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Wahlforschung: Beim Wählen ist Deutschland immer noch in Ost und West geteilt

Wahlforschung

Beim Wählen ist Deutschland immer noch in Ost und West geteilt

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    Stellt die Landtagswahl die politische Landschaft auf den Kopf?
    Stellt die Landtagswahl die politische Landschaft auf den Kopf? Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa

    Stimmungen sind keine Stimmen – dieser Satz gehört zum Einmaleins erfahrener Wahlkämpfer. Gerne sagen sie: Abgerechnet wird am Wahlabend. Wenn an diesem Sonntagabend in Sachsen-Anhalt die Landtagswahlzettel ausgezählt sind, also abgerechnet ist, gilt das Einmaleins aller Voraussicht nach abgewandelt: Stimmen sind Stimmungen.

    CSU-Generalsekretär Markus Blume legt bei der Unions die Latte hoch

    Je nach politischer Farbe und je nach Wahlausgang werden die Spitzenvertreter der Parteien aus den tatsächlich abgegebenen Stimmen das herauszulesen versuchen, das ihnen eine möglichst vorteilhafte Stimmung für den nächsten Wahlgang in Deutschland verschaffen soll. Denn Sachsen-Anhalt ist der letzte Stimmungstest an den Urnen vor der Bundestagswahl am 26. September. Doch wie aussagekräftig wird das Ergebnis an Elbe und Saale überhaupt sein können? Hatte doch CSU-Generalsekretär Markus Blume die Latte unionsintern schon mal hoch gelegt: „Die Wahl in Sachsen-Anhalt hat Signalwirkung weit über Sachsen-Anhalt hinaus.“

    Manfred Güllner, Gründer des Forsa-Instituts für Meinungsforschung.
    Manfred Güllner, Gründer des Forsa-Instituts für Meinungsforschung. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Die Fakten sind nach Aussage des Meinungsforschers Manfred Güllner eindeutig: Auch mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands unterscheiden sich die Sympathien der Wähler für die einzelnen Parteien zwischen den alten und den neuen Bundesländern noch fundamental. Während in der alten Bundesrepublik Union und Grüne darum ringen, wer stärkste Partei wird, liegen die Grünen im Osten weit hinter CDU und AfD und auch Linkspartei: Sie konkurrieren mit der SPD um Rang 4 in der Parteienhierarchie. Die Linke hat in den fünf neuen Bundesländern laut Güllner dreimal mehr Anhänger als in den alten Ländern. Genauso verhalte es sich auch bei der AfD: Dreimal mehr Wahlberechtigte hegen im Gebiet der alten DDR Sympathien für die Partei am äußersten rechten Rand des Parteienspektrums als im alten Westdeutschland.

    Meinungsforscher warnt vor "Missinterpretation" der Wahl in Sachsen-Anhalt

    Güllner hat weiter festgestellt, dass sich seit der Bundestagswahl 2017 die Sympathieverluste und -gewinne der Parteien ebenfalls zwischen Ost und West deutlich unterscheiden. So haben Union und SPD in Westdeutschland mehr Sympathien verloren als in Ostdeutschland, während der Anteil der Grünen-Anhänger im Westen deutlich stärker angestiegen ist als im Osten. Für Güllner gibt es daher nur einen logischen Schluss: „Das Ergebnis der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am Sonntag darf somit nicht als Gradmesser für die Verteilung der Wählergunst im gesamten Deutschland missinterpretiert werden.“

    In den letzten Tagen hat sich die politische Stimmungslage bundesweit wieder spürbar verändert: CDU/CSU liegen laut RTL/ntv-Trendbarometer mit 25 Prozent wieder vor den Grünen (24 Prozent), die FDP hat zur SPD auf Rang drei aufgeschlossen: Beide liegen nach Daten des Meinungsforschungsinstituts Forsa bei 14 Prozent. Die AfD büßt einen Prozentpunkt auf 9 Prozent ein. Die Linke käme auf 6 Prozent, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Und wie sieht es bei der Kanzlerfrage aus?

    Wie stark Baerbocks Vorsprung in fünf Wochen geschrumpft ist

    Grünen-Chefin Annalena Baerbock weiter vorn, ihr Vorsprung vor Armin Laschet und Olaf Scholz ist kräftig geschrumpft. Wenn die Deutschen Kanzlerin oder Kanzler direkt wählen könnten, würden sich derzeit 24 Prozent für Baerbock entscheiden – 8 Prozentpunkte weniger als kurz nach ihrer Nominierung. CDU-Chef Laschet käme auf 19 Prozent (plus 1), Vizekanzler Scholz von der SPD würde unverändert 14 Prozent erreichen. 43 Prozent der Befragten würden sich für keinen der drei entscheiden.

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