakt: Welche Länder waren Mitglieder?
Durch die Gründung des Bündnisses war die Welt wesentlich in West- und Ostblock geteilt. Denn im Vertrag schlossen sich folgende sozialistische Staaten zusammen:
- Albanien
- Bulgarien
- Deutsche Demokratische Republik (DDR)
- Tschechoslowakei
- Ungarn
- Polen
- Rumänien
- Sowjetunion (UdSSR)
Geführt wurde das Militärbündnis von der Sowjetunion. Albanien trat bereits 1968 aus dem Warschauer Vertrag aus.
Warschauer Pakt: Hintergründe
Grund für den militärisch-politischen Zusammenschluss war die Gründung eines anderen Bündnisses, wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Westen wurde 1949 von den USA, Kanada und zehn europäischen Staaten die NATO gegründet. Als im Jahr 1955 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) in die Nato eintrat und eine Wiederbewaffnung der BRD beschlossen wurde, reagierten die Ostblockstaaten mit einem eigenen Bündnis als Gegengewicht. Mit dem „Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand 1955“ – so der offizielle Name des Warschauer Paktes – wollten sie ihre Macht in Mittel- und Ost-Europa sichern.
Warschauer Pakt: Ziele
Der Pakt war vor allem ein Instrument für die Sowjetunion, ihre Macht über die Ost-Staaten zu behalten. Im Artikel 4 des Warschauer Vertrags verpflichteten sich die Bündnispartner, "im Falle eines bewaffneten Überfalles in Europa auf einen oder mehrere Teilnehmerstaaten des Vertrages" gegenseitigen militärischen Beistand zu leisten. Die Sowjetunion nahm dabei eine dominierende Rolle ein: So stand etwa das "Vereinte Oberkommando" stets unter Befehl eines sowjetischen Marschalls, der gleichzeitig der erste Stellvertreter des sowjetischen Verteidigungsministers war. Damit hatte die Sowjetunion das Kommando über die vereinten Streitkräfte der Länder, inklusive der gesamten Luftverteidigung und Flottenverbände.
1968 verkündete die Sowjetunion die sogenannte Breschnew-Doktrin. Diese sah vor, dass die Sowjetunion im Falle einer "Gefährdung des Sozialismus" in einem der Mitgliedstaaten des Warschauer Pakts intervenieren würde. Die Souveränität der Mitgliedstaaten war somit eingeschränkt. Die Sowjetunion unterdrückte auf diese Weise Volksaufstände wie den „Prager Frühling“ 1968.
Warschauer Pakt: Auflösung
Zunehmend dienten die Streitkräfte des Warschauer Paktes dem gewaltsamen Niederschlagen von Volksbestrebungen und Aufständen. In den 1980er Jahren leitete der Staatschef Michail Gorbatschow in der UdSSR Reformen ein, um das sozialistische System zu stabilisieren. Der Kurswechsel Perestroika und Glasnost eingeleiteten Reformen nicht zur erhofften Stabilisierung des sozialistischen Systems.
Schließlich lüftete die Sowjetische Regierung den Eisernen Vorhang und stimmte der Wiedervereinigung Deutschlands zu. Im Zuge dessen drängten auch die anderen Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts auf einen Abzug der Sowjetarmee. Sie drängten zunehmend zur Auflösung der Militärallianz. 1990 begannen die sowjetischen Truppen, aus den Staaten des Warschauer Paktes abzuziehen. Am 1. Juli 1991 wurde der Warschauer Pakt schlussendlich aufgelöst – damit war der Kalte Krieg offiziell beendet.
Warschauer Pakt: die Folgen
Inzwischen sind alle Gründungsstaaten des Warschauer Paktes dem einst gegnerischen NATO-Bündnis beigetreten – außer Russland, dem Nachfolgestaat der UdSSR. Zudem sind die ehemaligen Sowjetrepubliken Lettland, Estland und Litauen der NATO beigetreten, ganz nach der Parole „Zurück nach Europa“. Diese oft als „Ost-Erweiterung der NATO“ bezeichneten Beitritte sorgen bis heute für Auseinandersetzungen zwischen den NATO-Staaten und Russland, was sich auch im Krieg in der Ukraine zeigt.